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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady
Autoren: Paula Marshall
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die Ungleichheit unserer Position würde immer einer glücklichen Ehe im Wege stehen. Dein Glück aber liegt mir vor allem anderen am Herzen. Deshalb muss ich Dich heute verlassen. Ich werde niemals aufhören, Dich zu lieben.
    Dein Will Shafto.”
    Atemlos überflog Beck die Zeilen. Das ist nicht wahr, dachte sie immer wieder. Er kann mich nicht verlassen haben. Doch nicht jetzt, nachdem wir gerade erst unsere wirkliche Hochzeit gefeiert haben und er sich für mich blutig geschlagen hat!
    Was sollte all dieses Gerede über Ehre? Sie hatte noch nie verstanden, was Männer sich unter Ehre vorstellten, und in diesem Augenblick verstand sie es weniger denn je. Und es brach ihm das Herz, sie zu verlassen? Kümmerte es ihn gar nicht, dass er
ihr
armes Herz ebenso brach?
    Verwirrt, verzweifelt, ungläubig und zornig zerknüllte sie den Brief in ihrer Hand und starrte vor sich hin. Dann glättete sie den Bogen und las Wills Zeilen noch einmal.
    Diesmal las sie langsam, und ihr entging auch nicht der ungeschriebene Text zwischen den Zeilen. Sie fühlte, wie unglücklich ihn seine Abhängigkeit von ihr, sein nutzloses Leben an ihrer Seite gemacht hatte. Und sie erkannte, wie sehr sie diesen Mann liebte, den sie kaltblütig und aus nüchternen Erwägungen geheiratet hatte. Tapfer kämpfte sie gegen die aufsteigenden Tränen an. Nein, dachte sie immer wieder. Ich weine nicht, ich darf nicht weinen.
    Nichts in dem Brief gab ihr Aufschluss oder nur einen Hinweis, wo er sich jetzt aufhielt. Wie sollte sie ihn jemals finden und zurückgewinnen? Denn eines war gewiss: Von sich aus würde er so schnell nicht zu ihr zurückkehren!
    Rebecca beschloss, das Verschwinden ihres Gemahls so lange wie möglich geheim zu halten. Das konnte ihr kaum länger als ein paar Tage gelingen, doch diese wertvolle Zeit musste sie nutzen, um ungestört mithilfe eines ehemaligen Bow Street Runners alles über Wills Leben vor der Hochzeit in Erfahrung zu bringen. Dort mochte ein Hinweis auf seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort verborgen liegen.
    Der von ihren Anwälten empfohlene Detektiv berichtete ihr allerdings kaum Neues. Er hatte mit Josh Wilmot gesprochen, von dem er lediglich in Erfahrung brachte, Will habe vor seiner Heirat ein kleines jährliches Einkommen aus der Erbschaft einer verstorbenen Tante bezogen, den größten Teil dieser Summe aber regelmäßig durch seine Bank an eine unbekannte Adresse weiterleiten lassen. Zur Deckung der eigenen Kosten sei er unterschiedlichen Arbeiten nachgegangen, unter anderem für George Masserene in dessen Spielhölle. Für ihn und für einige andere kleine Ladenbesitzer habe er die Bücher geführt.
    Der Runner hatte Bert in Islington ausfindig gemacht, war dort jedoch auf vollkommen fehlende Bereitschaft zu Auskünften gestoßen. Auch Wills Freunde in Jacksons Studio konnten wenig weiterhelfen, ebenso wenig wie Gentleman Jackson persönlich. Dort hatte man Mr Shafto seit seiner Rückkehr nach London gar nicht gesehen.
    Rebecca hatte den Detektiv kaum verabschiedet und stand noch immer mitten im Salon, verzweifelt und innerlich aufgewühlt über diesen Fehlschlag, als Tante Petronella unangemeldet hereinplatzte.
    “Was hast du mit ihm angestellt?” polterte die alte Dame ohne lange Grußworte los. Sie sah ihre Nichte kühl und ruhig dastehen, ein wenig blass vielleicht, aber ansonsten vollkommen unverändert. Das verärgerte Petronella. Zumindest eine Spur von Traurigkeit könnte das dumme Ding zeigen über den Verlust ihres Ehemanns, dachte sie erbost. Na warte, diesen Gleichmut treibe ich dir aus!
    Damit wurde sie der armen Rebecca ganz gewiss nicht gerecht. Sie konnte ja nicht ahnen, wie viel Kraft es ihre Nichte kostete, die kühle Fassade aufrechtzuerhalten!
    “Von wem sprichst du, Tante Petronella?”, fragte sie unschuldig.
    “Lass das Theater, Mädchen! Wo ist Will? Hast ihn mit deiner scharfen Zunge in die Flucht getrieben, was? Dann bist du eine Närrin – hätte ich eigentlich nicht von dir gedacht.”
    Rebecca schossen Tränen in die Augen. “Im Gegenteil, Tante. Wir waren in letzter Zeit richtiggehend glücklich. Zumindest erschien es mir so”, antwortete sie leise.
    “Wenig glaubhaft”, polterte die alte Dame zurück. “Glückliche Ehemänner verschwinden nicht mir nichts, dir nichts. Wahrscheinlich ist dir nur nichts aufgefallen. Warst zu beschäftigt, die eiserne Jungfrau zu spielen, nehme ich an.”
    Das war zu viel für Rebeccas Selbstbeherrschung. Verzweifelt gegen die Tränen
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