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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne
Autoren: Edmund Cooper
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Feind hatte automatische Gewehre.
    Greville war noch immer bei Bewußtsein. Er lag zusammengesunken neben dem Metallgeländer und starrte auf die Beulen in dem Eisen. Das genau war der Platz.
    Er dachte an Pauline. Er dachte an Liz. Die beiden Gesichter verschwammen ineinander, und er konnte sie nicht mehr unterscheiden.
    „Liebe jemanden … Baue etwas auf“, flüsterte jene vertraute Stimme, die er noch immer nicht erkannte.
    „Ich habe gewußt, was Liebe bedeutet“, sagte er laut. Der Gedanke überraschte ihn. Er schmerzte ihn außerdem – mehr als die Kugeln.
    „Verdammt noch mal, ich habe gewußt, was Liebe bedeutet!“
    Auf beiden Seiten der Brücke passierte etwas.
    Grevilles Kolonne hatte ihren von Pferden gezogenen Panzer herbeigeschleppt. Die Pferde wurden abgespannt, und der Panzer röhrte aus eigener Kraft weiter und verbrauchte die kostbaren vier Gallonen Diesel, die er noch enthielt. In der Zwischenzeit hatte am anderen Ende der Brücke eine Bazooka-Mannschaft Stellung bezogen. Der erste Schuß ließ den Turm von dem Panzer wegfliegen, aber er fuhr weiter. Die Panzerbesatzung war fest entschlossen, ihren geliebten GK um jeden Preis zu erreichen.
    Der zweite Schuß verfehlte sein Ziel und traf eines der tragenden Seile der Brücke. Es riß wie ein Bindfaden. Die Brücke schwankte und begann sich dann gefährlich zur Seite zu neigen, aber der Panzer fuhr unbeirrt weiter.
    Greville fühlte sich völlig glücklich. Drei Kugeln hatten ihn getroffen, aber er fühlte sich völlig glücklich … oder vielleicht war ‚zufrieden’ das richtige Wort. London war noch am Leben.
    „Wir haben eine neue Kultur zum Laufen gebracht, Pauline“, plapperte er. „Wir sind wieder am Anfang. Jeder will jeden umbringen. Eigentlich ist das ganz schön aufregend.“
    Das zweite Seil brach, und nun ruhte die Brücke gefährlich schräg auf einem einzigen Träger. Der Panzer fuhr weiter, und die Bazooka schoß weiter.
    Greville sah noch einmal in Paulines totes Gesicht. Es löste sich auf. Dann sah er Liz. „Tut mir leid“, murmelte sie. „Ich bin nur zum Bumsen gut.“ Greville hob eine Hand, um sie zu berühren. Nun kam der Schmerz, und das Sprechen fiel ihm schwer. „Ich habe dir das nie wirklich gesagt“, flüsterte er. „Dafür hat es keine Worte gegeben. Du hast mir viel mehr gegeben als Bumsen. Sogar viel mehr als Liebe. Was du mir gegeben hast, war …“
    Ein reißendes Geräusch durchschnitt die Luft.
    Einen Augenblick lang hing die Brücke wie zerknitterte Pappe herunter. Dann fiel sie in den Fluß und nahm Greville und den Panzer mit.
    Das blaue Wasser der Themse schäumte und färbte sich, wurde grau und dann dunkelbraun, aber kurz darauf klärte es sich wieder. Trümmer und eine Leiche, von der Luft, die sich in ihren Kleidern gefangen hatte, an der Oberfläche gehalten, trieben langsam flußabwärts unter den Brücken, die in der Stadt noch standen, hindurch und in das offene Meer.
    Es war ein herrlicher Sommermorgen, der einen langen, heißen Tag versprach.

Nachwort
     
    Edmund Cooper, ein britischer SF-Autor, 1926 geboren und in Manchester aufgewachsen, kam über einige Umwege zum Schreiben. Er verließ die Schule mit 15, schlug sich als Arbeiter und Seemann durch, lernte dann eine vier Jahre ältere Lehrerin kennen – er war 16 –, die er als Neunzehnjähriger heiratete. Sie veranlaßte ihn, seine abgebrochene Schulausbildung wiederaufzunehmen und selbst Lehrer zu werden. Die Tätigkeit als Lehrer mißfiel ihm aber bald, und er begann eine Karriere als Autor. Zunächst arbeitete er als Industriejournalist, später wandte er sich der Belletristik zu. Seine erste SF-Story erschien 1954 in dem britischen Magazin Authentic, und 1958 kam sein erster SF-Roman, Deadly Image (Aufstand der Roboter), heraus. In der Folge waren es Romane wie Transit (Die Welt der zwei Monde), Seed of Light (Die Söhne des Alls), A Far Sunset (Unter den Strahlen von Altair), Five to Twelve (Das Regime der Frauen), The Cloud Walker (Der Wolkengänger), All Fool’s Day (Stiefkinder der Sonne) und Who Needs Men? (Freiwild Mann, als Moewig-SF-Taschenbuch in Vorbereitung), die ihm eine Position unter den bekanntesten britischen SF-Autoren verschafften. Cooper arbeitet gelegentlich für das Fernsehen und verfaßt seit einigen Jahren SF-Rezensionen für die Sunday Times. Der 1957 gedrehte MGM-Film The Invisible Boy, (SOS-Raumschiff), in dem der aus einem der bekanntesten SF-Filme der fünfziger Jahre, The Forbidden Planet (Alarm
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