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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady
Autoren: Paula Marshall
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“Hier in der Stadt kann ich wenigstens überleben.”
    Josh Wilmots Ehrbarkeit als Anwalt mochte zweifelhaft sein, seine Treue zu Will Shafto jedoch stand außer Frage. Mitfühlend legte er den Arm um die Schultern seines Freundes und sagte: “Ich würde dich ja als Schreiber in meiner Kanzlei beschäftigen, aber davon könntest du gerade einmal leben, jedoch nicht als Gentleman.”
    Wie ein Tiger im Käfig lief Will im Salon hin und her. “Hätte ich nicht die anderen Verpflichtungen, ich nähme dein Angebot an. Ich bin es so müde, dieses Leben unter Umständen, die ich mir ganz gewiss nicht selbst ausgesucht habe, diesen ewigen Kampf, den Kopf über Wasser zu behalten, immer darauf gefasst, dass die Flutwelle mich doch überrollt – was offenbar jetzt geschehen ist.”
    Der Anwalt schüttelte hilflos den Kopf. “Kein Freund, keine Verwandten, die dir helfen könnten?”
    “Niemand. Um Himmels willen, Josh, was macht man, wenn man dazu erzogen wurde, ein Gentleman zu sein, und für nichts anderes zu gebrauchen ist? Ich hoffte, Sarah Allenby zu heiraten würde …”
    Er hielt mitten im Satz inne und blieb wie angewurzelt am Fenster stehen, genau an der Stelle, in der gleichen Haltung, in der er Miss Rowallans ungeheuerliches Angebot vernommen hatte.
    “Ja?”, fragte sein Freund. “Was wolltest du sagen?”
    “Nichts. Ich meine …” Doch, dachte er, da ist jemand, der mir helfen kann: Rebecca Rowallan. Bisher war das Schuldnergefängnis nur eine drohende Wolke am Horizont gewesen, doch das Bewusstsein, dass seine Inhaftierung unmittelbar bevorstand, änderte die Lage vollkommen.
    “Doch”, rief er und schlug sich mit der Faust in die Handfläche. “Doch, sei’s drum. Ich tu’s. Wenn ich bereit war, mich auf eine Weise zu verkaufen, warum dann nicht auch auf eine andere? Sie hat völlig recht! Wo ist der Unterschied? Sie hat mir drei Tage Bedenkzeit gegeben. Zum Teufel, ich brauche nicht einmal einen!”
    Josiah Wilmot starrte ihn an, als wäre er von allen guten Geistern verlassen.
    “Will? Will, was ist los? Komm zu dir, alter Junge.”
    “Frag mich jetzt nicht, aber es gibt einen Ausweg. Ich werde nicht in Marshalsea verrotten, und auch du, alter Freund, sollst endlich anständig leben können. Die harten Zeiten sind vorbei, Josh.”
    “Und wie soll das aussehen?”, fragte Wilmot ungläubig.
    Will Shafto brach in lautes Gelächter aus. “Ich werde heiraten, Josh”, brachte er mühsam hervor, “und zwar eine noch reichere Erbin als Sarah Allenby, und diesmal geht nicht in letzter Minute alles daneben. Ich lade dich hiermit zu meiner Hochzeit ein.”
    Beim Anblick von Josiah Wilmots fassungslosem Gesicht wollte er sich schier ausschütten vor Lachen.
    “Mach den Mund zu, Junge. Du bleibst natürlich mein Anwalt, außerdem brauche ich dich als Trauzeugen, wenn die Allenbys mit ansehen müssen, dass ihre Cousine Rebecca Rowallan mir die Hand zur Ehe reicht.”
    Josh fasste ihn an der Schulter und schüttelte ihn. “Sieh mich an, Will. Im Ernst, hast du den Verstand verloren?”
    “Nein, nein, ganz im Gegenteil. Vielleicht bin ich endlich vernünftig geworden. Morgen Nachmittag komme ich in deine Kanzlei und erkläre alles.”
    Will war zu keiner weiter gehenden Eröffnung bereit, und so blieb seinem Freund nichts anderes übrig, als sich zu verabschieden. Kopfschüttelnd und Bemerkungen vor sich hin murmelnd über Männer, denen fehlendes Geld den Verstand geraubt hat, ging er die Stufen zur Duke Street hinunter.
    Am kommenden Tag saß Rebecca Rowallan zur üblichen Besuchszeit im eleganten Salon ihres Stadthauses. Sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass Will Shafto kommen würde – wenn nicht an diesem Tag, dann an einem der beiden folgenden. Sie hatte ihr eigenes Gespräch mit den Bow Street Runners geführt, die für ihren Onkel Allenby Nachforschungen angestellt hatten, und konnte sich ein recht genaues Bild von Will Shaftos Lebensumständen, aber auch vom Ausmaß seiner augenblicklichen Bedrängnis machen. Es war nicht viel darüber in Erfahrung zu bringen, wovon er bereits seit Jahren seinen Unterhalt in London bestritt, ebenso wenig war viel über Shafto Hall in Northumberland und die dortigen Verhältnisse herauszubekommen. William Shafto senior hatte offenbar den größten Teil des Vermögens verspielt und sich irgendwann erschossen. Der Rest der Familie war nach seinem Tod von dem alten Landsitz fortgezogen, wohin, war in der Kürze der Zeit nicht zu erfahren gewesen, nicht
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