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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
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seinen Freunden zurück.
    Sie freuten sich, ihn zu sehen, und fragten ihn über seine Krankheit und die schlimme Wunde an seiner Wange aus. Er antwortete vage und ausweichend und wechselte das Thema. Sie erzählten ihm freudestrahlend, was sie alles getrieben hatten, wie sie Ostern verbracht hatten, welche Spiele sie gesehen hatten, wie viele Fasane sie geschossen hatten, in welche Klemmen sie geraten waren.
    George Hellebore war nicht in die Schule zurückgekommen. Alle möglichen Gerüchte über ihn und seinen Vater machten die Runde, aber keines von ihnen stimmte. James erfuhr später, dass er nach Amerika zu seiner Mutter zurückgekehrt war.
    Eines Morgens, als James nach dem Cricketspiel zum Codrose-Haus zurückschlenderte, lief er Sedgepole und Pruitt über den Weg. James dachte sich nichts dabei, aber Sedgepole legte ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn auf.
    »Was glaubst du, wo du hingehst, Bond?«, sagte er und versuchte drohend zu klingen.
    »Zurück in mein Haus«, antwortete James gelassen. »Aber das geht euch nichts an.«
    »Wenn wir wollen, geht uns das sehr viel an«, sagte Sedgepole und Pruitt kicherte. »Für dein Alter spuckst du ziemlich große Töne«, fuhr Sedgepole fort. »Glaub bloß nicht, dass sich etwas geändert hätte, weil Hellebore nicht mehr da ist.«
    James schaute den älteren Jungen nacheinander fest in die Augen und er begriff, dass sie ihm keinen Schrecken mehr einjagen konnten. Nach allem, was er erlebt hatte, waren ihm diese beiden Riesenaffen gleichgültig. Er hatte erlebt, was wirklicher Schrecken ist, und er hatte um sein Leben gefürchtet. Was waren die beiden im Vergleich dazu?
    Letzten Endes waren sie Jungen. So wie er. Vielleicht ein bisschen größer, aber eben doch nur Jungen, und von Jungen ließ er sich keinen Schrecken mehr einjagen.
    Er hielt Sedgepoles Blick stand und der größere Junge musste in dem Blick etwas gelesen haben, was ihn verunsicherte, denn er nahm seine Hand von James’ Schulter.
    »Solltet du jemals wieder deine Hand auf meine Schulter legen«, sagte James ruhig, »werde ich sie dir ausreißen. Und dann werde ich dir den Arm ausreißen. Hast du das verstanden?«
    »Ja«, antwortete Sedgepole. »Entschuldigung.«
    James lächelte verbindlich. »Schon in Ordnung. Ich wollte das nur mal klarstellen.«
    James drehte sich auf dem Absatz um und ging weg. Er ließ die beiden Unruhestifter zurück, die nicht recht wussten, wie ihnen geschehen war und wie der Jüngere derartig mit ihnen hatte umspringen können. Aber sie hatten etwas Kaltes und Furchteinflößendes in seinen Augen gesehen. Sie wussten, das war ein Junge, dem man besser nicht in die Quere kam.
    Keiner von ihnen sprach jemals über diesen Vorfall.
    Was den Hellebore-Cup angeht, so geriet er völlig in Vergessenheit.
    Der Wettkampf um den Hellebore-Cup wurde nie wieder ausgetragen. Die Trophäe stand auf Carltons Schrank und diente zur Aufbewahrung von Golfbällen.
     
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