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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
Autoren: Guido Seifert
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Botin hielt eine Halskette aus winzigen dunklen Jiw’jiwe-Steinen in den Händen, an der ein ovales Amulett hing, in das wiederum ein winziger funkelnder Kristall eingelassen war. Mit einer langsamen und völlig gleichmäßigen Bewegung legte sich die Tar’tarishi die Kette um den Hals.
    Vu’maiti war überzeugt, dass die göttliche Essenz Ak’lothums in jenem Amulett ruhte, das bis zum heutigen Tage auf die Tar’tarishi gewartet hatte. Und als diese sich nun ihr zuwandte, und die Priesterin den göttlichen Glanz in den milden braunen Augen der Tar’tarishi wahrnahm, wusste sie, dass die heilige Hochzeit vollzogen worden war.
     
    *
     
    Kendra und Turanagi wichen Schritt um Schritt zurück, als immer mehr Tenebrikoner mit klackenden Schritten in die Vorhalle des Heiligtums drangen.
    Vier weitere Tum’waheri-Wächter hatten sich in sinnlosem Mut auf die Bestien gestürzt und waren in Sekundenbruchteilen zu Tode gekommen.
    Doch als Kendra bereits mit dem Leben abschloss, ereignete sich etwas, das ihr wie ein Wunder vorkam.
    Der vorderste Tenebrikoner, der nur noch wenige Meter von Kendra und Turanagi entfernt war, wurde von einer unsichtbaren Riesenfaust ergriffen und mit solcher Wucht zur Seite geschleudert, dass er einfach durch die Wand verschwand – ohne den geringsten Schaden am Mauerwerk anzurichten.
    Der nachfolgende Tenebrikoner wurde von gigantischen Energien zerquetscht. Seine vier mechanischen Beine schossen nach allen Richtungen davon, rollten über den glatten Hallenboden, changierten einige Sekunden lang zwischen schemenhafter Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit und verschwanden schließlich im Nichts.
    Und so ging es Schlag auf Schlag weiter: Der unsichtbare Kämpfer fegte die Tenebrikoner hinweg, zerquetschte sie, malträtierte sie, zerstörte sie. Abgerissene klauenbewehrte Kampfarme segelten durch die Luft, ovalförmige schwarze Tenebrikonerköpfe rollten hüpfend ob der vielen Stacheln über den Hallenboden, und sämtliche abgetrennten und zerstörten Teile verschwanden schließlich aus der Sichtbarkeit, als ob sie nie existiert hätten.
    Am Ende waren sämtliche Angreifer vernichtet, und es kehrte Ruhe ein.
    »Dieses Gemetzel kann nur ein Ankrile mit seinem Heros-Eponen veranstaltet haben«, sagte Turanagi langsam.
    Kendra nickte. »Taro ist zurück«, sagte sie ebenso langsam.
     
    *
     
    Als ob die wabernden Kugeln, die der Drachengott geboren hatte, nicht schon beängstigend und bedrohlich genug gewesen wäre, schien es Ken’gewa jetzt, dass etwas Zerstörerisches und Machtvolles in Ten’brikum eingedrungen wäre. Der Leib des gigantischen Gottes beulte sich kurz hintereinander an verschiedenen Stellen aus, und jedes Mal färbten sich diese Ausbuchtungen in orange- und purpurfarbenen Tönen, die mühelos die grünlichen Kamb’wani-Wolken durchdrangen.
    Die Klagegesänge der Tum’duni waren vollkommen verstummt. Kein Laut war von ihnen zu vernehmen. Es war, als ob sie zwischen Furcht und Hoffnung verharrten.
    Auf dem priesterlichen Hochgestell aber herrschte nur noch die Angst. Dort oben am Himmel über Wen’gulim geschah etwas Unerhörtes, etwas Schlimmes, etwas Bedrohliches. Etwas, das die Ordnung und das Verhältnis von Tum’waheri und Tum’duni, die sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende etabliert hatten, auf immer zu zerstören drohte.
    Die rötlich glühenden Ausbeulungen, mit denen Ten’brikum zu kämpfen hatte, folgten jetzt in immer schnellerem Wechsel. Es war, als ob eine riesige glühende Eisenkugel mit größter Wucht in den Leib des Eifersüchtigen Gottes katapultiert worden wäre und jetzt zwischen den Rumpfwänden hin und her sprang. Es war, als ob Ten’brikum eine peitschende Riesenschlange verschlungen hätte und sie doch nicht verdauen konnte.
    Es tobte ein Kampf in den Eingeweiden des Gottes – ein Kampf auf Leben und Tod.
    Und plötzlich zerstob ein Teil des Halses in einem Funkenregen und Feuerwerk. Rot und gelb glühende Funkenbahnen dehnten sich gleichmäßig hoch im Himmel über dem Tawil’kiwara aus. Ein vielstrahliger Stern überspannte das Hochplateau, und dort, wo seine Strahlen auf Ansammlungen von Kamb’wani trafen, zerknisterte das Luftplankton in Myriaden winziger gelber Lichtblitze. Es war ein Schauspiel von erhabener Schönheit – und zugleich das Schrecklichste, was Ken’gewa jemals erlebt hatte.
    Der gewaltige Kopf des Drachengottes sank mit furchtbarer Langsamkeit herab; dort, wo der Hals zertrümmert worden war, knickte das Haupt
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