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Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

Titel: Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe
Autoren: Yvonne Stallmann
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mir dieser Kalender total egal
gewesen.
    Wir setzten uns aufs Bett:
»Jetzt möchte ich aber endlich einen Kuss«, bemerkte er und schon küsste er
mich. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fuhren Achterbahn und kitzelten mich überall.
    Wir kamen uns an diesem
Abend etwas näher. Es war sehr schön. Doch gegen zwölf Uhr musste ich gehen. Am
nächsten Morgen musste ich wieder früh raus. Er hatte da ja ein bisschen mehr
Freiheit, denn er war schließlich Juniorchef seines Ladens. Er begleitete mich
wie ein Gentleman nach draußen an mein Auto. Dann drückte er mir zum Abschied
einen Brief in die Hand. Den ich allerdings erst zu Hause las:
    Hallo Traumfrau!
    Leider bin ich kein besonders guter Briefeschreiber,
aber ich versuchs trotzdem. Ich lieg hier gerade im Bett, es ist elf Uhr und
ich bin mit meinen Gedanken wieder mal bei dir. Es ist jetzt zweieinhalb Wochen
her, dass ich dich kennen lernte. Auch, wenn ich mich, wie du bestimmt gemerkt
hast, anfangs ziemlich zurückgehalten habe.
    Eigentlich wollte ich mein Single-Dasein
genießen und habe meine Gefühle ignoriert. Und wieder erfahren, dass man gegen
manche Dinge eben machtlos ist. ES GIBT DINGE, DIE KANN MAN NICHT STEUERN!
    Als wir uns am Samstag so intensiv angeschaut
haben, wurde mir erst richtig bewusst: Ich war der glücklichste Mensch auf der
ganzen Disco, und ich konnte  genau fühlen, was los war. Ich hab mich in dich
verliebt. Ich verliebe mich nicht so oft, doch wenn´s passiert, dann richtig.
Deine Blicke, dein Lächeln, dein Geruch und deine Nähe machen mich verrückt und
ich will einfach nur bei dir sein. Da du dir nie sicher bist, ob ich es ehrlich
meine oder ironisch, was ich sage, habe ich´s aufgeschrieben und werd´s dir auch
noch persönlich sagen:
    Ich liebe Dich!
    Dein Freund Mark
    PS: Und ich kann´s kaum abwarten, dich
wieder zu sehen!
     
    ›Traumfrau‹ nannte er mich. Wenn
dieser Brief ehrlich gemeint war, hat es ihn voll erwischt. Jedoch von seiner
anfänglichen Zurückhaltung habe ich nichts gemerkt.
    Ach, wer weiß, was Männer unter Zurückhaltung
verstehen. Ich glaube, das darf man nicht überbewerten. Was mir allerdings sehr
gut gefiel: Als ich ihn auf der Disco anschaute – ich kann mich noch genau
daran erinnern –, sei er der glücklichste Mensch auf der ganzen Disco gewesen.
Im ersten Moment erwartete ich schon fast, dass er ›Welt‹ schreiben würde.
Also, das hätte ich wirklich für übertrieben gehalten. Doch: ES GIBT DINGE, DIE
KANN MAN NICHT STEURERN? Na ja, ich habe bis jetzt noch keinen Mann kennen
gelernt, der so bedingungslos handelt, einer, der scheinbar so schnell aufgibt
und nachgibt. ES GIBT DINGE, DIE KANN MAN NICHT STEUERN? Manche Dinge kann man
tatsächlich nicht steuern: wenn ein tragisches Unglück passiert, auf das man keinen
Einfluss hat, oder ein Unfall, den man nicht stoppen kann, wunderschöne
Sternschnuppen und ein Wunsch, der sich erfüllt. Doch für sein eigenes Glück
ist man oft selbst verantwortlich. Man muss sich dafür öffnen und man muss es
zulassen. Sich zu verlieben muss man auch zulassen. Oder man kann es sich verkneifen.
Zuerst findet man jemanden einfach nur attraktiv. Wer dann schon ans sich verlieben
denkt oder an die Liebe auf den ersten Blick glaubt, der kann schnell
enttäuscht werden, wenn er den Auswählten dann näher kennen lernt. Nach dem
ersten Date und nach dem ersten Kuss ist das wieder etwas völlig anderes, denn
da hat man denjenigen meist schon etwas näher beschnuppert und dann kann der
Funke schon mal überspringen.
    Irgendwie hat mich der Brief
verzaubert. Und den ersten Kuss hatten wir auch schon ¼
     
    Am nächsten Tag habe ich den Brief
immer wieder heimlich auf der Arbeit gelesen. Ich fühlte mich so gut und
lebendig, wie schon lange nicht mehr. Er hat es doch tatsächlich geschafft, mir
Schmetterlinge in den Bauch zu zaubern. Ich war verliebt. Ganz plötzlich, ganz
neu. Dabei dauerte es bei mir doch sonst ewig. Wenn er mir den Brief drei oder
vier Tage früher gegeben hätte, hätte ich ihn eiskalt abserviert. Ich würde
sagen, da hatte er Glück gehabt. Und ich erst. Im siebten Himmel schwebte ich.
    Dann bekam ich einen Anruf
von meiner Mutter. »Na, wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich habe mich
verliebt.«
    »Das ist schön. Na ja, du
bist jetzt 20, Klementine. Das könnte der Richtige sein. In diesem Alter.«
    Meine Mutter hatte meinen
Vater mit 19 geheiratet. Und dann kam ich. Ich wurde ganz euphorisch. Mark
könnte der Richtige sein.
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