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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
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Heimat sein. Die Innung der Spruchwirker von Lerchensporn wird Eurem Sohn eine grandiose Hochzeit bieten, schließlich vertrauen wir ihm unser wertvollstes Kleinod an«, erklärte Prunus Bittermandel mit dem Charisma einer Schnecke, die sich gerade erschrocken in ihre Schale zurückzog.
    »Ähm ...«, zu mehr kam Dost nicht. Cernus fiel ihm sofort ins Wort.
    »Davon gehe ich aus. Meister Bittermandel. In vier Wochen, oder lasst es mich deutlicher sagen, in 28 Tagen komme ich wieder. Ich hoffe, dass Ihr mich verstanden habt!«
    Das hatte Dost nur zu gut. Sein nördlicher Nachbar drückte sich deutlich genug aus.
    »UND DIESER BÄRTIGE WICHT, DER GLAUBT DIE WELT BEHERRSCHEN ZU KÖNNEN ... DER KANN MICH MAL!«
    Und Vicia leider auch.
     
    Ihr Bruder musterte sie mit ernster Miene. »Bei mir würdest du tun, was ich dir sage!«
    »Träum weiter!« Seine Enkeltochter hatte an Vicias Sturkopf ihre helle Freude.
     
    ***
     

Besondere Befindlichkeiten
    Dost befand sich auf dem Weg zu seiner Mutter. Er wusste genau, wann er sterben würde. Sein junges Leben würde noch 27 Tage und etwas mehr als 18 Stunden andauern, um dann von 5000 Soldaten erschlagen, niedergetrampelt und in kleine Stücke gerissen zu werden. Vielleicht hatte er auch Glück und die Innung der Spruchwirker verwünschte ihn zuvor in einen Frosch, dann würde er am Weiher bei Rosenheide ins Exil gehen. Natürlich wusste er, dass niemand in der Lage war, einen derartigen Zauber zu wirken, aber wünschen wollte er es sich trotzdem. Er verabscheute Gewalt. Kriege zerstören Welten, hatte sein Vater immer gesagt und wie recht er damit gehabt hatte.
     
    »Ich mag Dost lieber als Musa. Wenn er ein Frosch wäre, würde ich ihn durch einen Kuss befreien!« Der junge Prinz schien es der Kleinen angetan zu haben.
    »Das ist aber eine andere Geschichte«, erklärte der Großvater amüsiert.
     
    Dost dachte nach. Nach den verständlichen, aber politisch äußerst ungeschickten Äußerungen seiner Schwester waren der Kurfürst, sein Sohn und der Rest der Sippschaft sichtlich ungehalten abgereist. Wobei es schon ziemlich merkwürdig war, dass sich ausgerechnet Malus am wenigsten brüskiert gezeigt hatte. Als ob er die deutlichen Worte seiner Schwester nicht gehört hatte, oder nicht hören wollte?
    Zudem hatte ihm Prunus Bittermandel kurz nach dem Eklat den Gehorsam der Spruchwirkerinnung verweigert, wenn er Vicia nicht zum Einlenken bewegen würde. Ihre Freiheit für den Frieden? Ein moralisch bedenklich, aber politisch alternativlos notwendiger Handel, so die Argumentation von Meister Bittermandel, über den Dost jetzt zu entscheiden hatte.
    Das Leben als Regent ist kein Zuckerschlecken, hatte sein Vater immer gesagt, aber man sollte trotzdem nie seine Träume aus den Augen verlieren, wie er dem stets hinzufügte. Dost vermisste ihn, er war ein guter Mensch gewesen, der ihm schließlich erlaubt hatte, in Lerchensporn das erste Tanztheater von Begonien zu errichten, das zudem kurz bevor der Eröffnung stand. Und eben dieser Vater hatte seiner Tochter ebenfalls eine Hochzeit aus Liebe, dem Volk von Begonien ein Leben in Freiheit und sich selbst eine freie Wahl latent lebensverkürzender Nachtmahle zugebilligt.
    Tanz und Gesang, das war die Leidenschaft des jungen Dost-Escariol von Lerchensporn. Nicht, dass er tanzen oder singen konnte, aber er vermochte sich alles ganz genau vorzustellen. Dost hatte die Musik komponiert, das Stück geschrieben, die Bühne entworfen und in den letzten Monaten zahlreiche Schauspieler, Sänger und Tänzer gefunden, um seine Fantasie zur Realität werden zu lassen. Und dafür müsste er nur die Seele seiner Schwester verkaufen - nein, das konnte er nicht, auch wenn die rothaarige Zicke ihn oft bis aufs Blut gereizt hatte. Er würde einen anderen Weg finden und wollte sich dazu mit seiner Mutter, Clusia von Lerchensporn , beraten.
    Dost war bei den Gemächern seiner Mutter angekommen. »Ich möchte mit der Großherzogin sprechen«, gebot er der atemlosen Wache, dessen Rüstung sich in einem völlig desarrangierten Zustand befand und der einen Augenblick zuvor aus den Kemenaten seiner Mutter geflohen war.
    »Jetzt?« Der zweite Gardist sah seinen Kameraden nur fragend an, wobei er mehr wie ein Soldat vor einer Schlacht wirkte, als wie ein Ehrengardist, der das Schlafgemach seiner Monarchin bewachen durfte.
    »Fürs Vaterland. Los! Du bist dran!«, befahl die erste Wache, immer noch nach Luft ringend, worauf der andere tief einatmete und das
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