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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady
Autoren: Paula Marshall
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werde ich, Tante. Gleich morgen. Schlimmstenfalls erfahre ich gar nichts, aber den Versuch ist es wert.”
    “Gut so, mein Kind. Nicht aufgeben. So, und jetzt muss ich zum Duke. Ich fürchte, er will mir schon wieder einen Heiratsantrag machen. Lernt es nie, der alte Knopf.” Fröhlich keckernd erhob sie sich vom Sofa.
    Zu ihrer Überraschung umarmte Rebecca sie liebevoll und gab ihr einen herzhaften Abschiedskuss auf die Wange. Schau an, dachte die alte Dame, so kennt man die kühle Beck gar nicht. Dabei vergaß sie vollkommen, dass auch sie selbst sich gerade von einer ganz neuen Seite gezeigt hatte.
    Wie erwartet, brachte Mr Coutts, der Inhaber von Englands größter Privatbank, sein aufrichtiges Bedauern zum Ausdruck, Mrs Will Shafto keinerlei Auskünfte über die finanziellen Transaktionen ihres verschwundenen Herrn Gemahls geben zu können.
    Am Abend des gleichen Tages meldete Rebeccas Butler allerdings einen unbekannten Besucher an, der dringend um eine Unterredung bat.
    Er stellte sich als Mr Smith vor, gab an, bei der Bank angestellt und für Mr Shaftos Kontoführung verantwortlich zu sein. Er war gekommen, um Mrs Shafto gegen eine geringe Aufmerksamkeit die gewünschten Informationen zu überbringen, unter dem Siegel der Verschwiegenheit, selbstverständlich.
    Rebecca akzeptierte kühl und distanziert dieses Anerbieten, sagte ihm einhundert statt der geforderten fünfzig Pfund zu und wappnete sich innerlich für das Schlimmste.
    Wie sie erfuhr, leitete die Bank jedes Vierteljahr von Mr Shaftos Konto zwei Drittel der eingehenden Apanage an einen Anwalt namens Milburn in dem Städtchen Burnside in Northumberland weiter. Die Zahlungen waren bestimmt für eine Mrs Will Shafto.
    Der Raum verschwamm vor ihren Augen. So waren ihre schrecklichsten Befürchtungen also wahr: Will war ein Bigamist! Irgendwo lebte seine erste Ehefrau, der er das Geld schickte, das er aus ihr, Rebecca, durch eine ungültige Heirat herausgelockt hatte!
    Und jetzt ist er zu ihr zurückgekehrt, dachte sie, innerlich völlig stumpf vor Entsetzen. Hat er sich ganz plötzlich an seine Pflichten erinnert und ehrenhaft handeln wollen? Oder hat er mich für diese Frau belogen und betrogen, weil er sie wirklich liebt?
    Mit einem Schlag brach unbändiger Zorn in ihr los. Dieses Ungeheuer! Ich habe meine Suche nach ihm begonnen, weil ich ihm sagen wollte, wie sehr ich ihn liebe. Jetzt will ich ihn finden, um mich zu rächen, dachte sie, außer sich vor Wut.
    Auf der Stelle begann sie, eine erneute Reise in den Norden vorzubereiten, diesmal nach Northumberland.
    Zwei Tage später war sie bereits mit John, dem vertrauenswürdigen Kutscher, zwei berittenen Dienern und Kitty, ihrer Zofe, unterwegs. Die lange, ermüdende Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Sie schien ewig zu dauern. Nach mehreren Tagen erreichte sie Alnwick, wo sie im Weißen Schwan, dem größten Gasthof am Platze, für die Nacht einkehrte. Nur wenige Meilen entfernt lag Burnside, und dorthin würde sie am folgenden Morgen ihr erster Weg führen.
    Trotz des sauberen, bequemen Bettes fand Rebecca in der Nacht kaum Schlaf. Es gab immer noch die Möglichkeit, dass sie sich auf einer völlig falschen Fährte befand und Will sich irgendwo anders aufhielt. Aber eine innere Stimme sagte ihr, dass er nicht weit entfernt war, und dass sie vor Sonnenuntergang des kommenden Tages Auge in Auge der anderen Mrs Shafto gegenüberstehen würde.
    In aller Frühe stand sie auf, kleidete sich sorgfältig an und ließ sich ohne Frühstück von ihrem Kutscher nach Burnside fahren. Mr Milburns Kanzlei war schnell gefunden. Ein eifriger Angestellter begrüßte die vornehme Dame höflich, bedauerte jedoch, sie nicht zu Mr Milburn führen zu können, da dieser sich geschäftlich in einer anderen Stadt aufhielt. Ob er ihr vielleicht zu Diensten sein könne?
    “Nun, ich bin auf der Suche nach einer Mrs William Shafto, die hier in Burnside ansässig sein soll”, antwortete Rebecca freundlich und gelassen.
    “Da kann ich Ihnen tatsächlich helfen, Madam. Mrs Shafto wohnte bis vor Kurzem hier am Markt, doch sie ist umgezogen und lebt jetzt auf dem Gutshof”, erklärte der Kanzleischreiber.
    “Gutshof?”
    “Gewiss, Madam. Das Einzige, was der Familie Shafto geblieben ist. Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun?”
    Rebecca verneinte, bedankte sich und stieg mit etwas zittrigen Knien wieder in ihre Kutsche. Es stimmt also, dachte sie. Es ist alles kein böser Traum. Shafto Hall ist eine
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