Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
Vom Netzwerk:
Zimmer betrat.
    »Ich möchte mit der Großherzogin sprechen«, wiederholte Dost deutlich ernster.
    »Nein. Das wollt ihr nicht.«
    »Wie bitte!? Ich bin der Prinz!«
    »Mein Prinz, ich kenne Euch ... ich möchte auf keinen Fall ungebührlich wirken. Bitte glaubt mir, Ihr möchtet nicht mit ihr sprechen. Nicht heute. Und morgen auch nicht«, antwortete der Soldat verzweifelt, während hinter der Tür seltsam spitze Schreie seines Kameraden ertönten. Die Mischung aus Erregung, Erschöpfung und Schmerz ließ Dost peinlich berührt aufhorchen, es war also schlimmer geworden.
    »Los mein Hengst!«, rief seine Mutter gnadenlos, während eine Peitsche zu hören war.
    Dost räusperte sich und dachte sofort an das Werk von Hisperis Greisenhaupt, der seit ein paar Tagen am Hof seinem Vater zu Diensten war. Nun, seine Eltern hatten ein pikantes Problem, obwohl seine Mutter, Clusia von Lerchensporn, trotz ihrer 37 Jahre als ältere Schwester von Vicia durchgehen konnte und auch sein Vater nicht unansehnlich gewesen war, munkelte man, dass die Ehe schon länger nicht mehr vollzogen wurde. Man unterstellte ihr eine gewisse emotionale Kühle. Ein Zustand, den sein Vater, der selige Helm-Ranunkel von Lerchensporn ändern wollte, weswegen er Meister Greisenhaupt zurate gezogen hatte. Dost hatte die vertrauliche Depesche selbst überbringen müssen und dabei die ganze Zeit einen roten Kopf gehabt.
    Hisperis von Greisenhaupt war ebenfalls ein Spruchwirker, wenn auch einer mit strittigem Ruf. Die ehrwürdige Innung der Spruchwirker versagte ihm seit Jahren die offizielle Anerkennung für sein Schaffen, verwehrte ihm aber andererseits nicht, weiterhin tätig zu sein. Vermutlich bedienten sich insgeheim zu viele der ehrenwerten Herrschaften seiner praktikablen Dienste. Nun, immer wenn ein Spruchwirker gegen Silber tätig wurde, kam es zuvor zu der unvermeidlichen Nennung möglicher Nebenwirkungen, die gerade bei solch besonderen Diensten eine beachtliche Fülle hatten. Natürlich hörte niemand darauf, solange die akute Pein schwerer wog als irgendwelche obskuren Geschichten, die anderen, unter was auch immer für konstruierten Umständen vielleicht einmal passiert sein konnten. Auch sein Vater hatte nicht auf die Worte Meister Greisenhaupts gehört, als dieser von der äußerst seltenen Möglichkeit einer geringfügig übersteigerten körperlichen Sensibilität sprach, die in der Vergangenheit nur einmal im Fall einer magisch vorbelasteten Maid bekannt geworden war. Dieses junge Ding hatte ihre Brüste verzaubern lassen, um die Festkleidung zu Ehren des jährlichen Fürstengeburtstages besser auszufüllen. Was für sich gesehen keinerlei unlautere Motive erkennen gelassen hatte. Sie hätte lieber nur die andere Behandlung zum besseren emotionalen Einsatz ihrer neuen Dirndlauspolsterung weggelassen. So kam es damals zu einer nicht in Detail dokumentierten größeren öffentlichen Unzucht, der in den Annalen der Spruchwirker eine ähnliche Glaubwürdigkeit, wie Sagen über mögliche Begegnungen mit weißen Drachengeistern zugebilligt wurde. Auch bei diesem Gespräch war Dost dabei, wobei er sich ungern erinnerte, da sein Vater nur erwartungsvoll gelächelt hatte. Natürlich war seine Mutter völlig frei von kosmetisch magischen Behandlungen, so sein Vater, daran konnte sich Dost ebenso gut entsinnen.
    »Mein Prinz! Das ist nicht meine Schuld! Ich hatte Euren Vater gewarnt. Ihr wart selbst zugegen gewesen!«, erklärte Hisperis unangenehm berührt. Dost sah ihn erst jetzt, er stand in der Nische am Wachzimmer. An dieser Stelle war es hilfreich zu verstehen, dass sich nicht jeder prominente Kunde missglückter Spruchwirkerdienste im Nachhinein an die Nennung m öglicher Nebenwirkungen erinnern wollte, was wiederum die Lebenserwartung kompromittierter Spruchwirker drastisch verkürzen konnte.
    »Das hilft meiner Mutter wohl kaum.« Hisperis zu hängen , wäre sicherlich keine Lösung gewesen. »Welche Therapie schlagt Ihr vor?«
    »Ähm ... Wache! Die Patientin braucht mehr Betreuung. Wir müssen die emotionale Überreaktion durch körperliche Bewegung abbauen. Wo bleibt die Wachablösung? Und vergesst das Melkfett nicht«, ordnete Meister Greisenhaupt resolut an. Der Gute sollte sich ruhig schuldig fühlen. Dost schaute zu Boden, die Liste seiner Probleme war schon so lang genug. Er dachte an sein Tanztheater. Nicht nur, dass sein Tenor mehr nach einem Bariton klang und er das Stück eigentlich für eine Falsett-Stimme geschrieben hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher