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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Autoren: Anonymous
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davor den Eindruck eines Kriegsschauplatzes. Er war vielleicht anderthalb Meter breit und noch einen Meter höher, erstreckte sich weit in beide Richtungen und war, soweit Max das überblicken konnte, vollkommen fensterlos. Alle paar Schritte gingen graue, metallene Türen von ihm ab. Ihr Öffnungsmechanismus war simpel und auf den ersten Blick erkennbar: Ein silbriges Rad von etwa dreißig Zentimetern Durchmesser auf ihrer Frontseite diente zum Öffnen und Schließen, wenn man daran drehte. Dennoch bezweifelte Max, dass das noch etwas nutzte – denn der Zustand der Türen war jenseits von Gut und Böse. Momentan waren sie geschlossen, doch nicht wenige sahen aus, als habe jemand – oder etwas – mehrfach von Außen dagegen geschlagen. Und zwar mit Gewalt. Kanten bogen sich nach Innen. Türblätter waren eingedellt worden, als bestünden sie aus Teig, den man nach Belieben formen und umgestalten konnte.
    Was war nur geschehen? Was hatte eine solche Zerstörung provoziert?
    Die Wände machten einen nicht minder besorgniserregenden Eindruck. Schmutzig weiße Verschalungskomponenten saßen schief in ihren metallenen Halterungen. Ecken waren herausgebrochen und ließen scharfe Kanten erkennen. An einer von ihnen sah Max ein blondes Haarbüschel hängen. Er blickte schnell weg.
    Auf der gegenüberliegenden Seite sah es kaum besser aus. Asiatisch anmutende Schriftzeichen, mit rötlicher Farbe auf die Wandverkleidungen gekritzelt, erstreckten sich schief und krumm über eine Fläche von vielleicht dreißig mal sechzig Zentimetern, etwas unterhalb seiner Augenhöhe. Es mochten Berechnungen sein, astronomische Kalkulationen, doch mehr als diesen rudimentären und unfundierten Eindruck konnte Max den für ihn unverständlichen Notizen nicht abringen. Einzig in einem Punkt musste er seine Meinung revidieren: Was er da sah, war zwar rot – bestand aber nicht aus Farbe. Es war getrocknetes Blut.
    Schnell blickte er zu Boden, verzweifelt nach etwas Ausschau haltend, was Sinn in diesen irrsinnigen Anblick bringen mochte. Er fand nichts.
    Stattdessen bot sich ihm das nächste Rätsel dar. Der Fußboden bestand aus einem Metallgitter, das in quadratischen, nebeneinanderliegenden Komponenten von jeweils einem Quadratmeter Grundfläche angeordnet war. Darunter verliefen dicke Rohre aus einer Art Kunststoff; vermutlich handelte es sich um Kabelkanäle sowie Wasser- und Lüftungsschächte. Manche der Gitterquadrate waren aus ihrer jeweiligen Befestigung gerissen, lehnten achtlos an der Wand oder waren in absurd anmutenden Winkeln verbogen, die der vermuteten Dicke und Stabilität des metallischen Materials Hohn sprach. Als Max sich einige Schritte vorwagte, sah er eines der Gitterteile von oben herunter ragen. Es war mit Wucht in die Korridordecke gestoßen worden. Seine Unterseite sah geschmolzen aus, und so logisch es auch war, sich ein Werkzeug oder eine Laserwaffe als Ursache dafür vorzustellen, konnte Max für einen Sekundenbruchteil nicht anders, als an einen Feuer speienden Drachen zu denken, der irgendwo in den Untiefen dieses seltsamen … Schiffes? … sein Unwesen trieb.
    Das liegt an der Musik , rief er sich in Gedanken zur Ordnung. Nur an der Musik. Sie wird mich noch in den Wahnsinn treiben!
    Zögernd und vorsichtig schritt er voraus und bemühte sich redlich, nicht zufällig gegen eines der herumstehenden Gitter oder in einen der Plastiksplitter zu treten, mit denen der Boden an manchen Stellen übersät war.
    Und immer wieder diese Melodie. Sie war nicht lang, bestand aus einer Abfolge von vielleicht zehn, maximal fünfzehn Tönen – aber diese schienen aus einem musikalischen System zu stammen, das nicht für menschliche Ohren oder Kehlen bestimmt war.
    Max hatte wenig Ahnung von Musiktheorie, und doch war er unbeirrbar überzeugt, diese Klänge seien weniger fürs Gehör als fürs Gefühl gedacht. Mehr Klagelaut als Lied.
     
    *
     
    Minutenlang war Max dem gewundenen Korridor gefolgt, bis er schließlich vor einer geschlossenen Tür ankam. Sie war so grau und unauffällig, wie alle anderen, an denen er vorbei gekommen war. Ihre Oberfläche war eigenartig verkratzt, das geschwungene Rad in ihrer Mitte von rostbraunen Flecken übersät, und über der Schwelle hing ein Bündel loser Kabel aus der Decke, von denen gelegentlich kleine elektrische Blitze ausgingen.
    Wer auch immer der Verursacher der seltsamen Melodie sein mochte – er befand sich hinter dieser Tür. Und vielleicht hatte er Antworten.
    Max atmete tief
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