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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
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haarigen Hintern und mit der anderen fuchtelte er wild in der Luft herum. Offensichtlich hatten ihm die Stimmen wenig Gutes mitgeteilt, was Musa nicht überraschte, da Meister Tulpenmohn doch beinahe täglich mit dem Weltuntergang oder ähnlichen infernalen Katastrophen rechnete.
    »Hab ich dir nicht verboten, meinen Kirschkuchen zu essen?!« Sein langer grauer Bart wogte im Schwall der üblichen Strafandrohungen, wenig schmeichelhafter Kosenamen und der üblichen Suche nach dem Rohrstock. Er sollte sich lieber etwas anziehen und überhaupt, immer diese Verdächtigungen, schließlich hätte es auch ein Eichhörnchen gewesen sein können.
    »Da ist ja sogar noch ein Kirschkuchenfleck an deinem Hemd!« Damit waren die kleinen Diebe fein raus, Musa brauchte einen anderen Sündenbock.
    »Nein, haltet ein ... das war nicht so ...« Er konnte seinen Satz noch nicht einmal beenden, da prügelte Meister Tulpenmohn ihn bereits mit dem Rohrstock durch die Stube, ohne sich weitere mögliche Schuldige aufzählen zu lassen. Und dabei warteten doch Tante Lobelie und die fette Sau auf dringende Hilfe, mit Panik dachte Musa an die armen Ferkel, deren Leben er doch retten sollte.
    »Meister, der Großherzog ist tot!«, warf er geistesgegenwärtig ein, der Meldereiter hatte doch eben lautstark diese Kunde verbreitet. Wobei Musa jetzt erst begriff, dass ihr geliebter Fürst gestorben war. Sein Lehrherr blickte ihn nur mit starrem Blick an, Musa war selbst überrascht, normalerweise kamen ihm schlagfertige Antworten immer erst, wenn alles vorbei war. Und meist noch nicht einmal dann.
    »Musa, das ist das Zeichen. Die Welt wird untergehen! Wir müssen sofort nach Lerchensporn.« Frangipani Tulpenmohn hatte seine Contenance zurückgewonnen und warnte, wie üblich zur Mittagszeit, vor der drohenden Apokalypse. Glücklicherweise hatte er mittlerweile seine Robe gefunden, eine dunkelgrüne Meisterrobe der Spruchwirker, mit goldenen Ornamenten, die er persönlich vom Großherzog für seine treuen Dienste verliehen bekommen hatte. Ein wahrhaft beneidenswertes Kleidungsstück, das Musa jede Woche zum Waschen mit nach Hause nehmen musste.
    Seltsamerweise hatte die Meisterrobe plötzlich eine frappierende Ähnlichkeit mit der Schweinedecke, die Tante Lobelie immer den Sauen auf den Buckel legte, damit der Eber auch die richtigen Viecher besprang. Das arme Tier hatte seinen Geruchssinn verloren, ein Problem, das sie gewitzt gelöst hatte, inzwischen begattete er alles, was mit einer grünen Decke auf dem Rücken in sein Gatter gescheucht wurde.
    »Äh ...« Musa konnte sich nicht konzentrieren, ihm kam gerade in den Sinn, dass die Meisterrobe eigentlich anders aussah und überhaupt, sie roch normalerweise auch nicht dermaßen nach geiler Sau.
    »MUSA! MEINE ROBE!« Jetzt kamen auch Meister Tulpenmohn Zweifel an seiner Bekleidung, dabei sahen sich die beiden Kleidungstücke auch zum Verwechseln ähnlich. Na gut, bis auf die Flecken und die eine oder andere Bissspur des Ebers. Was konnte der aber auch beißen, wenn er rauschig war.
    »ICH SCHLAG DICH WINDELWEICH!«, rief sein Meister und lief ihm zornerfüllt nach.
    Musa befand nun, dass es besser wäre zu laufen, das Missgeschick mit der Robe und der Schweinedecke konnte er unmöglich den Eichhörnchen in die Schuhe schieben. Er hoffte inständig, dass die Meisterrobe nicht dort war, wo er sie zu wissen glaubte, sonst würde die Welt doch noch untergehen. Zumindest für ihn.
     
    ***

Säbelrasseln
    Im Königreich Begonien herrschte seit zweiunddreißig Jahren, achtzehn Tagen und etwas weniger als drei Stunden Frieden, bis just an diesem Morgen ein unheilvoller diplomatischer Eklat drohte, selbigen zu beenden. Und das nach all den schlimmen Dingen, die am Tage zuvor schon passiert waren.
    Seine Königliche Hoheit, Helm-Ranunkel von Lerchensporn, hinterließ eine wunderschöne Gemahlin, einen stattlichen Thronfolger, eine unverheiratete Tochter und eine wahrlich gut gediehene Zucht hyazinthischer Kampfschweine, um die ihn jeder Edelmann von Rang und Namen beneidete. Sein Ableben erfüllte seine Lieben mit Trauer, aber auch mit de m Trost, dass ihm Leid und Schmerz im Alter erspart bleiben würden. Obwohl er mit zweiundfünfzig noch ganz gut beieinander gewesen war, bis auf die leicht suizidale Leidenschaft für scharf gewürzte Nachtmahle, aber das hatten wir ja schon.
     
    »Kann man wirklich durch scharfes Essen sterben?«, fragte sein Enkelsohn misstrauisch.
    »Oh ja. In Begonien schon. Das Essen
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