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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
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Greisenhaupt vertrösten müssen.«
    »Wie kann das sein?«, fragte Dost erschrocken, die Hiobsbotschaften schienen nicht enden zu wollen.
    »Die Kirschenlese rund um die früher ertragsreichen Anbaugebiete bei Rosenheide hat seit Längerem mit einem unbekannten Schädling zu kämpfen, zudem hat die Ferkelsterblichkeit in der Schweinezucht dramatische Ausmaße angenommen.«
    »Aber ...«
    »Mein werter Prinz. Wir brauchen einen starken Partner, der Vertrag mit Hyazinth ist die einzige Möglichkeit, eine Staatsinsolvenz abzuwenden. Nur ...«
    »Aber Ihr seid doch der reichste Mensch in Begonien ... könnt Ihr nicht helfen?«
    »Mein Prinz, das war ich. Früher.« Prunus räusperte sich und setzte sich neben Dost auf eine Bank im Arbeitszimmer des Großherzogs. »Aktuell besitze ich eine große Anzahl von Schuldtiteln, mit denen ich bereits seit Jahren Euren Vater unterstützt habe ... jetzt sind auch meine Mittel erschöpft , wie auch die der anderen wohlhabenden Spruchwirker.«
    »Und warum habe n wir dann ein derart rauschendes Fest ausgerichtet? Der Prunk der letzten Tage hat doch ein Vermögen gekostet, oder nicht?« In letzter Zeit hatte Dost jedenfalls nicht feststellen können, dass sein Vater irgendeine Form der Sparsamkeit gezeigt hatte. Ehrlich gesagt hatte sein Vater in seinem ganzen Leben noch keine Form der Zurückhaltung oder Askese gezeigt. Wobei man aber an dieser Stelle hinzufügen muss, dass er die Mittel selten für sich verwendet hatte. Seine Frau, seine Schwester und Dost, alle am Hof und das ganze Volk von Begonien – Hunger, Leid und Not kannte man nur aus Büchern und dunklen Sagen aus fernen Ländern.
    »Das war der Plan, den Euer Vater und ich geschmiedet hatten. Wir wollten unsere Freunde aus Hyazinth beeindrucken ... was uns auch gelang, bis auf das Malheur mit Eurer Schwester.«
    »Und wie nennt Ihr den Tod meines Vaters?«
    » Schicksal. Dem Leben folgt der Tod. Nur Vicia von Lerchensporn traf eine Entscheidung, über die Ihr nun zu richten habt. Es liegt in Eurer Weisheit und ihrem Opfer, das Land vor Leid und Schmach zu bewahren. Nur wenn sie Malus von Steppenkirsche heiratet, können wir diese dunklen Tage überstehen. Sie soll das nicht für mich tun, auch nicht für Euch ... sie soll es für ihr Volk tun!«
    Dost schluckte, Prunus konnte sehr überzeugend sein, er war nicht ohne Grund der Erste in der Innung der Spruchwirker. Sein wacher Geist war legendär und sein Vater hatte ihm über viele Jahre das Vertrauen geschenkt.
    Dost stand an der Wand. »Gibt es keinen anderen Weg?«, fragte er zögerlich.
    »Nein. Und auch wenn es nur eine Passion ist, ich habe stets Euer Bemühen für Theater und Kultur geschätzt. Wir müssten ansonsten alles absagen ... das könnt Ihr doch nicht ernsthaft wollen, oder?«
     
    »Wo ist meine Schwester?«, fragte Dost verärgert, als er ihre Kammer betrat und nur ein Zimmermädchen vorfand.
    »Mein Prinz. Das ist mir leider nicht bekannt«, antwortete die Magd höflich. Es war bereits Abend und es war unschicklich für eine Prinzessin, zu dieser Zeit nicht in ihrer Kammer zu sein.
    »Dann sucht nach ihr. Sofort! Sucht alle nach ihr. Ich will mit meiner Schwester sprechen!«
    Seine Geduld war am Ende. Dost zog sich in das Arbeitszimmer seines Vaters zurück, öffnete eine Schatulle und nahm sein Strickzeug. Müde ließ er sich auf seinem Regierungssitz nieder. Die feine Wolle von begonischen Bergschafen war eine Wonne für seine nervösen Hände, nur wenige Maschen und er fühlte sich wieder besser. Auf die Socken aus dunkelrot gefärbter Schafswolle, die er gerade für die Winterzeit strickte, freute er sich sehr. Obwohl er noch nicht wusste, wem er sie schenken würde. Seine Mutter hatte ihm das Stricken beigebracht und auch sein Vater hatte sein kreatives Talent immer gefördert. Höchstens seine Schwester hatte ab und zu darüber ihre Scherze gemacht, aber bei Kälte stets dankbar seine warmen und äußerst vorteilhaft geschnittenen Schafswollwaren angezogen. Ob Dost in Zukunft noch viel Zeit zum Stricken bleiben würde?
     
    ***
     

Schweinebande
    Die Sonne stand im Zenit über Rosenheide. Der Tag hatte für Musa nicht besser begonnen, als der gestrige aufgehört hatte. Mit Arbeit, immer nur Arbeit, er kratze sich am Bauch und befand , dass Schweinescheiße übel stank. Schlecht gelaunt schippte er im Schweinegatter seiner Tante den Mist dieser vermaledeiten Viecher in einen Eimer. Üblicherweise mochte er diese Arbeit nicht, aber das war die
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