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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
Autoren: Guido Seifert
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Gefühl – zugleich aber auch empfand sie Irritation: Aus einem Nebentor der Südmauer des inneren Stadtareals waren soeben drei Gestalten getreten, die eine Trage schleppten, auf der – und dies war deutlich zu erkennen – Missie lag.
    Im nächsten Augenblick blendete die Erkennungsroutine ihren Namen in grüner Schrift ein, während der in roter Schrift gehaltene und mit Fragezeichen versehene Name Turanagi neben dem dunklen Haarschopf erschien, der die Spitze der Trage bildete. In derselben Weise wurde der Name Lieutenant Dr. Kendra Scott neben dem roten Haarschopf am Ende der Trage sichtbar.
    Die ungünstige Vogelperspektive machte der biometrischen Erkennung wohl zu schaffen. Doch Dana war sich sicher, dass es sich um die Vermissten handelte. Wer allerdings die vierte Person war, die mit der Schiffsärztin zusammen das Fußende der Trage hielt, war ungewiss.
    »Das ist weder Lieutenant Gensheimer noch der verletzte Marine«, sagte Commander Wynford jetzt, als ob sie auf Danas Grübeln antworten würde. »Offenbar ist es eine Einwohnerin dieser Stadt.«
    »Anscheinend können sich die drei frei bewegen – das ist schon einmal ein gutes Zeichen«, sagte Dana.
    Das Brückenzentralschott zischte auf, und Dana schwang in ihrem Kommandosessel herum.
    »Ich konnte Kontakt zu Taro herstellen«, sagte Bruder William, der immer noch im Schott stand. »Er befindet sich auf dem Weg zurück zur STERNENFAUST.«
     
    *
     
    Missie befand sich in einem nicht enden wollenden quälenden Traum. Immer wieder tauchten die Gesichter von Dana Frost, Taro, Lieutenant Sobritzky, Lieutenant Commander Mutawesi, Bruder William, Commander Austen und Romana Hel’gara auf, doch sie verschwammen sogleich und wurden teigig wie in Wasser angerührtes Marina-Algenmehl. Und jedes Mal, wenn dies geschah, glitt Missies Traumblick tiefer und fraß sich fest an dem um den Hals getragenen Amulett, an jenen ovalen Gegenständen, in die winzige funkelnde Kristalle eingelassen waren, die mit ihren gleißenden Lichtblitzen Missie irgendetwas sagen zu wollen schienen. Es war, als ob sich die Akoluthoren, um die es sich handelte, reihum an Missie wandten und sie in den Chor der Dodekoren ziehen wollten.
    Doch Missie wehrte sich dagegen. Sie gehörte nicht zu jenen Offizieren, Geistlichen und überlegen-unheimlichen Aliens, die sich Dodekoren nannten und auf eine Angst einflößende Weise mit ihren Amuletten verbunden waren.
    Doch Missie steckte fest in einem gigantischen zähen Fladenbrei, der jede Bewegung zu einer immensen Anstrengung machte, ohne dass sie wirklich von der Stelle kam.
    Es war ein Albtraum, der nicht enden wollte und immer wieder dasselbe Muster von Verlockung, Anbiederung und Schmeichelei auf der einen und Abwehr, Angst und Fluchtwille auf der anderen Seite aufführte.
    Zwischenzeitlich erkannte Missie, dass sie bloß träumte, und in diesen wenigen Sekunden bemühte sie sich mit aller Kraft aufzuwachen, doch es gelang ihr nicht. Und schon glitt sie wieder hinab in das Gespinst des Traums, der seine Wirklichkeit behauptete und ihr keine Chance mehr ließ, ihn als solchen zu erkennen.
    Doch nach einer schier unendlichen Reihe von Wiederholungen – so schien es Missie – begann das Muster aufzubrechen. Unmerklich zunächst, doch dann Zug um Zug deutlicher, zeigte sich die Veränderung. Die zunächst vertrauten Gesichter, die sich zu Grimassen verzogen und schließlich nur noch als groteske Schemen im Gewölbe des tiefen Traumes schwebten – diese Gesichter fanden zunehmend nicht mehr zu ihrer vertrauten und wahrhaftigen Gestalt zurück. Bald oszillierten sie zwischen geisterhafter Grimasse und amorphem Farbnebel, bis sie schließlich gänzlich verschwanden und nur noch die in überirdischem Glanz schillernden Amulette übrig blieben. Diese reihten sich zu einem Ring, auf dem sie Missie langsam umkreisten wie Trabanten einen Himmelskörper.
    Missie badete in ihrem Licht, und ihre Angst – sie konnte nicht sagen, weshalb – wich Stück um Stück von ihr. Es war ein seltsames Gefühl von Ergebung, das Missie durchströmte – so mochte ein auf den Tode Erkrankter fühlen, der nach langem Kampf schließlich aufgab und sich mit milder Resignation in sein Schicksal fügte.
    Die Amulett-Trabanten, die um Missies Haupt kreisten, gewannen allmählich an Geschwindigkeit, was zu dem Eindruck führte, dass sie einen Lichtschweif nach sich zogen. Endlich hatten sie so stark beschleunigt, dass sie ein einziges Lichtband bildeten, das Missies
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