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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady
Autoren: Paula Marshall
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beinahe, als wäre eine antike Marmorstatue zum Leben erwacht.
    Am Ende des Ganges drängte der Butler ihn ungeduldig in einen Raum, den er bisher noch nie betreten hatte. Dort erwartete ihn allerdings nicht seine zukünftige Braut, sondern eine Gruppe von Herren, offenbar alles Mitglieder der Familie Allenby. Wie eine Krähe zwischen prächtigen Pfauen stand Simpson unter ihnen, der Anwalt der Familie. Nach Josiah Wilmot, seinem eigenen Rechtsbeistand, hielt Will vergeblich Ausschau.
    Am anderen Ende des Raumes, hinter den Allenbys, entdeckte er dafür zwei extrem kräftig gebaute Männer, in denen er auf der Stelle Bow Street Runners erkannte, die gefürchteten Londoner Ordnungshüter. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. Man ließ ihn nicht lange im Unklaren.
    John Allenby, Sarahs Onkel und Vormund, ergriff als Erster das Wort.
    “Nach allem, was und wer Sie sind, Sir, werden Sie Verständnis dafür haben, dass wir Sie auf diese Weise empfangen.”
    Ohne lange zu überlegen, beschloss Will, unverfroren an seinem bisherigen Auftreten festzuhalten. Ihm blieb kaum etwas anderes übrig.
    “Ganz im Gegenteil, Sir. Ich habe nicht die geringste Ahnung.”
    “Dem kann schnell abgeholfen werden”, entgegnete Allenby mit schneidender Stimme. “Von einer Heirat zwischen Ihnen und meiner Nichte kann keine Rede mehr sein. Mithilfe dieser beiden Herren hier”, wobei er auf die Konstabler wies, “mussten wir feststellen, dass Ihre eigenen Angaben wie auch die Ihres Anwalts nicht der Wahrheit entsprechen. Sie sind nichts weiter als ein mittelloser, hoch verschuldeter, hergelaufener Bursche, was sage ich, ein Schurke und elender Mitgiftjäger der übelsten Sorte. Nicht einmal der Ring, den Sie meiner Nichte gaben und der jetzt vor Ihnen auf dem Tisch liegt, ist bezahlt. Ihr gesamtes Einkommen beläuft sich auf weniger als zweihundert Pfund pro Jahr. Hätten wir auch nur im Entferntesten eine Ahnung über Ihren wahren Charakter und Ihre wahren Lebensumstände gehabt, Sir, wir hätten Ihnen nicht einmal erlaubt, mit unserer Nichte zu sprechen, geschweige denn, um ihre Hand anzuhalten.”
    Mit einem Schlag war der Traum von einer sorglosen Zukunft vorbei. Will Shafto schluckte einmal, doch die Unverfrorenheit und Selbstbeherrschung, die viele Jahre lang seine wichtigste Überlebensquelle gewesen waren, ließen ihn auch jetzt nicht im Stich.
    “Und Ihre Nichte, Sir?”, fragte er, äußerlich vollkommen gefasst und scheinbar unbeeindruckt. “Was sagt sie zu dieser Ablehnung meines Antrags? Kann ich nicht mit ihr sprechen?”
    “Was meine Nichte wünscht oder nicht wünscht, ist für Sie ohne Belang. Sie wird den Wünschen ihres Vormunds und ihrer Familie Folge leisten, und wir werden keinem weiteren Kontakt mit Ihnen stattgeben. Um Sarahs Namen vor einem Skandal zu schützen, werden wir diese ganze Angelegenheit diskret behandeln, erwarten allerdings, dass Sie auf der Stelle das Haus verlassen und diesen Ring mitnehmen. Sollten Sie so uneinsichtig sein, auf einer weiteren Diskussion zu bestehen, haben die beiden Bow Street Runners den Auftrag, Sie zur Tür hinauszubefördern.”
    Will machte keine Anstalten, den Raum zu verlassen oder den Ring vom Schreibtisch zu nehmen. Sein bisheriges Leben war nicht gerade arm gewesen an unangenehmen Augenblicken, doch diese Demütigung war das Schlimmste, was ihm je widerfahren war. Er schaute Harry Fitzalan an, Sarahs Cousin, der ihn mit ihr bekannt gemacht hatte.
    “Und du, Harry?”, fragte er. “Du stimmst all dem hier zu?”
    John Allenby gab ihm keine Gelegenheit zur Antwort.
    “Natürlich, zumal er einsieht, dass seine Torheit uns dazu brachte, einem Menschen wie Ihnen Zutritt zu unserem Haus zu gewähren und Ihre Werbung um unsere Nichte zu dulden.”
    Will blieb nichts weiter übrig, als den letzten Rest Würde zu retten und zu gehen, bevor die Konstabler sich seiner bemächtigten. Nach einer kurzen wortlosen Verbeugung wandte er sich um und ging zur Tür. Er würde diesen Männern weder widersprechen noch sich rechtfertigen. Beides wäre sinnlos gewesen. Er hatte einen handfesten Täuschungsversuch unternommen und war entlarvt worden, daran war nicht zu rütteln. Warum Sarahs Onkel ihm allerdings die Bow Street Runners auf den Leib gehetzt hatte, blieb ihm unverständlich. Er war schließlich kein Krimineller. Doch in den Augen dieser Männer war Armut offenbar ein Verbrechen, für sie war er folglich ein Schurke.
    Bevor er die Tür öffnete, wandte er sich
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