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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
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Süden nach einer lebensfreundlicheren Gegend zu suchen. Vergangenes Jahr hatte sich die letzte Expedition ins Unglück gestürzt. Sie hatten angenommen, zu viert und schwer bewaffnet allen Gefahren begegnen zu können. Den Misserfolg des ersten Versuches hatten sie dem Alter ihrer Geschwister zugeschrieben, die damals erst sechzehn Jahre alt waren. Eine folgenschwere Entscheidung, denn von beiden Gruppen gab es bisher keine Antwort. Wobei die Kurzwellen-Funkgeräte, die sie mit sich trugen, eine terrestrische Reichweite von mehreren Tausend Kilometern hatten.
    »Nichts.«
    »Wie nichts?«
    »Nichts was erwähnenswert wäre. Vater redet nur Blödsinn. Die ganze Computer-Scheiße an Bord ist Müll. Wenn Ruben uns nicht gerade beim Fischen zusieht, versucht er die ganze Zeit, mit S arai diesen alten Schrotthaufen wieder ans Laufen zu bringen.«
    »Ruben und Sarai wissen genau, was sie tun!«, erklärte Elias unmissverständlich und legte das weiße Muskelfleisch des Eishais in eine Kühlbox. Ihre Schwester Sarai war die zweite Frau an Bord und mit Ruben befreundet. Da man Sarai und Kezia sonst nicht hätte unterscheiden können, hatte sich Sarai die Haare blondiert. Ferner hatte Sarai nur eine Aufgabe – sie sollte den verfluchten Hauptrechner neu starten. Was sie leider seit sieben Jahren nicht hin bekam.
    »Bestimmt sogar. Wenn nicht sie, wer sonst?«
    »Genau, wer sonst ...« Elias senkte den Kopf. Ruben hatte viel Geschick gezeigt, neben den Waffen auch die komplizierte Tec hnik im Habitat zu warten. Weswegen auch der letzte Kampfanzug auf ihn abgestimmt war. Damit war ihr klügster Kopf gleichzeitig auch ihr letztes brauchbares Waffensystem.
    »Geht es dir gut?«, fragte Kezia. Sie waren mit der Arbeit fertig und wuschen sich gerade die blutigen Reste des Eishais von den Händen.
    »Nein. Es geht mir nicht gut«, antwortete Elias und verließ die Lagereinheit. Diese Machtlosigkeit, die ständige Angst, immer weitere Geschwister zu verlieren, bedrückte ihn. Er fühlte sich, als ob er in der Schwärze des Polarmeeres versinken würde.
    »Du bist nicht allein! Elias, warte ...«, rief ihm Kezia noch ve rgeblich hinterher.
     
    ***
     
    Neugierig?
    Blue Planet I.
    Erscheint im Herbst 2013
     
     
    Sonnenfeuer. Der Frieden war nah
     
    Zimmer 1162
    Als Narbe, lateinisch cicatrix, wird nach Zerstörung des kollagenen Netzwerks der Haut ein minderwertiges, faserreiches Ersatzgewebe bezeichnet, von Klugscheißern auch Fibrose genannt. Lea schmunzelte, ihr kleiner Mann im Ohr redete wieder mal reichlich Blödsinn. Vermutlich ging es ihr gerade viel zu gut, schließlich zeigten Narben, was man überlebt hatte.
    An diesem Abend musste sie arbeiten und derartige Gedanken interessierten in solchen Kreisen kein Schwein. Sie verbot ihrem kleinen Mann im Ohr sein loses Mundwerk und ließ die Spuren der Vergangenheit routiniert unter einer dezenten Make-up Schicht verschwinden. Das Badezimmer, in dem sie stand, hatte etwas: dunkler Marmor, eine Dusche, in der drei Platz gehabt hätten, und einen Kristallspiegel, vor dem sie sich heute sogar selbst gefiel. Sie mochte die sorgfältig bereitgelegten Handt ücher, die kleinen Kosmetikfläschchen und all die anderen Annehmlichkeiten solcher Nobelabsteigen. In diesem Bad hätte sie den ganzen Tag verbringen können, nur inzwischen musste sie sich beeilen, Paul, ihr Boss, hasste Unpünktlichkeit. Bestimmt hatte er schon seinen dritten Apfelsaft hinter sich und kannte nach seiner täglichen Presselektüre bereits wieder alle Börsenkurse auswendig. Er stand über den Dingen, seine Art sich um andere zu bemühen, begnügte sich in der Regel damit Trinkgeld zu geben. Und es gab nichts, was er sich nicht zu kaufen pflegte.
    Leas Blicke verweilten noch einen Moment auf der Narbe, kaum zwei Zentimeter breit, direkt über dem Schlüsselbein, eine Han dbreit daneben und es hätte damals ihre Kehle zerrissen. Immerhin wäre es dann vorbei gewesen, nur kam alles anders: das Projektil hatte ihr bloß den Trapezmuskel durchschlagen und bescherte ihr einige Tage Bettruhe. Nach der Genesung hatte sie den Dienst quittiert und arbeitete seitdem als Beraterin in der Sicherheitsbranche. Was an sich schon lächerlich war, sie und Sicherheit, aber gut. Nichtsdestotrotz war sie nun in Frankfurt und machte ihren Job. Einen guten Job. Nie wieder würde sie am Ende der Welt ihr Leben riskieren. Für den Frieden? Solche Aktionen waren völlig irrsinnig und zudem noch unterbezahlt. Wenn sie sich schon mal
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