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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady
Autoren: Paula Marshall
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Gesicht.
    “Im Sommer würde ich nie ein Gespenst erwarten, Will.”
    “Aber einen Hund habe ich zu bieten”, meinte er stolz, steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Kurz darauf kam ein wunderschöner kräftiger Collie angerannt, legte sich vor Will platt auf den Boden und schaute seinen Herrn mit klugen Augen an.
    “Darf ich vorstellen, Beck? Das ist Pilot, unser Hütehund. Ein Schoßhündchen ist er nicht, aber das würde auch gar nicht zu dir passen, nicht wahr? Der alte Bauer hier, mein ehemaliger Pächter, bringt mir nicht nur bei, einen Bauernhof zu betreiben. Er zeigt mir auch, wie ich mit Pilots Hilfe die Schafherden halte. Ich habe von ihm den Gutshof übernommen, und er wohnt jetzt auf seinem Altenteil in einer Kate nicht weit von hier.”
    Im Nu waren Rebeccas Tränen versiegt. Begeistert beugte sie sich zu dem Hund hinunter und streichelte ihm den Kopf. Pilot ließ sich die Liebkosung mit einem höflichen Schwanzwedeln gefallen.
    “Bitte, Will, erkläre mir, was dich dazu brachte, mich zu verlassen und ein Farmer zu werden”, bat sie.
    “Gewiss”, antwortete er. “Das bin ich dir schuldig. Schau, dort drüben hinter den Bäumen liegt Shafto Hall, das alte Herrenhaus. Viel ist von ihm nicht übrig, aber auf der Terrasse steht eine alte Steinbank, auf der können wir sitzen und in Ruhe reden.”
    Das ehemals herrschaftliche Gebäude befand sich tatsächlich in bedauerlichem Zustand, doch seine altehrwürdige Schönheit war ungebrochen. Von der Steinbank auf der Terrasse aus eröffnete sich ein wunderschöner Ausblick über einen grünen, zu einem Bachlauf abfallenden Hang auf sanft rollende Hügelketten mit Hunderten von grasenden Schafen.
    Nach einer Weile des Schweigens begann Will unvermittelt: “Ich wusste nicht, dass du mich liebst, Beck. Ich nahm an, du habest dir meine Liebe damals in der Wildnis gefallen lassen aus Dankbarkeit, dass ich dich vor Job Cooper bewahrt hatte. Du hast nie etwas anderes geäußert, hast nie ein Wort der Liebe zu mir gesagt, Beck. Warum nicht?”
    Sie ließ den Blick über die weite Landschaft schweifen und antwortete zögernd: “Ich kann nicht, Will. Ich wage es nicht. Bis ich dir begegnete, hat das Leben mir eine eiskalte Lektion erteilt: dass ich es nicht wert war, geliebt zu werden. Einmal, vor langer Zeit, wagte ich einen Versuch, und der schlug furchtbar fehl. Damals habe ich mir geschworen, niemals wieder etwas für einen Mann zu empfinden, oder es zumindest niemals wieder zuzugeben.”
    Will nahm sanft ihre Hand und wartete geduldig.
    Schließlich fuhr sie fort: “Mein Bruder Paul war fünf Jahre älter als ich. Als ich geboren wurde, war Vater enttäuscht. Er konnte mit einer Tochter nichts anfangen. Er wollte nur Söhne. Zu seinem Leidwesen war meine Mutter eine kränkliche Frau, die kein weiteres lebendes Kind zur Welt brachte. Und dann starb Paul bei einem Reitunfall. Damals schrie mein Vater mich an: ‘Wenn schon einer von euch sterben musste, warum dein Bruder und nicht du?’ Das hat er mir nie verziehen. Kurz darauf starb Mutter an einem weiteren Versuch, ihm einen Sohn zu schenken. Vater heiratete auf der Stelle neu, doch auch meine Stiefmutter schaffte es nicht, einen Knaben zur Welt zu bringen. Am schlimmsten war, dass sie mich nicht ausstehen konnte und meinen Vater in seiner Abneigung gegen mich noch unterstützte.”
    Schweigend und voller Mitgefühl streichelte Will sanft Rebeccas Hand. Einmal in Fluss geraten, strömte die traurige Erzählung wie ein Sturzbach aus ihr heraus. Sie seufzte tief auf und fuhr fort:
    “Als ich siebzehn war, stellte Vater einen jungen Hausdiener ein. Er war der Sohn eines Freibauern, liebenswürdig und wunderschön. Robert, das war sein Name, sprach mit mir. Ich tat ihm leid, und wahrscheinlich verliebte ich mich in ihn, weil er der erste Mann war, der mich freundlich behandelte. Ich werde wohl nie erfahren, was er tatsächlich für mich empfand. Er versprach, mich nach Gretna Green zu bringen, dort zu heiraten, und danach mit mir auf seines Vaters Farm zu leben. Ich war überglücklich. Da gab es jemanden, der mich wirklich liebte und den auch ich lieben konnte. Nun ja, wir kamen nicht weit. Die nachfolgende Szene kannst du dir vorstellen. Robert wurde fristlos entlassen, ich habe ihn nie wiedergesehen. Mich sperrte man ins Dachgeschoss des Hauses, und nur weibliche Dienstboten erhielten Zutritt zu mir. Meine Stiefmutter brachte zwar einen Sohn zur Welt, doch das Kind lebte nur
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