Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
Vom Netzwerk:
dabei sollten wir’s belassen. Zum Glück hat deine Tante dich weggebracht, bevor die Polizei dahinter kam, was dort oben vor sich ging. Diese Dummköpfe haben auch jetzt noch keinen Schimmer.«
    »Ich hielt George immer für einen Feigling«, sagte James. »Für einen Feigling und Betrüger. Aber was er zum Schluss getan hat, wie er sich gegen seinen Vater auflehnte, das war wirklich sehr mutig von ihm.«
    »Ja, das war echt klasse«, sagte Kelly.
    »Sogar als wir bereits aufs Schloss zuruderten, habe ich mich immer noch gefragt, ob er mich nicht in eine Falle locken will. Bis er das erste Regal mit dem Serum zerstörte.« James sah Kelly grüblerisch an. »Wir haben doch das Richtige getan, oder?«
    »Wenn’s nach mir gegangen wäre«, sagte Kelly, »hätte ich diesen Lord mit bloßen Händen erwürgt, allein für das, was er Alfie angetan hat. Zugegeben, ich hab in meinem Leben schon einige Dinger gedreht – Einbruch, Taschendiebstahl, Ladenklau und so –, und ich war in so manche Kämpfe verwickelt, bei denen mein Gegner kräftig was abbekam. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was Hellebore auf dem Kerbholz hat. Was er getan hat, was er noch tun wollte, war ’ne echte Sauerei. Er war ein ganz übler Schurke, James, und du hast ihm das Handwerk gelegt. Ich bin froh, das ich dich kennen gelernt hab, Kumpel.«
    »Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, Red. Ohne dich und George und Wilder.«
    »Ah ja. Wilder …«, sagte Kelly mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich hab echt mein Bestes versucht bei ihr, aber sie scheint ihr Pferd lieber zu mögen.«
    Wie als Antwort darauf hörten sie das Klappern von Hufen und gleich darauf kam Wilder Lawless auf Martini um die Ecke gebogen. Sie ritt direkt auf die beiden Jungen zu und stieg ab.
    »Da sind ja die Fürchterlichen Zwei«, sagte sie.
    »Wir reisen bald ab«, sagte James.
    »Es wird schrecklich langweilig ohne euch sein.«
    »Bestimmt komme ich irgendwann einmal zurück«, versprach James.
    »Wer sagt, dass ich dann noch hier bin? Die Welt ist groß, James Bond, und ich bin fest entschlossen sie kennen zu lernen. Versauern werde ich hier jedenfalls nicht.« Sie berührte den Verband auf James’ Wange. »Tut’s noch weh?«
    »Ein bisschen«, sagte James. »Aber Tante Charmian sagt, es heile sehr schnell und man werde später nichts mehr davon sehen.«
    »Das ist gut«, lächelte Wilder. »Wir wollen doch nicht, dass dein hübsches Gesicht von so einer dummen, hässlichen Narbe verunstaltet wird, nicht wahr?« Nach diesen Worten gab sie den beiden Jungen einen dicken Kuss, lachte, stieg in den Sattel – und weg war sie. Martinis Hufe wirbelten zu Kelly Erdklumpen auf, so schnell ritt sie davon.
    James wischte sich verlegen über den Mund und sah Kelly an, der mit puterrotem Gesicht dastand und zur Abwechslung einmal sprachlos war.
     
    Ein paar Tage später, nachdem sie veranlasst hatte, dass Max’ Habseligkeiten in den Süden verbracht wurden, schloss Charmian das Cottage hinter sich zu. Das Testament ihres Bruders war eröffnet worden und wie versprochen hatte Max James das Auto hinterlassen. James wusste nicht recht, was er damit anfangen sollte, denn es würde noch einige Jahre dauern, bis er auf öffentlichen Straßen fahren durfte. Der Wagen wurde – wie all die anderen Sachen auch – zu Tante Charmian gebracht und würde dort wohl für die nächsten paar Jahre in der Garage eingemottet werden.
    Sie verabschiedeten sich von May und Dr. Walker, luden ihr Gepäck in Charmians Bentley und stiegen ein.
    Bald darauf fuhren sie die holprige Straße entlang. James wandte sich um und sah, wie die Hütte zwischen den Bäumen verschwand. Er ließ seine Abenteuer hinter sich, er ließ diesen außergewöhnlichen Abschnitt seines Lebens zurück, und er wusste, egal, was er zu Wilder gesagt hatte, dass er wohl niemals wieder hierher zurückkehren würde.
    Die Dreitagesfahrt nach Kent war düster, kalt und langweilig. Der Himmel blieb bleigrau und James fühlte sich leer und ausgepumpt, als kehrte er von einem seltsamen und aufregenden Traum in die Wirklichkeit zurück. Wie eintönig war doch England, wie sicher, behäbig und langweilig schien hier alles zu sein. Dishforth, Leeds, Barnsdale, Doncaster, Peterborough, Stevenage, Hatfield … welch eine langweilige Parade von farblosen Orten, an denen nie etwas passierte.
    Gleich nachdem sie wieder in Pett Bottom waren, stürzte sich James in seine Schulvorbereitungen. Ein wenig aufgeregt kehrte er nach Eton zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher