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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
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knochigen Eiche ähnelnd als einem menschlichen Wesen. Ihn als Despoten zu bezeichnen, erschien nicht als ausreichend. Nur war er wohlhabend und wohnte eindeutig nicht weit genug entfernt, als dass man ohne Konsequenzen schlecht über ihn sprechen konnte. Von Lerchensporn nach Hyazinth ritt man gerade einmal drei Tage. Deshalb lächelte Dost ihn freundlich an und freute sich schon darauf, bald nicht mehr sein Gesicht, sondern höchstens den Arsch seines Pferdes zu sehen. Beim Wegreiten selbstverständlich.
    »Euer Besuch war dem Volk von Begonien eine besondere Ehre. Ihr seid jederzeit willkommen. Bitte, nehmt meine besten Wünsche mit in Eure Heimat und berichtet allen über unsere besondere Freundschaft.« Dost verbeugte sich höflich. Ob diese warmen Worte genügen würden , ihn loszuwerden?
    »Mein lieber Prinz, Eure Größe in dieser schweren Stunde zeichnet Euch aus. Euer Vater wäre stolz auf Euch gewesen. Ich bin sicher, dass Ihr Begonien in eine glorreiche Zukunft führen werdet.«
    Dieser Gedanke könnte Dost gefallen, nur wusste er genau, was sich der Kurfürst dabei vorstellte. Neben dem Einkauf einer Frau für seinen Sohn hatte Cernus seinen Vater zu einem umfassenden Vertrag zwischen Hyazinth und Begonien drängen wollen. Wobei diese geschäftliche Vereinbarung unverkennbar dem Wohl des Kurfürsten folgen sollte, wie alles was er tat.
    »Natürlich wird er das«, fügte Prunus Bittermandel, seines Zeichens erster Erzspruchwirker von Lerchensporn , eifrig hinzu. »Ich werde ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    Dem Protokoll entsprechend vertrat er die Innung der Spruchwirker bei der Verabschiedung der Staatsgäste in seiner feinsten Robe , wobei seine spärlichen grauen Haare kunstvoll über die polierte Glatze gelegt waren. Dost lächelte gequält darüber, dass sich der engste Berater seines verstorbenen Vaters so gut mit dem unbeliebten Gast zu verstehen schien. Aber das war Politik.
    »Meister Bittermandel, ich zähle auf Euch«, antworte te Cernus gutgelaunt und wandte sich erneut Dost zu. »Mein junger Prinz. Alles wird gut. Die Hochzeit wird unsere Länder noch enger zusammenführen.«
    »Natürlich. Das würde sie sicherlich.« Dost glaubte , kaum noch Luft zu bekommen. Als ob er gegen das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern kämpfte. Auch Prunus Bittermandel lächelte ihn mit väterlicher Güte an, der augenscheinlich gerade dabei war, nicht nur seine Schwester zu verkaufen.
    »DAS KANNST DU VERGESSEN!«, rief Vicia lautstark in den Hof hinab, ohne sich am offenen Fenster ihrer Kammer zu zeigen. Offensichtlich war sie der Unterhaltung gefolgt. »DIESES HUHN DARFST DU SELBST HEIRATEN!«
    Dost schüttelte den Kopf, während der Kurfürst und der Erzspruchwirker erbost nach oben schauten. Das war der versöhnlichen Stimmung nicht gerade zuträglich, dafür hätte er sie erwürgen können. Die Ruhe war dahin, Cernus von Steppenkirsche sprach kurz mit einem Mann aus seinem Gefolge, während Meister Bittermandel seine Arme nur hilflos gen Himmel streckte und etwas Unverständliches murmelte.
    Nur die Augen von Malus verblieben auf Dost, wobei ein vielsagender Gluckser ertönte, was aber ebenso eine verkniffene Blähung gewesen sein konnte. Dieser heimelige Blick, er hatte sich bereits während des Festmahles am Abend zuvor gefragt, warum der Thronfolger von Hyazinth ihm mehr Aufmerksamkeit zollte als der zukünftigen Mutter seiner Kinder. Immerhin sah Malus aus wie ein Mensch und hatte glücklicherweise wenig Ähnlichkeit mit seinem Vater. Wie Dost war er kein vor Kraft strotzender Riese. Wobei Dost hoffte, noch ein Stück zu wachsen. Sein zukünftiger Schwager hingegen sollte schon 23 Jahre alt sein, die man ihm allerdings nicht ansah. Und wenn er redete, leider auch nicht anmerkte.
    »Mein lieber Prinz Dost-Escariol von Lerchensporn.« Cernus sprach ihm mit seinem vollen Namen an. Jetzt wurde es ernst. Der Kurfürst baute sich regelrecht vor ihm auf. Dost verschwand förmlich in seinem Schatten. »Ich kehre in vier Wochen zurück, um mit Euch die Vermählung meines Sohnes mit Eurer Schwester zu feiern. Dabei werden mich 5000 meiner Soldaten begleiten. Als Ehrengarde versteht sich, um dieses freudige Ereignis passend zu würdigen.«
    Obwohl Dosts Regentschaft noch jung war, diese Botschaft hatte er verstanden. Cernus von Steppenkirsche drohte ihm unverhohlen mit Krieg.
    »Werter Kurfürst. Seid gewiss, wir freuen uns auf Eure baldige Rückkehr. Unser Land soll Euch wie euer eigenes, eine
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