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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
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herzuschleichen, muß er mit den Folgen dieser Dummheit auch selbst fertig werden.
    Sie zwang sich zu einem Schritt, einem zweiten und verschloß ihren Geist gegen weitere Ausstrahlungen, obgleich sich tief in ihr etwas dagegen auflehnte. Die letzten Nebelschwaden waren davongetrieben, und nun konnte sie das Tal unten erkennen.
    Gegen alle Logik hatte Elossa erwartet zu sehen, was ihr Traum ihr gezeigt hatte – eine Stadt und die Kugel aus dem Himmel, die die Vernichtung gebracht hatte. Was sie sah, war ein Plateau, das sich fast so weit erstreckte wie die Ebene, die sie überquert hatte. In der Ferne waren die schattenhaften Formen weiterer Berge zu erkennen. Diese Bergkette mußte es an drei Seiten fast wie eine Wand umschließen, oder die Arme, die sich schützend darum legten.
    Eine Stadt gab es nicht. Aber als sie die verschiedensten Mulden und Erhöhungen sah (die alle von Unkraut überwuchert waren), wußte sie, daß dort lange vergessene Ruinen lagen. Sogar ein Haufen Steine erhob sich noch, der vielleicht ein letztes Überbleibsel der Stadtmauer sein mochte.
    Sie wandte ihren Blick nordwärts, um den Krümmungen einer solchen Mauer zu folgen. Was dort lag, befand sich nicht in der Stadt, sondern weiter entfernt, als ihr Traum es ihr gezeigt hatte. Nur ein Teil davon hob sich noch aus dem Boden, wie eine Kuppel. Das war das kugelförmige Ding, das aus dem Himmel gefallen war und solches Unheil angerichtet hatte.
    Ganz offenbar wurde sie davon angezogen. Der Zwang zur Pilgerung kam von dort, und er war nun stärker als zuvor. Er drängte sie, ihre Mission so schnell wie möglich zu Ende zu bringen.
    Die Straße war stark aufgebrochen, ganze Teile fehlten, vermutlich von Lawinen und Steinschlägen mitgerissen. Ihr weiter zu folgen, bedurfte größter Vorsicht und sicheren Fuß. Jeder Fehltritt mochte zu einem Sturz in die Tiefe führen.
    Elossa konzentrierte sich völlig auf diesen Abstieg. Immer wieder tastete sie den Weg vor sich mit dem Stab ab, ehe sie sich den trügerischen Steinstücken anvertraute. Der Weg zu ihrem Ziel war viel weiter als er von oben ausgesehen hatte.
    Die Höhe des Plateaus erreichte sie erst gegen Mittag. Sie machte eine Pause, um einen Bissen zu sich zu nehmen, ehe sie die grasüberwucherte Straße verließ, um zu der Kuppel abzubiegen.
    Genau wie der Weg weiter gewesen war, als sie erwartet hatte, waren auch die Ruinen aus der Nähe bedeutend höher, als sie aus der Ferne ausgesehen hatten. An vielen Stellen überragten sie sie ein gutes Stück.
    So wie die Ruinen in Wirklichkeit größer waren, hob sich auch die Kuppel viel höher aus dem Boden, als es vom Hang aus den Anschein erweckt hatte. In ihrem Traum war die Kugel groß genug gewesen, einen riesigen Teil der Stadt zu bedecken. Das verstand sie jetzt auch. Nach ihrem Traum zu schließen, war das, was aus dem Boden ragte, höchstens ein Viertel der Gesamtmasse, und trotzdem war das noch so hoch wie drei Raskihäuser übereinandergesetzt.
    Die Kuppel war einheitlich grau, doch nicht vom Grau natürlichen Gesteins, sondern heller, ähnlich der Farbe des Sommerhimmels, ehe Regen einsetzt. Als Elossa darauf zumarschierte, wehte der Wind durch die Ruinen. Er hörte sich auf gespenstische Weise wie ein klägliches Wimmern an. Wenn sie ihrer Phantasie Spielraum ließ, konnte sie an das Wehklagen ferner Stimmen denken, die ihre Toten betrauerten.
    Nein, sie hatte genug von Illusionen! Kurz blieb sie stehen und schlug mit ihrem Stab auf einen der halbbegrabenen Steine. Er war erfreulich fest unter der Berührung – keine Illusion! Der Wind verursachte oft die merkwürdigsten Geräusche, wenn er durch Felsformationen strich, gleichgültig, ob sie natürlichen Ursprungs oder von Menschenhand errichtet waren.
    Je weiter sie kam, desto höher wurden die Ruinen. Sie warfen ihre zackigen Schatten in ihre Richtung. Sie stellte fest, daß sie sich mehr nach links halten mußte, um ihr Ziel zu erreichen, und das bedeutete, daß sie sich näher an diese grasüberwucherten Überreste einer längst vergangenen Zeit, ja sogar zwischen sie wagen mußte. Jeder Nerv in ihr protestierte, als sie es tat.
    Hier war der Weg des Todes!
    Einen langen Augenblick schien die Luft sich zu verdicken, wurde zum Vorhang, der sich zurückzog. Sie sah Gestalten mit mehr Substanz als der Bergnebel, und doch mochten sie ihm entstammen. Eine solche Gestalt floh, andere waren Bluthunde, die ihr nachhetzten. Während diese Nebelgestalt dahineilte, einmal nach einer,
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