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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
Autoren: Guido Seifert
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Traum … Der Ruf war die Wirklichkeit. Der Ruf erfüllte sie mit Wirklichkeit. Der Ruf war ihre Bestimmung!
    Mit dumpfem Knirschen spaltete sich die schattenschwarze Fläche senkrecht in ihrer Mitte. Mit leisem Rumpeln fuhren die beiden mächtigen Flügel in die Wand.
    Der Weg lag offen vor ihr. Der Weg, den sie zu gehen hatte.
    Und sie ging ihn.
    Begleitet nur von dem blauhäutigen Wesen.
     
    *
     
    »372 bekannte Strahlungsfrequenzen!« Lieutenant Jefferson schüttelte beinahe ungläubig den Kopf. »Und es werden immer mehr! Und das Signal reißt nicht ab!«
    »Es ist Blue Jewel, Lieutenant. Dort unten befindet sich tatsächlich ein Akoluthorum.« Jenny berührte die Kom-Taste. »Maschinenraum an Brücke!«
     
    *
     
    Kuhan’jaali Ken’gewa stand auf dem zeremoniellen Holzgerüst, umgeben von der Hohen Priesterschaft Bilad’himus. Zu seinen Füßen breitete sich das Tawil’kiwara – das nördlich der Stadt gelegene Hochplateau – über eine Meile weit aus. Der Platz vor dem hoch aufragenden Holzgerüst wurde von Tausenden Tum’duni eingenommen – sie verteilten sich auf einem Areal, das eine Achtelmeile durchmaß. Ihre leise klagenden Chorgesänge erfüllten die Luft.
    Doch das beeindruckendste Schauspiel lieferten nicht die Tum’duni, sondern – ein Gott.
    Ten’brikum schwebte schillernd hoch am Himmel. Ten’brikum – der eifersüchtige Gott. Ten’brikum – der Drachengott. Er maß beinahe eine halbe Meile von der Schnauze bis zur Schweifspitze. Er schwebte ruhig und drohend über der Szenerie, nur ein Schemen, doch von unendlicher Macht. An manchen Stellen seines Leibes glänzten seine Schuppen im Licht der Poppelsonne U’moto, und an anderen wiederum war er so durchsichtig wie ein Kristall. Doch diese unterschiedlichen Partien waren nicht fixiert; sie verschoben sich gegeneinander, tauschten ihre Plätze und ließen den gigantischen Drachengott unwirklich erscheinen.
    Ken’gewa konnte nicht länger auf die Kuhan’pili warten. Es war schlicht unerhört von Vu’maiti, der Zeremonie fern zu bleiben. Dies würde ernsthafte Konsequenzen haben.
    Ken’gewa sammelte sich. Und dann intonierte er mit lauter und fester Stimme: »Ten’brikum! Dein Tag ist gekommen. Kipawa Ten’brikum!«
    »Kipawa Ten’brikum!«, erwiderte der Priesterchor. »Nimm die Leben der Willigen zu dir! Sie erklommen Tawil’kiwara, um sich dir zum Opfer zu bringen! Verschlinge die Willigen, auf dass sie dir Leben schenken! Gepriesen sei Ten’brikum!«
    Ken’gewa blickte hinab auf das unabsehbare Meer der rotbraunen Häupter. Die Tum’duni wiegten sich leicht im schleppenden Rhythmus ihrer Klagegesänge. Hier oben auf dem Tawil’kiwara hatten sie ihr Schicksal endlich angenommen. Hier oben auf dem Tawil’kiwara, in Gegenwart des gigantischen Gottes, war der Wille zur Flucht erloschen.
    Ken’gewa spürte eine leichte Unruhe in sich. Wo blieb der schillernde Strudel, der aus dem Bauch Ten’brikums auf das Plateau hernieder fuhr? Wo blieb der wirbelnde übernatürliche Wind, der die Opfer erfasste und sie in den göttlichen Leib zog?
    Ken’gewa verbot sich einen raschen Seitenblick zu seinen Priesterkollegen. Als Kuhan’jaali war er der Letzte, der Irritation zeigen durfte. Umso mehr versenkte er seinen Blick in den am Himmel stehenden Gott.
    Ten’brikum! , bat er innerlich. Nimm unsere Opfergaben und zürne uns nicht! Ein hartes Jahr liegt hinter uns, in dem wir so viele Tum’duni fingen, wie es uns möglich war! Bitte zürne uns nicht, die wir dir seit Anbeginn der Zeit dienen und in alle Ewigkeit dienen werden!
    Ken’gewa riss die Augen auf, als er sah, wie eine winzige schillernde Kugel aus dem Leib Ten’brikums trat und langsam zu Boden schwebte. Gleich darauf folgten noch vier weitere Kugeln, und es war, als ob ein Riesendrache seine Eier legte.
    »Was …?«, stöhnte der Oberpriester. Nie zuvor hatte er oder irgendein anderer Tum’waheri dergleichen gesehen. Jahr für Jahr war Ten’brikum gekommen, und Jahr für Jahr hatte er seine Opfer verschlungen.
    Doch niemals zuvor hatte er diese schillernden Kugeln ausgestoßen.
    Ken’gewa bemerkte jetzt, wie die fünf Kugeln nicht nur zur Erde schwebten, sondern zugleich in einer Kurvenbewegung auf das Hochgerüst der Priesterschaft zuhielten. Sie glitten über die Tum’duni hinweg, und im Näherkommen erkannte Ken’gewa, dass es sich bei ihnen um schillernde und zugleich wabernde Kugeln handelte, deren Durchmesser er auf vier Ruten schätzte.
    Angst ergriff
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