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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne
Autoren: Edmund Cooper
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Augenblick kommen. Er hoffte jedoch nicht, daß es auf der Straße nach Newmarket kommen würde. Die gesamte Gruppe – hundertzwanzig Leute – würden in dem Kloster vom Heiligen Herzen ein paar Tage lang Rast machen, bevor sie sich weiter in Richtung Cornwall auf den Weg machten. Das wäre die ideale Zeit für Liz, um ihr Kind zu bekommen. Sie könnte sich sogar etwas erholen, bevor sie sich an den letzten Teil ihrer Reise machten.
    Der Jeep hielt an, und die Fahrzeugkolonne dahinter hielt ebenfalls an, wie sie das bisher auf dem gesamten Weg von Leicestershire ungefähr jede halbe Meile getan hatte. Bald waren die beiden Motorradfahrer, die als Vorhut vorausgeschickt worden waren, wieder in Sichtweite und winkten sie weiter. Sie sagten ihnen damit, daß die nächste halbe Meile frei und befahrbar war.
    Der Jeep ruckte wieder nach vorn und fuhr mit der geruhsamen Geschwindigkeit von fünfzehn Meilen in der Stunde weiter. Die seltsame Ansammlung von Autos, Lieferwagen, Lastwagen und Wohnmobilen hinter ihm hielt sorgfältig die reguläre Konvoi-Distanz von fünfzig Yards ein.
    Greville dachte an die vergangenen Monate zurück und war noch immer verblüfft von der Geschwindigkeit, mit der seine Ideen von Meg und Joseph und der Gruppe von Leuten, die sie repräsentierten, akzeptiert worden waren. Noch mehr überrascht war er von der Geschwindigkeit und Leichtigkeit, mit der er den Titel und die Rolle des ‚Generals des Königs’ angenommen hatte. Er hatte zunächst sein Amt leichtgenommen und es nicht für mehr als ein Mittel gehalten, das Notwendige durchzusetzen. Der Titel selbst war zunächst nicht mehr als ein Witz gewesen, der aus einer Augenblickseingebung heraus erfunden worden war. Der Witz hatte jedoch eine verborgene Feinheit, und der Titel war hängengeblieben. Er hatte jeden amüsiert. Er hatte einen notwendigen Brennpunkt für das allgemein verbreitete Gefühl für die Absurdität der Situation geliefert.
    Allein ein König konnte den General des Königs absetzen, aber es gab keinen König. Wenn die Gruppe jemals die Herrschaft Grevilles satt haben sollte, waren sie gezwungen, einen noch höheren Herrscher zu ernennen, der ihn absetzen konnte. Im Augenblick waren sie jedoch zufrieden. Greville hatte ihnen mehr angeboten als persönliches Überleben: Er hatte ihnen ein Ziel und eine Richtung gebracht. Es war eigentlich merkwürdig, überlegte er, daß auch Transies etwas brauchten, woran sie glauben konnten, eine Vorstellung von einer Zukunft, die sie erbauen konnten.
    Der Witz, überlegte sich Greville, richtete sich gegen ihn selbst. Er hätte nie geglaubt, daß er wirklich Führerqualitäten haben könnte. Er hätte nie geglaubt, daß er die Verantwortung für eine vollständige Gemeinschaft übernehmen könnte. Und doch saß er hier in dem Jeep, ein weißhaariger, wenn auch noch recht jugendlicher Moses, der einen kleinen Stamm von verrückten und gläubigen Menschen in das gelobte Land’s End führte.
    Land’s End … Die Endgültigkeit des Namens selbst war symbolisch, denn wenn man einen neuen Anfang machen wollte, welchen besseren Platz gab es dafür als Land’s End?
    Greville bewegte seinen Arm und spürte in seiner Schulter einen dumpfen Schmerz. Die Wunde war ausgezeichnet geheilt, aber er spürte sie immer vor einem Regen. Er sah zum Himmel hoch – ein blauer Himmel mit ein paar kleinen weißen Wölkchen –, aber er wußte, daß es bald regnen würde. Die Schulter belog ihn nicht.
    Wieder hielt der Jeep an. Einer von den Motorradfahrern, ein Junge von vielleicht achtzehn Jahren, kam zu ihm zurückgebraust, hielt mit einem kühnen Schwung und quietschenden Bremsen bei ihm an und grüßte Greville militärisch.
    „Das Kloster liegt eine knappe Meile vor uns, Sir.“ Er grinste. „Wir hatten schon Kontakt mit ihrer Wache … Sagenhafte Frauen!“
    „Fahr zurück und sag Pater Jack, daß wir in zehn Minuten bei ihm sind“, sagte Greville. „Und sag ihm, über Essen und Quartier braucht er sich keine Gedanken zu machen. Wir brauchen nur ein bißchen Platz.“
    „Jawohl, Sir.“ Der Junge grüßte wieder und klatschte mit der flachen Hand an das Gewehr, das er um die Schulter trug. Dann brauste er wieder davon.
    Eigentlich war es komisch, dachte Greville, wie viele von den Jüngeren plötzlich eine Schwäche für militärische Umgangsformen entdeckt hatten. Sie standen bei der leisesten Aufforderung sofort in Grundstellung. Sie grüßten wie verrückt, und sie schienen miteinander darin
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