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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
Autoren: Kerstin Pflieger
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»Manchmal hilft die Perspektive einer Neugeborenen.«
    Mit deutlichem Widerwillen nickte Fynn. »Klingt vernünftig.«
    Und auch Andromeda schien mit ihrem Plan zufrieden zu sein, auch wenn sie sich weiterhin nicht an ihren Diskussionen beteiligte. Lilly war sich gar nicht sicher, wie viel sie mitbekam, und fragte sich, wie sie ihnen helfen sollte. Sie mochte mächtig sein, aber bisher wirkte sie auf sie, als wäre sie der Welt vollkommen entfremdet.
    Die nächste Stunde verbrachten sie damit, Vorbereitungen zu treffen. Waffen wurden geschärft, schützende Kleidung angezogen, Strategien besprochen. Lilly war gerade im Bad, um einen Glassplitter aus ihrem Arm zu ziehen – die Wunde würde nicht richtig heilen, solange ein Fremdkörper darin steckte –, als Raphael den Raum betrat.
    »Eindrucksvolle Rede.«
    Verlegen blickte sie zur Seite. »Jemand musste es ja mal sagen.«
    »Du hast dich verändert. Du bist stärker geworden.«
    »Ich …«, stammelte sie. »Es tut mir leid. Ich habe alles falsch gemacht. Ich hätte nicht von dir verlangen sollen, Amadea aufzugeben. Verzeih mir.«
    »Schon geschehen«, murmelte er. »Ich war ein Idiot, dich einfach zu verlassen. Du bist mein Leben. Ich werde immer für dich da sein und dich notfalls auch mit Mikael teilen, aber ich will nie wieder ohne dich sein.«
    »O Raphael!«, rief sie und warf sich ihm in die Arme. Instinktiv fanden sich ihre Lippen und verschmolzen zu einem intensiven Kuss, aus dem sie beide neue Kraft schöpften. Seine Hände vergruben sich in ihrem Haar, zogen sie zu sich herab, als er sich auf den Rand der Badewanne setzte. »Wenn das alles überstanden ist, reden wir«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Aber jetzt will ich dich nur spüren.«

64
    † M ühsam kämpfte Mikael sich aus einer Welt der Dunkelheit und Stille in die leiderfüllte Realität zurück. Er durfte nicht so einfach aufgeben, sich der Sternenbestie nicht fügen, die sich nun über ihn beugte. Von dem einst so hübschen Mädchen war kaum etwas übrig, stattdessen starrten ihn schwarz angelaufene Augen, aus denen der Wahnsinn sprach, an, und die roten Locken hingen in einem wirren Wust um ihren Kopf.
    »Hast du tatsächlich geglaubt, dass es einen Unterschied macht, wenn das Mädchen flüchtet?« Sie deutete in die Tiefe des Raumes hinein, auf dessen anderen Seite ein sommersprossiger Junge mit rotbraunen Haaren angekettet auf einem Tisch lag und mit seinen Blicken jeder ihrer Bewegungen folgte. »Es gibt so viele von ihnen.«
    Dann stand sie auf, ergriff eine schwarze Phiole, die auf einem kleinen Tisch stand, und kehrte zu ihm zurück. Sie benetzte ihre Finger mit der teerigen Flüssigkeit, die einen intensiven, stechenden Geruch ausströmte, packte seinen Kopf und strich ihm etwas davon auf die Stirn. Er versuchte, sich zu wehren, doch ihr Griff war zu stark und er zu geschwächt. »Bald ist es vorbei.«
    Zuerst spürte er nur ein leichtes Prickeln, dann schien seine Stirn zu entflammen, und er keuchte auf. »Was hast du vor?«, fragte er, während er sich bemühte, die Schmerzen zu ignorieren, während er zugleich spürte, dass sich etwas in seinem Inneren veränderte. Ein Teil seines Verstandes, seines Seins, schien sich von ihm zu lösen und einem dunklen Fleck, der sich gerade außerhalb seiner Wahrnehmung befand, entgegenzustreben.
    »Das ahnst du doch, so fleißig, wie ihr Informationen über mich gesammelt habt«, lachte Lucretia. »Dein Stern wird sich als Erster mit einem Splitter meines Ichs in diesem Menschen vereinen.«
    Mikaels Augen weiteten sich, als er begriff. Sie waren mit ihren Vermutungen dicht dran gewesen und hatten doch so falsch gelegen. Lucretia wollte nicht andere Bestien mit Sternenseelen verschmelzen lassen, sondern Teile ihrer selbst, sodass sie sich dadurch übermächtige, ihr bedingungslos gehorchende Diener erschuf. »Das wird nicht funktionieren«, flüsterte er. »Du wirst vergehen, wenn du dich zu oft aufteilst.«
    Sie strich ihm erneut etwas von der Flüssigkeit auf die Stirn, dieses Mal so viel, dass es ihm in die Augen rann, woraufhin sie so stark zu brennen anfingen, dass er glaubte, nur noch leere, ausgebrannte Höhlen vorzufinden, wenn er nach ihnen tastete. »Halt mich nicht für eine Närrin – ich stehe in Verbindung zum Ewigen und kann immer wieder neue Energie von ihm beziehen.«
    Beinahe hätte er sich übergeben, als eine Vision einer Zukunft, in der die Sternenbestien sämtliche Menschen übernommen hatten, vor seinem geistigen Auge
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