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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
Autoren: Kerstin Pflieger
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auftauchte. Die Menschheit würde vollkommen ausgelöscht werden oder nur noch zur Produktion neuer Wirtskörper dienen. Er wusste, dass die Bestien das Wesen, die Energie, von der sie abstammten, als das Ewige bezeichneten, aber er hatte nicht geahnt, dass es Lucretia möglich war, sich mit ihm zu verbinden, während sie auf der Erde weilte.
    Die Bestie stand auf, zerrte den Jungen vom Tisch herunter und befahl ihm, sich neben Mikael zu legen. Ohne einen Moment zu zögern, gehorchte er und zuckte auch nicht zusammen, als sie beiden in die Innenseite ihrer Handgelenke schnitt, die blutenden Wunden aufeinanderlegte und sie mit einem breiten Band aneinanderfesselte.
    Dann nahm sie eine rote Phiole und bestrich auch die Stirn des Jungen mit dieser Substanz. Während sich dessen schwarze Augen weiteten, spürte Mikael, wie etwas an seinem Verstand zerrte, versuchte, die losgelösten Teile seines Ichs von ihm fortzureißen. Er stemmte sich dagegen und erntete als Strafe Schmerzen, die er sich selbst in seiner vorangegangenen Folter nicht schlimmer hätte ausmalen können. Dennoch gab er nicht auf. Er durfte nicht versagen, seinen Bruder nicht enttäuschen. Die Bestie sollte nicht siegen.
    Sie eilten durch die Dunkelheit zu dem verlassenen Hof, der nicht weit vom Madjane entfernt lag. Während Lilly in lockerem Trab dem Weg folgte, bewunderte sie Calista für ihre Kraft und dass es ihr gelungen war, Lucretia zu entkommen und so weit zu fliehen.
    Äußerlich wirkten die Gebäude verlassen, aber sie spürte, dass der Eindruck täuschte. Und tatsächlich. Kaum hatten sie den Hof betreten, kamen auch schon die schattenhaften Schemen besessener Menschen auf sie zu.
    »Wir kümmern uns darum«, rief Lilly den anderen zu. »Geht weiter. Bringt Andromeda zu Michelle und findet Mikael!«
    Seite an Seite mit Anni, Felias und Raphael stürmte sie den Gegnern entgegen, während die anderen im Haus verschwanden. Ihre Waffe, einen langen Stab aus Metall, hielt sie fest umklammert. Einzeln waren die Jungen keine Herausforderung für sie, aber in der Masse, in der sie auf sie einströmten, standen sie schon bald Rücken an Rücken und gaben sich gegenseitig Deckung. Anfangs versuchte Lilly noch, keinen ernsthaft zu verletzen, aber nachdem sie sich immer wieder aufrappelten, wurden ihre Hiebe härter. Trotzdem hoffte sie, dass sie keinem bleibenden Schaden zufügte. Schließlich waren es unschuldige Menschen, die unter der Kontrolle einer Sternenbestie standen.
    Doch obwohl sie immer rücksichtsloser kämpften, wurden es nicht weniger, und es gelang ihnen nicht, sich ausreichend Bewegungsfreiheit zu erhalten, um sich verteidigen zu können.
    »Wir müssen hier weg«, brüllte Raphael. »Den anderen hinterher. Hier überrennen sie uns.«
    Es war nicht einfach, sich aus dem Mob zu befreien, aber irgendwie gelang es ihnen, sich bis ins Haus vorzukämpfen und die Treppe hinunterzustürmen. In der Enge hatten sie den Vorteil, dass sie sich nie mehr als einem gleichzeitig stellen mussten. Doch als sie im Kellergewölbe ankamen, stockte Lilly der Atem. Michelle stand von wabernder Schwärze umgeben in der Mitte des Raums und hielt mit einer Hand Lukels Kehle umfasst, schleuderte ihn fast schon verächtlich gegen die Wand, an der Torge bewusstlos oder tot lag. Die anderen wehrten zugleich die Angriffe weiterer Schattenpest-Menschen ab.
    Durch einen Nebel aus Schmerzen nahm Mikael die Kampfgeräusche um sich herum wahr. Eben noch war die Sternenbestie bei ihm gewesen, dann war sie verschwunden, und der Lärm hatte begonnen.
    »Es ist so weit«, Andromeda beugte sich zu ihm vor, strich ihm sanft durch das blutverkrustete Haar. In ihren abgründigen Augen stand reines Mitleid. »Bist du bereit?« Sie warf einen raschen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, dass Michelle abgelenkt war. »Ich kann dich nicht mehr retten.« Sie deutete auf seinen Arm, der noch immer an den Jungen gebunden war, doch seit die uralte Sternenseele bei ihm war, hatte das Zerren an seiner Seele nachgelassen.
    Mikael schluckte. Er hatte viel Zeit gehabt, sich mit seinem Schicksal auseinanderzusetzen. Hatte mit ihm gehadert, seine Angst in Kämpfen und Vergnügungen ertränkt und sich schließlich damit abgefunden. Zumindest hatte er sich das eingeredet. Aber war man jemals auf den eigenen Tod vorbereitet?
    »Ja«, flüsterte er mit belegter Stimme, während die Furcht in ihm hochkroch. Er schloss die Augen, malte sich aus, dass sein Bruder an seiner Seite kniete, und
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