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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne
Autoren: Edmund Cooper
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zu wetteifern, in der Gunst des Generals des Königs zu steigen.
    Er hoffte, daß dies kein Omen war. Er hatte nicht die Absicht, eine Militärdiktatur zu gründen.
    Armer Joseph! Arme Meg! In der letzten Zeit schien sich niemand mehr so recht um sie zu kümmern, und wie haßten sie die Tüchtigkeit und Disziplin, die unter Greville wieder eingekehrt war. Vielleicht sahen sie in ihm einen Anachronismus – eine Art von faschistischem Dinosaurier, der nicht sterben wollte.
    Und doch gab sich Greville große Mühe, wenn er öffentlich mit ihnen sprach, besonders höflich zu sein. Er wollte es jeden wissen lassen, daß der General des Königs nur geduldet wurde. Merkwürdigerweise überzeugte dies niemanden. Die Meinung schien vorzuherrschen, daß Meg und Joseph – die Überreste eines wirkungslosen Triumvirats – nur geduldet wurden, und es amüsierte Greville, ihnen das Gefühl zu geben, sie würden noch als Ratgeber gebraucht.
    Der Jeep fuhr wieder. Das Kloster vom Heiligen Herzen lag nur zwei- oder dreihundert Yards vor ihnen.
    Greville begann sich zu entspannen. Der erste Teil der Reise war ohne ein einziges Opfer geschafft. Das war nach seinem Gefühl ein bedeutender Erfolg. Was aber noch wichtiger war – Liz war unterwegs noch nicht niedergekommen. Das war ein noch bedeutenderer Erfolg.
    Der Jeep hielt vor dem Tor des Klosters an. Greville sah sich um. Er stellte befriedigt fest, daß der Jeep von zwei Gruppen von Pater Jacks jungen Damen gedeckt wurde, die mit Gewehren, Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet waren. Im Hintergrund konnte er noch eine Bazooka-Mannschaft erkennen.
    Pater Jack selbst, unverändert und noch immer mit dem langen schwarzen Priesterrock bekleidet, kam aus dem Kloster, um sie zu begrüßen. „Bitte um Entschuldigung für das Begrüßungskomitee, aber man darf eben keine unnötigen Risiken eingehen … Ich hoffe, du hast eine gute Reise hinter dir, mein Sohn.“
    „Viel besser als erwartet“, sagte Greville. „Wie viele Frauen hast du eigentlich hier? Mein Bote hat etwas von fünfunddreißig gesagt.“
    Pater Jack seufzte. „Im Januar ging es uns sehr schlecht. Ein unangenehmer Monat. Jetzt sind es nur noch siebenundzwanzig … Wie viele Männer habt ihr denn?“
    „Dreiundachtzig.“
    „Mann, Mann“, sagte Pater Jack. „Haben die aber ein Glück, meine Mädchen … Es ist dir natürlich klar, daß das ganze Unternehmen der schiere Wahnsinn ist.“
    „Sicher. Das Leben selbst ist zum schieren Wahnsinn geworden. Was haben wir schon zu verlieren?“
    Pater Jack lächelte. „Bei dir weiß ich es nicht, aber ich persönlich habe eine ganze Menge zu verlieren – freut mich, das zu sagen … Im Interesse deiner geistigen Gesundheit kann ich nur für dich hoffen, daß du nie die Verantwortung für eine Gruppe von Frauen übernehmen mußt.“
    In diesem Augenblick kam ein kleiner Junge zu dem Jeep gerannt. „Bitte, Herr General“, sagte er atemlos. „Es ist Liz. Ich soll ausrichten, es geht los. Sie meint, das Baby kommt bald. Sie haben gesagt, ich soll es ausrichten.“
    Pater Jack strahlte. „Na, so was! Ein gutes Omen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß wir hier einen Kreißsaal haben. Die Mädchen sind bisweilen doch etwas abenteuerlustig. Du solltest deine werte Gefährtin vielleicht besser hereinbringen.“
    Greville hatte wieder Schmerzen in der Schulter.
    Er sah zum Himmel.
    Es fing an zu regnen.
     

EPILOG
     
    7. Juli 2025. Kurz nach der Morgendämmerung.
    Ein Diener kam mit einem Tablett in das Zelt des GK der Armee der Westlichen Republik. Der Diener hustete diskret und stellte das Tablett neben den weißhaarigen alten Mann in dem Schlafsack.
    Greville war wach, stellte sich aber noch schlafend. Er dachte, der Diener würde vielleicht wieder weggehen. Er hätte sich gern noch ein paar Minuten für seine privaten Gedanken gegönnt.
    Der Mann aber stand nur da, hustete und machte höfliche Geräusche, in der Hoffnung, daß es ihm gelingen würde, seinen Herrn zu wecken, ohne daß es direkt diesen Anschein gehabt hätte.
    Greville seufzte. Der Mann hatte natürlich keine Schuld. Sein Befehl lautete: jeden Morgen fünfzehn Minuten nach der Dämmerung Tee zu servieren.
    Der Mann hustete wieder, lauter. Greville richtete sich auf.
    „Guten Morgen, GK. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.“
    „Gut genug. Wie ist das Wetter?“
    „Wir werden heute wieder schönes Wetter haben. Ein wenig Frühnebel, aber wenn Sie das Frühstück verzehrt haben, ist der auch
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