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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme
Autoren: Michael McCollum
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erwartet, ihn hier zu sehen.«

    »Er befindet sich in PoleStar in Quarantäne – auf Ihre Anweisung.«
    »Auf meine Anweisung?«
    Dieter Pavel räusperte sich. »Ich habe die Anweisung herausgegeben, Madame Koordinatorin. Ich hielt es für angebracht, ihn daran zu hindern, Unruhe zu stiften, bis Sie eine Gelegenheit hatten, den Expeditionsbericht zur Kenntnis zu nehmen.«
    »Er ist aber nicht wirklich krank, oder?« »Sein Arzt glaubt, er hätte eine Erkältung. Ich sage immer, man kann gar nicht vorsichtig genug sein mit diesen Weltraum-Viren.«
    »Sie werden es noch weit bringen in der Politik, mein Junge«, prophezeite sie ihrem Assistenten mit einem Lächeln. »Entweder das, oder Sie kommen aufs Schafott.« Dann wandte sie sich wieder an Mark: »Sie sagten, wir hätten eine unüberwindliche Festung, die uns schützt, Herr Rykand. Worum handelt es sich dabei?«
    »Natürlich unsere Anonymität. Die Broa wissen nicht, wo wir zu finden sind. Sie wissen nicht einmal, dass wir überhaupt existieren. Das und der Sternenantrieb. Der Sternenantrieb verleiht uns Handlungsfreiheit.«
    »Handlungsfreiheit, um was zu tun? Uns zu verstecken?«
    »Nein, Madame. Uns zu verstecken geht überhaupt nicht.«
    »Aber wir haben uns doch schon so lange versteckt.«
    »Wir hatten nur Glück. Evan, möchten Sie das übernehmen?«
    Dr. Evan Thompson, seines Zeichens Alien-Technologe, nickte und sprang als Referent ein. »Früher oder später werden die Broa unseren ›Krähwinkel‹ im Universum doch entdecken.«
    »Und wie?«
    »Es gibt mehrere Möglichkeiten. Vielleicht platzt eins ihrer Schiffe in unser System. In Neu-Eden ist das doch
schon passiert. Und dann wäre da unser elektromagnetischer Fußabdruck.
    Wir strahlen seit Jahrhunderten Radio-, Tele- und Holovisionswellen in alle Himmelsrichtungen ab. Was, wenn irgendein Broa eins der frühen TV-Programme auffängt? Dann dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ihre Kriegsflotte hier erscheint.«
    »Die broanische Souveränität ist 7000 Lichtjahre von hier entfernt. Wenn ich meine Physik-Hausaufgaben gemacht habe, bedeutet das, dass unsere Radiowellen sie erst dann erreichen werden, wenn wir fünfstellige Jahreszahlen schreiben.«
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte Thompson und schüttelte die zottige Mähne. »Der Krebsnebel ist 7000 Lichtjahre entfernt. Soweit wir wissen, markiert der Nebel die entferntesten Ausläufer der Souveränität . Also wäre es möglich, dass eine broanische Welt schon bald von unserer sich ausdehnenden Radio-Blase erfasst wird.«
    »Kein sehr wahrscheinliches Szenario«, murmelte Anton Bartok.
    »Möchten Sie die Existenz der menschlichen Rasse darauf verwetten?«, fragte Mark ihn im Bestreben, die ›Diskurshoheit‹ zurückzuerlangen.
    »Wenn wir uns nicht verstecken wollen, was sollen wir dann tun?«, fragte eine konsternierte Nadine Halstrøm.
    Mark schaute sie mit einem Ausdruck felsenfester Entschlossenheit an. »Madame Koordinatorin, wir können uns nicht ewig verstecken. Und sobald sie uns entdecken, ist sowieso alles verloren. Aber wir haben ein Zeitfenster, in dem wir handeln können.«
    »Und wie sehen diese Handlungen aus?«
    Mark zuckte die Achseln. »Das ist doch ganz einfach: Wir greifen sie an, bevor sie uns angreifen!«

    Das Subjekt der Konferenz saß in seiner Zelle in PoleStar und sann über seine Zukunft nach.
    Es war nun fünf Zyklen her, seit Sar-Say den Menschen in die Hände gefallen war. Nachdem er den Hinterhalt in seinem Schiff überlebt hatte, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, dass seine Retter ihn nicht sofort erkannten. Dieser Schock hatte sich noch vertieft, als er sich bewusst wurde, dass sie überhaupt keine Diener waren. Die Zivilisation schien ihnen gar kein Begriff zu sein. Die Vorstellung, dass er der Gefangene wilder Aliens wäre, erschreckte ihn noch mehr als der Mordversuch, der ihn in diesen unbekannten Raumsektor verschlagen hatte.
    Und was noch schlimmer war: Ihr Schiff hatte keinerlei Ähnlichkeit mit den Schiffen, die er bisher gesehen oder von denen er auch nur gehört hatte. Es sprang nicht etwa durch Sternentore von einem Punkt zum andern. Stattdessen überquerte es die schwarzen Abgründe zwischen den Sternen, wie ein Schiff ein Meer befährt. Das allein war schon ein Beweis dafür, dass sie nicht der Zivilisation angehörten. Denn er vermochte sich keine andere Erfindung vorzustellen, die der natürlichen Ordnung so zuwidergelaufen wäre wie die Freizügigkeit zwischen den
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