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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Autoren: Anonymous
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Zuständen lagen wild über- oder nebeneinander. Zwei industrielle Papierrollen, wie sie einst zum Druck von Zeitungen und Plakaten verwendet wurden, lehnten in der Ecke an der Wand, jede von ihnen mindestens drei Meter breit. Jemand hatte sie mit einem stumpfen Messer traktiert und sich mehrere Papierstreifen herausgeschnitten.
    Max sah diverse silbrige Tüten aus einer offenen Kiste herauslugen. Als er näher trat, bemerkte er, dass es sich um Trockenrationen handelte. Astronautenkost der übelsten, weil konzentriertesten, ursprünglichsten Sorte, fein säuberlich in Portionsbeuteln abgepackt. Die Beschriftung der Tüten war in Solar, der Standardsprache innerhalb der Solaren Welten, und wies sie als nahrhafte Proteinmahlzeiten aus.
    Definitiv nicht die STERNENFAUST … Aber wie war das möglich?
    Als nächstes hob er den Deckel eines kleineren Containers an und blickte auf eine Sammlung großformatiger Rollen fein säuberlich zusammengewickelten Dämmmaterials, wie man es in früheren Zeitaltern beim Hausbau verwendet hatte. In einem weiteren fand er ein ganzes Sortiment an Kochlöffeln, allesamt einheitlich geformt, und allesamt einheitlich rostig.
    Es schien, als gäbe es in diesem Frachtraum nichts, was es nicht gab. Bis auf eine Sache: Struktur. Das alles wirkte unglaublich wahllos, bunt und sinnfrei zusammengewürfelt. Wie die Abstellkammer eines Menschen, der eigentlich gar keine Abstellkammer haben will und hereinwirft, was immer er gerade nicht braucht, aber noch nicht wegwerfen möchte , dachte Max seltsam fasziniert, während die Kühle des Bodens langsam seine blanken Füße hinauf kroch. Das ist kein Frachtraum, sondern eine bessere Müllkippe.
    Ein Fass voller Obstkonserven – Obstkonserven? Wer bitteschön braucht in der bemannten Raumfahrt des Jahres 2269 noch Obstkonserven? – brachte ihn auf eine Idee. Max griff hinein, nahm sich eine der mit einem appetitlich-bunten Aufdruck versehenen Büchsen heraus und trat wieder zurück zu dem rätselhaften Loch in der Außenhülle, durch das er ins All blicken konnte. Wollen wir doch mal sehen, ob ich nicht richtig liege … Mit diesem Gedanken holte er aus, schwang seinen Arm zurück und warf die Dose mit aller Kraft durch das Loch.
    Sie hatte den Raum noch nicht verlassen, als sie gegen ein unsichtbares Kraftfeld prallte. Die Energiewand flackerte auf, neongelbe Strahlen waberten. Von ihrer eigentlichen Route abgelenkt, plumpste die Dose zu Boden und eilte kullernd zu Max zurück.
    Na also. Max trat näher, hob die Büchse auf, und besah sich das wieder unauffällige Kraftfeld genauer. Er konnte keine Generatoren, keine Übergänge ausmachen, vermutete aber instinktiv, dass es sich um eine Art partiellen Schutz handelte, wie ihn ältere Raumer niederer Bauart verwendet hatten, um Energie zu sparen. Anstatt das Schiff überall mit einem Schirm zu schützen, wurde dieser in jenen Fällen nur lokal erzeugt – eben da, wo das Schiff ein »Pflaster«, benötigte.
    Das passt zum Rest dieses Lagers , dachte Max grimmig, und war innerlich froh darüber, einen ersten Zusammenhang festgestellt zu haben. Flickwerk, alles nur Flickwerk.
    Als nächstes hörte er den Gesang, der aus dem Gang durch die Tür hereinwehte.
     
    *
     
    Das Geräusch war leise, aber dennoch deutlich zu vernehmen. Und es zauberte ihm eine Gänsehaut auf die Arme.
    Max wandte sich ab, hob den Schraubenschlüssel vom Boden auf, und machte sich derart bewaffnet auf den Weg zur Tür. Je näher er ihr kam, desto deutlicher wurde die Stimme – zwar konnte er noch keinerlei Worte ausmachen, doch war ihm, als müsse er nicht auf den Text achten, um diese Musik zu begreifen. Was sie bedeutete, sagte ihm schon sein Bauch.
    Selten zuvor hatte er eine derart verstörende, faszinierend melancholische Melodie vernommen. Max war kein Mann für übertriebene Romantisierungen, aber in diesem Augenblick musste er an einen böswilligen Kobold denken, der in irgendeinem mittelalterlichen, verwunschenen Wald auf einem Stein saß, den Vollmond anheulte und seinen Frust über das Leben, das Universum und den ganzen Rest in unaussprechlich finsteren Plänen formulierte.
    Der Gang war in rötliches Licht getaucht, wie es von Notbeleuchtungssystemen erzeugt wurde. Eine Farbe, die laut Max’ überreizten Nerven vortrefflich zu der musikalischen Untermalung passte. Und das Bild, das sich ihm im Flur darbot, unterstrich beides noch.
    Hatte der Lagerraum wie eine wirre Abstellkammer gewirkt, so erweckte der Korridor
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