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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme
Autoren: Michael McCollum
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Lippen küssten ihr zerzaustes Haar.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und gab ihm einen Kuss. »Willkommen zurück bei den Lebenden, mein Schatz. Ich habe dich doch nicht etwa aufgeweckt, oder?«
    Ein sanfter, durch ein glucksendes Lachen erzeugter Lufthauch drang in ihr Ohr, und Zähne knabberten am Ohrläppchen. »Willst du es herausfinden?«
    »Noch nicht«, erwiderte sie. »Später vielleicht. Im Moment möchte ich einfach nur die Nacht genießen.«
    »Sie ist wirklich wunderschön, nicht wahr?«
    »Schöner als irgendetwas, das ich jemals gesehen habe. Wenn man im Weltraum ist, vergisst man allzu schnell, wie schön die Erde überhaupt ist.«
    »Ja, das stimmt. Aber wieso bist du überhaupt nach draußen gegangen, mein Schatz? Hat mein Schnarchen dich etwa aufgeweckt?«
    »Nein, ich genieße nur die Nachtluft … und frage mich auch irgendwie, ob wir heute richtig gehandelt haben.«
    »Sie haben immerhin zugehört«, erwiderte Mark und strich ihr übers Haar. »Mehr konnten wir nicht erwarten.«
    »Aber haben sie uns auch geglaubt?«
    »Ich glaube, die Koordinatorin hat unsere Argumente nachzuvollziehen vermocht und sympathisiert vielleicht sogar mit uns; aber das wird uns natürlich auch nichts helfen, wenn die politische Opposition sich auf Vasloffs Seite schlägt.«
    Sie seufzte. »Sie können ihn nicht ewig eingesperrt halten.«

    »Zumal das auch keinen Sinn hätte. Viele Leute würden sich lieber in der trügerischen Sicherheit des Versteckspiels wiegen, als sich dem Risiko einer Gegenwehr auszusetzen. So ist das immer schon gewesen, und so wird es auch immer sein.«
    »Aber wir müssen kämpfen, Mark. Weil uns das nämlich im Blut liegt.«
    »Du und ich, wir hatten schon die Gelegenheit, das durchzuspielen«, erwiderte er plötzlich ernst und zog sie noch enger an sich. »Die Milliardenbevölkerung der Erde wird aber Zeit brauchen, um die Risiken abzuwägen. Wer weiß? Vielleicht gibt es doch einen Mittelweg zwischen den beiden Möglichkeiten, ein Loch zu graben und sich darin zu verstecken und einen Feldzug gegen die broanischen Horden zu führen.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Nein, glaube ich nicht. Aber viele andere werden es glauben.«
    Sie verstummten und ließen für lange Minuten den Blick übers dunkle Wasser schweifen. Sie genossen die Gegenwart des jeweils anderen und die Nacht. Schließlich sagte Lisa: »Wir werden für den Rest unseres Lebens gegen die Broa kämpfen, nicht wahr, Mark?«
    Er nickte in ihrem Haar. »Das wusstest du aber auch schon, als ich dir zum ersten Mal von meiner Vision von Gibraltar-Erde erzählt habe.«
    »Stimmt wohl«, erwiderte sie. »Es ist nur so, dass man angesichts der Schwierigkeiten, die vor uns liegen, schier verzagen könnte.«
    Er lachte. »Nenn mir mal eine Zeit, wo das nicht so gewesen wäre. Wenigstens wissen die Broa noch nichts von unserer Existenz. Und mit etwas Glück werden sie es erst herausfinden, wenn es zu spät für sie ist.«

4
    Eine steife Brise wehte vom nahen azurblauen Meer ins Büro hoch über der größten Stadt auf der Hauptwelt des Salefar-Sektors. Das Büro befand sich in der Zinne eines goldenen Turms, der keinen Namen trug. Aber er brauchte auch keinen, denn selbst das kleinste Junge der einheimischen Spezies des Planeten wusste, wer in dem Turm residierte und welche Macht er über ihr alltägliches Leben ausübte. Der Name der Stadt in der Sprache der Autochthonen war für den Bewohner des Turm-Büros unaussprechlich. Er nannte sie deshalb einfach ›Kapitale‹. Und sie war auch nur eine von vielen Städten in der Galaxis, die diese Bezeichnung trug. Der Name des Planeten war Sssassalat ; ein Wort, das willkürlich ausgewählt worden war, ohne dabei zu berücksichtigen, dass der Stimmapparat der Eingeborenen Schwierigkeiten hatte, Silben zu artikulieren.
    Der Wind trug eine Vielzahl fremdartiger Gerüche heran, die alle vom guten Geruchssinn des kleinen Wesens aufgefangen wurden. Es hockte auf dem Sitzgestell hinter dem reich verzierten Schreibtisch aus teurem Schwarzgold-Holz, das nur auf der Heimatwelt zu finden war. In die glänzende Tischplatte waren die Instrumente eingebettet, mit denen der Bewohner des Turms mit seinen vielen Untergebenen zu kommunizieren pflegte. Ein paar Zusatzmonitore waren momentan erleuchtet. Doch er schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit.
    In den letzten paar demi -Perioden hatte er die Kapriolen eines bunten Vark beobachtet, der in der Thermik im Windschatten des goldenen Turms segelte.
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