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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
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dann der anderen Seite einen Haken schlug, spürte sie die Angst und das Entsetzen, die sie beherrschten.
    Nein! Hastig errichtete Elossa ihre Geistbarriere. Die Gestalten waren verschwunden, aber sie zweifelte keineswegs, daß einst eine solche Jagd den Pfad überquert hatte, dem sie jetzt folgen mußte.
    Wieder war ihre Energie erschöpft, und sie mußte sich immer mehr auf ihren Stab stützen, ja selbst öfter eine kurze Verschnaufpause machen. Fast war ihr, als wäre auch sie so verzweifelt gelaufen wie dieses Nebelwesen.
    Ihr Kopf zuckte zur Seite. Es war wie ein unerwarteter Zug aus der Luft, der sie nach links riß. Jetzt bemerkte sie einen Pfad, der sich westwärts durch die überwachsenen Ruinen wand. Obwohl sie sich dagegen sträubte und sich bemühte die Kontrolle über ihren Körper wiederzugewinnen, folgte er einem fremden Willen.
    Mit aller Kraft, mit jeder Waffe ihres Obersinns kämpfte sie dagegen an, vergebens. Wie eine Marionette mußte sie dem Zug der unsichtbaren Schnüre gehorchen. Und sie war sich nur allzusehr bewußt, daß kein Yurth dieser Puppenspieler war. Die Berührung hätte nicht fremdartiger sein können.
    Weiter schlurfte sie. Sie versuchte nicht länger, sich zu befreien. Die Vorsicht, die man sie gelehrt hatte, riet ihr, Kraft und Willen zu sparen, da beides in Kürze auf die Probe gestellt würde.
    Die Ruinenhügel wurden noch höher und verbargen den Blick auf die Kuppel, ja manchmal alles, außer dem Stück Himmel unmittelbar über ihr. Und plötzlich endete der Weg an einer dunklen Öffnung in der Seite einer der überwachsenen Ruinen. Als sie sah, was hier vor ihr lag – und sie spürte auch, was oder wer immer sie in seiner Gewalt hatte, wollte, daß sie hier eintrat –, wappnete Elossa sich zu einem letzten Widerstand. So sehr konzentrierte sie sich darauf, daß ihr nicht bewußt wurde, was hinter ihr war.
    Ein Hieb lähmte ihre Schulter. Sie mußte den Stab fallen lassen. Ehe sie sich umdrehen oder ihren Obersinn zur Verteidigung einsetzen konnte, explodierte ein Licht in ihrem Kopf, und sie fiel in dunkles Nichts.
    Geräusche holten sie aus diesem Nichts zurück. Ein tiefer Ton ließ in regelmäßigen Abständen die Luft vibrieren. Ihr Körper reagierte auf diesen Takt. Er erzitterte, wenn der Ton langsam erstarb, und zuckte vor dem nächsten zurück. Es fiel ihr so schwer zu denken.
    Sie öffnete die Augen. Kein Himmel, kein Tageslicht. Hier war Finsternis, durch eine flackernde Flamme, die sie aus dem Augenwinkel sehen konnte, nur schwach erhellt. Und immer dieser Takt! Er brachte sie aus dem Gleichgewicht, wenn sie Geistberührung versuchte, um festzustellen, wo sie war und wer sie hierhergebracht hatte.
    Sie versuchte sich zu bewegen, aber es ging nicht. Nicht durch einen Gedankenbann war sie gelähmt, sondern mit Eisenringen gefesselt, die um ihre Hand- und Fußgelenke, unmittelbar oberhalb der Knie und um ihre Brust lagen und mit der harten Oberfläche verbunden waren, auf der sie lag. Sie konnte sie zumindest mit den Fingerspitzen berühren und so erkennen, daß sie aus Stein war.
    Das schlagende Geräusch verstummte. Elossa wandte das Gesicht dem Licht zu. Es kam von einer metallenen Lampe von der Form einer monströsen Kreatur, die auf den Hinterbeinen kauerte. Die Flammen in ihrem Innern flackerten aus den Augen und dem aufgerissenen Rachen.
    Doch so gering war die Reichweite ihres Scheins, daß sie hinter der Lampe nichts erkennen konnte. Die Dunkelheit dort war so undurchdringlich wie der Nebel am Paß. Doch da der schreckliche Taktschlag aufgehört hatte, konnte sie genug Kraft für eine Sondierung sammeln.
    Sie spürte den Raski!
    Nun gab es keine Frage mehr, was sie zu tun hatte. Jeder Pilger empfand den inneren Zwang, sich durch nichts von seiner Mission abhalten zu lassen, denn sie war wichtig für die Yurth als Volk, da jeder, der sie schaffte und zurückkehrte, dem Clan neue Kraft verlieh. Sie selbst hatte den Zustrom neuer Kraft mehrmals bei den Festen gespürt, die für die Heimkehrer gegeben wurden.
    Sie mußte ihre Mission zu Ende führen. Wenn ihr Erfolg davon abhing, diesen minderwertigen und »blinden« Geist zu übernehmen, würde sie es auch tun.
    Elossa ließ der behutsamen Berührung eine tiefe Sondierung folgen.
    Was sie fand, ließ sie erschrecken. Es war ein zweischichtiger Geist – ein doppeltes Leben, Seite an Seite. Der Geist, den sie zu erreichen suchte, wurde durch den anderen geschützt. Oder befand er sich ebenfalls in seinem Bann
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