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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern
Autoren: Guido Seifert
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Kopf wie ein zu weit geratener Heiligenschein umgab.
    Und nun fühlte Missie, wie sich ihr Traum und die damit verbundenen Gefühle nochmals änderten. Die milde Resignation, die sie eben noch verspürt hatte, wich von ihr und machte einem neuen Gefühl Platz, das Missie zunächst lediglich als grundlegende Zufriedenheit mit sich und der Welt erfuhr, das sich schließlich sogar zu einem wahren Glücksgefühl aufschwang und zuletzt zur euphorischen Erwartung des Kommenden wurde. Hierbei weitete sich das gleißende Band der Akoluthoren nach oben und unten, wurde immer breiter, bis es Missie schließlich als eine Lichtkugel umschloss.
    In diesem Licht lag immer noch das Verlangen, das während ihres Albtraums permanent an sie herangetragen worden war, doch jetzt verspürte sie keine Angst mehr, und auch der Drang zu fliehen war vollkommen verschwunden. Sie verspürte im Gegenteil ein bislang ungekanntes Glück, und es war, als ob ein Ruf aus den Weiten des Alls an ihre Ohren drang, ein Ruf, dem sie folgen wollte.
    Missie spannte sämtliche Muskeln an, und es war ihr, als ob sie sich in ihrem neuen Glück und ihrem neuen Verlangen über die Grenzen ihres Körpers hinaus ausdehnte – ausdehnte, bis die Kugel aus Licht um sie herum jäh zersprang und sie sich plötzlich in dunkler Kühle wiederfand, als ob man sie auf den Grund eines Ozeans verfrachtet hätte.
    Es gelang ihr nicht mehr zu atmen. Es fühlte sich an, als ob sie sich tatsächlich weit unter der Oberfläche eines Meeres befand.
    Panik stieg in ihr auf, sie rang nach Atem, nach der Luft, die nicht da war, bis sie begriff, dass sie auftauchen musste! Nach oben, nach oben! , rief sie sich zu und bewegte ihre Glieder, als ob sie aus einem havarierten U-Boot ausgestiegen wäre, das Dutzende von Metern tief auf Grund gelaufen war. Missie presste die Restluft aus ihren Lungen, als ob sie befürchtete, dass sie mit der Verminderung des Drucks platzen könnten, ruderte mit ihren Armen und Beinen, bis sie über sich endlich ein fahles Licht ausmachen konnte, das wie Verheißung und Rettung war.
    Strampelnd hielt sie darauf zu.
    Je näher sie ihm kam, glaubte sie, dass es alles, wonach sie strebte, für sie bereithielt. Als durchbreche sie den Spiegel des erstickenden Ozeans!
    Luft!
    Gierig sog Missie das rettende Gasgemisch ein. Sie musste husten – und atmen.
    Husten und atmen.
    Der Raum war dämmrig, erhellt nur von dem flackernden Licht weniger Fackeln, die in Wandhalterungen steckten.
    »Missie! Endlich!«
    Das hübsche schmale Gesicht mit den blauen Augen über ihr. Die roten kurzen Haare … Kendra Scott!
    »Doktor …«, hustete Missie.
    »Ganz ruhig, Missie! Es wird alles gut.«
    Am Rande ihres Bewusstseins nahm Missie wahr, wie Dr. Scott sie untersuchte – aber dies war nicht wichtig. Im Augenblick war auch nicht Turanagi wichtig, der in ihr Gesichtsfeld trat und ihr aufmunternd zulächelte.
    Missie richtete ihren Oberkörper auf.
    »Langsam, Missie!«, warnte Dr. Scott sorgenvoll.
    »Mir geht es gut«, sagte Missie und betonte jedes Wort.
    Langsam blickte sie sich in der spärlich erleuchteten Halle um. Mächtige Standbilder von Humanoiden flankierten die Seitenwände, unheimlich beleuchtet durch das flackernde Licht der rußenden Fackeln.
    Und dann fiel Missies Blick auf eine Fremde, die ein paar Schritte weit abseits stand.
    Missie zwinkerte mit den Augen, aber sie hatte sich nicht getäuscht: Die Haut der wunderschönen Fremden, die ein dunkelgrünes und reich verziertes Kleid trug, war tatsächlich blau.
    Und nun fiel es Missie wieder ein. Bei der Vorbereitung auf ihre Mission hatte man ihr mitgeteilt, dass der eine Teil der Bewohner des fremden Mondes blauhäutig war.
    Missie erhob sich von der Trage, was ihr erstaunlich mühelos gelang – es wäre gar nicht nötig gewesen, dass Dr. Scott sie am Ellbogen fasste.
    »Geht es Ihnen wirklich gut, Missie?«, fragte Lieutenant Scott immer noch besorgt.
    Missie nickte. Und dann erblickte sie das schattenschwarze, bestimmt sieben Meter hohe Tor in der Stirnwand der Halle.
    Wie hypnotisiert schritt sie langsam auf das dunkle Portal zu. Nur wenige Meter davor blieb sie stehen. Aus ihren Augenwinkeln sah sie, wie die blauhäutige Fremde an ihre Seite trat.
    Missie fühlte noch immer, dass dies alles seine Richtigkeit hatte.
    Es schien Missie, als ob sie noch niemals in ihrem Leben so klar vor Augen gehabt hätte, was zu tun war, wie in diesem Augenblick. Der Ruf – er war kein bloßes Echo aus einem endlosen
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