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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
Autoren: Kerstin Pflieger
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Tod traf ihn schwer. Er hatte geschworen, sie zu beschützen, und nun fühlte er sich als Versager – so unsinnig es in Lillys Augen auch sein mochte. Und auch die Sternenjäger waren verunsichert. Einer aus ihren Reihen fehlte nun, lebte als Mensch weiter, und sie hatten keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollten. Vor allem Fynn, der so weit vom menschlichen Dasein entfernt war, stellte es vor große Probleme.
    Doch heute sollte es ein schöner Tag werden. Der Versuch, wieder ein wenig Normalität in ihr Leben zu bringen, indem sie die Ballettaufführung, die sie zusammen mit Frau Magret geplant hatte, besuchten.
    Die Kunst- AG hatte sich beim Bühnenbild selbst übertroffen. Ein Nachthimmel, vor dessen Hintergrund Tausende Glassterne funkelten, und die schattenhaften Umrisse eines Baumes, auf dem eine gelbäugige Eule kauerte, entführten die Zuschauer in eine fremde Welt. In dieser Kulisse entfaltete sich die Geschichte einer verzwickten Dreiecksbeziehung zwischen einer Fee und zwei Jungen mit tragischem Ende.
    »Wie gerne wäre ich jetzt da oben«, flüsterte Lilly.
    Raphael drückte tröstend ihre Hand. Es gab nichts, das er sagen konnte und das nicht schon ausgesprochen worden war, nichts, das sie nicht wusste. Sie würde für lange Zeit nicht mehr auf einer Bühne stehen, zu groß war die Gefahr, dass sie sich als unerfahrene Sternenseele vergaß und ihre übermenschlichen Fähigkeiten offenbarte. Aber auch wenn ihr diese Tür nun verschlossen war, bot das Leben so viele neue Möglichkeiten. Fürs Erste würden sie in Aurinsbach bleiben, bis der Rat ihnen eine neue Aufgabe zuteilte. Andromedas Versteck war auch ohne ihre Anwesenheit zu wertvoll, um es ungeschützt zu lassen. Trotz ihrer Wandlung wollte Lilly ihren Abschluss machen und studieren, entweder ein Fernstudium oder in Heidelberg – zumindest in den Wintersemestern, wenn die Tage kurz waren, sollte es für sie machbar sein.
    Calista hatte die Hauptrolle übernommen, schwebte in einem schwarzen Tutu, dessen Saum mit silbernen Perlen besetzt war, über die Bühne. Neidlos musste sie gestehen, dass das Mädchen ihre Sache sehr gut machte. Es war eine perfekte Aufführung zu Ehren von Frau Magret.
    Madame Favelkap hatte zu Beginn eine bewegende Rede gehalten, die Aula war randvoll. Selbst Schüler, die sonst wenig Begeisterung für Ballett zeigten, waren anwesend und bemühten sich, Interesse zu heucheln.
    Ihr Blick fiel auf Mikael, der in der ersten Reihe saß. Seine Augen waren umschattet, aber wenn er Calista betrachtete, kehrte ein wenig Licht in sie zurück. Sie hegte schon lange den Verdacht, dass sich da etwas zwischen ihnen entspann, auch wenn es ihr für Evann leidtat. Seit Calista ihm ein wenig Freundlichkeit erwies, war er ihr hoffnungslos verfallen.
    Doch bei all den guten Dingen, die sie getan hatte, blieben Lilly Zweifel an dem Mädchen. Niemand veränderte sich so radikal in derart kurzer Zeit, und Mikael brauchte gewiss keine Freundin, die ihn noch weiter aus dem Gleichgewicht brachte.
    Es hatte zu viele Verluste gegeben. Lea und Torge, so jung sie auch gewesen sein mochten, waren der Puffer zwischen Shiori, Felias und Raphael gewesen. Ohne sie brandete oft Streit auf. Und dann war da noch immer Amadea. Raphael erwähnte sie niemals, und sie wagte es ebenfalls nicht, ihren Namen auszusprechen. Dennoch spürte sie, wie er mit dem abermaligen Verlust kämpfte. Das Schicksal seines Zwillingssterns hing wie eine düstere Wolke über ihrer Beziehung, die sie erst noch vertreiben mussten.
    In der Pause trafen sie am Getränkestand auf Mikael.
    »Ich lade euch ein«, sagte Raphael. »Was möchtet ihr trinken?«
    Nachdem er verschwunden war, um ihre Getränke und eine Brezel für Lilly zu holen, standen sie sich schweigend gegenüber. Ehemals von den Sternen auserkorene Liebende. Nur, was waren sie nun? Immerhin war mittlerweile eine Art Frieden eingekehrt, auch wenn es noch viel zu verarbeiten gab. Zumindest war Raphaels Eifersucht inzwischen erloschen. Ein weiterer Beweis in ihren Augen, dass sie nie wieder etwas würde trennen können.
    »Es tut mir leid«, sagte Lilly schließlich.
    »Weißt du«, Mikael sah sie nachdenklich an, »vor ein paar Wochen hast du mir das Herz gebrochen. Du hast das Undenkbare getan und mich zurückgewiesen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das war ein anderes Leben. Ich wurde zum zweiten Mal wiedergeboren, und diese Chance möchte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen.« Er streckte eine Hand aus und strich
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