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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne
Autoren: Edmund Cooper
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für Greville nicht so wichtig. Das einzige, was für ihn zählte, war im Augenblick, daß er auf dem Weg zu einem sentimentalen Rendezvous war.
    Es war fast zehn Jahre her, seit Liz gestorben war. Sie hatte ihm zwei Söhne und eine Tochter geschenkt. Sie waren alle darauf vorbereitet gewesen, nun zusammen zehn oder zwanzig Jahre Zufriedenheit und relativen Frieden zu erleben, aber dann hatte sie Gebärmutterkrebs bekommen. Als es zu schlimm geworden war, hatte Greville ihr selbst den Gnadenschuß gegeben. So hatte Liz es gewollt.
    Zwei Söhne und eine Tochter. Conrad, neunundzwanzig, und ein – wie es hieß – brillanter Biologe. Greville war sich nie ganz sicher gewesen, ob Conrad wirklich sein Sohn war, und er hatte ihn deshalb mehr als die anderen geliebt. Dann war da Jason, dreiundzwanzig, ein geborener Unruhestifter, der der Überzeugung war, daß jeder, der je gelebt hatte, verrückt gewesen war – mit Ausnahme von Stalin und Mao Tse-tung. Nach Jason kam Jane, neunzehn, die wahrscheinlich die schönste Frau der Republik war. Jane war eine geborene Schauspielerin, wie sich das in dem ständig überfüllten Theater von Truro zeigte. Sie sah Liz nicht im geringsten ähnlich. Sie sah auch Greville nicht im geringsten ähnlich.
    Jason allerdings, der sah Liz ähnlich – was vielleicht der Grund war, aus dem Greville sich nicht in der Lage sah, seine Hinrichtung anzuordnen, als er den Aufstand anführte. Ungefähr dreihundert Bürger waren umgekommen, bevor die Revolte zu Ende war. Die Todesstrafe war offensichtlich eine Notwendigkeit und unausweichlich.
    Pater Jack hatte die Lage jedoch zum Schluß mit seinem Urteil gerettet, durch das Jason auf Lebenszeit verbannt wurde. Sie hatten Jason nach Irland geschafft.
    Greville schaute sich die Reste des Battersea-Parks im Morgenlicht an. Da war nichts mehr als ein Stück Wildnis – urtümlich, als würde der Mensch zum erstenmal seinen Fuß darauf setzen …
    „GK, möchten Sie jetzt Ihr Frühstück?“
    Greville wurde durch die Ankunft eines strammen jungen Manns mit einem Stern auf der Schulter aus seiner Versunkenheit gerissen.
    „Ich glaube, ich will heute überhaupt kein Frühstück, vielen Dank.“
    „Aber GK, der Präsident selbst hat uns angewiesen …“
    „Der Präsident ist überängstlich“, sagte Greville. „Wegtreten.“
    „Jawohl, Sir.“
    „Einen Augenblick noch.“ Greville kam plötzlich ein Gedanke. „Waren die Späher schon auf der anderen Seite?“
    „Jawohl, GK.“
    „Haben sie Kontakt hergestellt?“
    „Nein, Sir.“
    „Darf ich daraus schließen, daß die Brücke frei und offen ist?“
    „Jawohl, Sir.“
    „Gut, ich denke, ich mache einen kleinen Spaziergang. Geben Sie mir zwei Männer und sagen Sie meinem Stellvertreter, daß ich in einer halben Stunde wieder zurück bin.“
    „Aber GK“, protestierte der junge Mann hilflos, „wir haben vom Präsidenten ausdrücklich Befehl, es nicht zuzulassen, daß Sie …“
    „Der Präsident kann mich am Arsch lecken“, unterbrach Greville ihn ungerührt. „Auf die allerfreundlichste Weise selbstverständlich. Also, tun Sie jetzt, was ich Ihnen gesagt habe.“
    „Jawohl, GK“, sagte der junge Mann unglücklich. „Bestätigen Sie mir das schriftlich?“
    „Wenn Sie sich jetzt nicht bald in Bewegung setzen, bestätige ich Ihren Arsch.“
    Der Leutnant verschwand fast buchstäblich. An seine Stelle traten zwei Soldaten aus der Leibgarde Grevilles. Sie waren mit automatischen Gewehren und Handgranaten bewaffnet.
    „Ihr geht in einem Abstand von zwanzig Schritten hinter mir her. Ich will von eurer Anwesenheit nichts merken, es sei denn, es geht um Leben und Tod.“
    „Jawohl, GK“, sagten sie gleichzeitig.
    Greville redete sich ein, er sei ganz allein. Er ging mit schnellen Schritten aus dem Battersea-Park zu der Straße, die zur Chelsea-Brücke führte.
    Ich möchte gern einmal wissen, überlegte er sich, wie viele von ihnen wissen, wofür das GK steht? Wahrscheinlich halten sie es für einen mystischen Titel, der aus uralten Zeiten stammt. Ein paar von den Älteren wissen es wahrscheinlich, aber von den jüngeren niemand. Für die ist GK nichts als eine Beschwörungsformel, ein Wort, das alles und nichts bedeutet. Noch nicht einmal Witze können sie darüber machen … Die Schwierigkeit mit den Leuten heutzutage ist es, daß sie alles zu ernst nehmen. Verdammt noch mal, ist denn kein ordentlicher Transie mehr übriggeblieben?
    Er lachte laut über den Gedanken. Die Männer, die
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