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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
Autoren: Kerstin Pflieger
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hoffte, dass er ihm verzeihen würde, wenn er nun das Letzte opferte. Er selbst würde sich wohl niemals verzeihen. Dann sah er ein letztes Mal zu Lilly hinüber, fühlte die Liebe in sich aufwallen und den Wunsch, sie nicht verlassen zu müssen. Sein Blick wanderte weiter zu Raphael, der ihr Rückendeckung gab und keinen Schritt von ihrer Seite wich. Sie würde über seinen Tod hinwegkommen, alles würde besser werden, wenn er nicht mehr unter ihnen weilte. So traurig dieser Gedanke auch war, so fand er doch einen gewissen Trost in ihm.
    Andromeda beugte sich noch weiter vor.
    »Warte«, krächzte er, als eine weitere Schmerzenswelle über ihn hinwegflutete. »Sag Lilly, dass sie glücklich werden soll, und meinen Sternenbrüdern, dass ich sie liebe.«
    »Sie wissen es.« Die uralte Sternenseele lächelte ihn liebevoll an, presste ihre Lippen auf seine Stirn.
    Er hatte Schmerzen erwartet. Unbegreifliche Schmerzen. Aber da war nur ein Licht, das den losgelösten Teil seines Ichs in sich aufnahm, sich langsam von ihm entfernte und alles Leid mit sich nahm. Er spürte, wie sich seine Atmung verlangsamte, seine Gedanken schwerfällig wurden und er unmerklich in die Schwärze fiel, die das Licht hinterließ. Alkione, dachte er. Nimm mich bei dir auf. Dann umhüllte ihn Finsternis.
    »Nein!« Lilly schrie so laut, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte. Etwas in ihr starb, nicht langsam, sondern in einer rasenden Spirale der Vernichtung riss es das schimmernde Band, das sie mit Mikael verband, entzwei. Die Schmerzen, die sie durchfluteten, waren nicht körperlicher Natur, nein, es war ihre Seele, die zutiefst litt.
    Sie sah Andromeda, die über Mikaels leblosem Körper stand. Eine silberne Aura umhüllte ihren schmalen Körper, verlieh ihrem fremdartigen Gesicht etwas Entrücktes, und zugleich war da etwas schrecklich Vertrautes an ihr. Sie wusste nicht, warum, aber sie glaubte fast, etwas von Mikael an ihr wiederzuerkennen.
    Lucretia war zu sehr mit den verbliebenen Stargazern und Wächtern beschäftigt, um die Wandlung, die mit ihrer Widersacherin vorgegangen war, zu bemerken.
    Jetzt, da die Sternenbestie ihre menschliche Fassade hatte fallen lassen, gab sie sich ganz dem Kampf hin. Reinste Schwärze umwaberte sie, die aus dem Nachthimmel in einem niemals versiegenden Strom herabsank. Klebrige Fäden aus Finsternis wanden sich um Shiori, fesselten ihre Arme an den Leib, pressten das Leben aus ihr.
    Ein Tentakel, von dem die Schwärze tropfte, wuchs aus dem Rücken der Sternenbestie, während ihr Gesicht zu einer teuflischen Fratze verzerrt war, in deren Züge man Michelle nur noch erahnen konnte.
    In rasender Wut stürzte sich Lilly auf sie, verdrängte alle Gedanken daran, dass in dem Körper noch irgendwo ihre Freundin steckte. Sie hatte nur noch diese Möglichkeit, ansonsten würde sie weinend zusammenbrechen, an dem Verlust verzweifeln.
    Doch Lucretia wehrte alle ihre Angriffe mühelos ab, spielte regelrecht mit ihr, während sie zugleich die anderen in Schach hielt.
    »Lilly! Nein!«, rief Raphael voller Entsetzen.
    Plötzlich war Torge da, stieß sie zur Seite und wurde statt ihrer von einem Tentakel durchbohrt, der sich von ihr unbemerkt von hinten genähert hatte. »Jetzt sind wir quitt«, sagte er mit sterbenden Augen zu Raphael, bevor er zusammenbrach.
    Lenk sie ab , hörte Lilly Andromedas Stimme in ihren Gedanken. Gib mir eine Minute und ich kann das beenden.
    Ohne nachzudenken, rief Lilly: »Ich ergebe mich. Ich will dir ebenso dienen, wie Amadea es getan hat.«
    In Gedanken fragte sie Andromeda. Was hast du mit Mikael getan?
    Lucretias Experiment war zu weit fortgeschritten, um ihm noch helfen zu können. Ich habe die Macht seines Sterns in mich aufgenommen, aber nun verzehrt mich seine Energie. Mir bleiben nur noch wenige Minuten. Du musst dich beeilen!
    Michelle lachte höhnisch. »Sie war nur ein Experiment. Wärt ihr ein paar Minuten später aufgetaucht, hättet ihr mein neuestes Werk bewundern können. Die Macht einer Sternenseele unter meiner Kontrolle im Körper eines Menschen.«
    »Kann eine Herrscherin jemals genug Dienerinnen haben?«, fragte Lilly und sah aus den Augenwinkeln, wie sich Andromeda der Sternenbestie von hinten näherte. »Wir werden dir alle dienen.«
    »Das werdet ihr.« Ein höhnisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Niemals«, brüllte Fynn.
    »Doch …«, beschwor Lilly ihn und sah ihm in die dunklen Augen, in denen Verständnis aufflackerte.
    Eine Antwort blieb ihm
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