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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Autoren: Anonymous
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Leinenanzug überwältigen konnte. Noch standen seine Chancen gut, immerhin hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
    Doch dann nahm die Situation eine unerwartete Wendung. Puissance packte seine Tochter grob am Handgelenk und zog sie zu sich, hielt den Nadler in Richtung ihrer Schläfe. Natalie regte sich nicht mehr, Panik flackerte in ihren Augen.
    »Gib dir keine Mühe, Bruder«, sagte Robert lässig. »Ich weiß genau, wo du steckst. Und wenn du auch nur noch einen Muskel rührst, ist sie dran.«
    Die junge Frau wimmerte leise, als Mündung des Nadlers ihre Haut touchierte. Max fror mitten in der Bewegung ein. Scheiße. »Was wollen Sie, Puissance?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Lassen Sie sie gehen, sie kann nichts dafür.«
    »Oh, lass das mal meine Sorge sein. Ich bin der König, und allein mein Wort ist Gesetz, klar? In ihrem Fall habe ich lange genug eine Ausnahme gemacht. Ich war weich, zu weich. Aber ein König muss auch harte Entscheidungen fällen.«
    »Sie waren nicht weich, Puissance.« Mit wild pochendem Herzen und erhobenen Händen trat Max aus seinem Versteck hervor. »Sondern ein Vater. Irgendwo in Ihnen steckt noch ein Funken des Mannes, der Sie vor Epsilon waren. Und dieser Mann würde seinem eigenen Kind nie etwas antun.«
    Der Franzose lachte spöttisch. »Wie melodramatisch. Bruder, du solltest dich mit ›Le G‹ zusammentun. Gemeinsam könntet ihr ganz neue Höhen der Trivialunterhaltung erklimmen.« Dann hob er den Arm und richtete den Nadler auf etwas, das über Max lag, außerhalb seines Blickfelds. »Schade, dass es nie dazu kommen wird.«
    Max sah, wie sich Natalies Augen erschrocken weiteten, hörte ihr panisches Keuchen – doch bevor er reagieren konnte, betätigte Puissance den Abzug. Etwas zischte quer durch den Raum und einen Sekundenbruchteil später stieß etwas Gewaltiges, Hartes in Max’ Rücken und zwang ihn zu Boden.
    Die Wucht des Aufpralls presste die Luft aus seiner Lunge, raubte ihm die Orientierung. Ein schweres Gewicht prallte gegen seinen Hinterkopf und ließ ihn Sterne sehen. Er stöhnte.
    Das Letzte, was Max Brooks sah, bevor er in die Schwärze jenseits des Bewusstseins glitt, war Natalie Puissances entsetztes Gesicht, als sie ihr Vater gewaltsam aus Ottomanns Quartier zerrte.
     
    *
     
    Grobe Stricke schnitten in ihr Fleisch, rissen ihre Arme roh nach hinten und fixierten ihre aufgescheuerten Hände. Ihr Atem ging keuchend, und ihr Herz schlug so laut, dass es fast das Klappern ihrer Zähne übertönte. Kalter Schweiß lief ihr in Strömen von der Stirn und den Nacken hinab, und dennoch war ihr so heiß, wie nie zuvor in ihrem knapp zwanzigjährigen Leben.
    Denn das Ende war nah. Diesmal gab es kein Zurück; der Moment des Schicksals, von dem sie geahnt hatte, dass es sie eines Tages ereilen würde, war endlich gekommen. Und mit ihm das Grauen.
    Natalie Puissance stand auf der kleinen Bühne im Gemeinschaftsraum der OCHRASY, mit dem Rücken zur Säule, an die man sie brutal gefesselt hatte. Sie war nahezu reglos, denn die Seile, die sich um ihre Beine, Arme, den Brustkorb und sogar den Hals schlangen, raubten ihr jeglichen Bewegungsspielraum. Oh, sie hatte versucht, sich zu befreien! Doch mit jedem Zerren und Ziehen war der Druck der Fesselung auf ihrer Kehle stärker geworden. Mittlerweile fiel ihr das Atmen schwer, sodass sie diese Bemühungen aufgegeben hatte. Sie waren zwecklos und verschlimmerten ihre höchst unbequeme Lage nur. Ihr ganzer Körper schmerzte. Ein dünnes Rinnsal aus Blut lief an der Seite ihres Halses hinab, wo die Seile ihre Haut aufgeritzt hatten.
    Sie war wehrlos, dem Willen der Männer, die im Halbkreis vor ihr saßen, vollkommen ausgeliefert.
    Die sahen aus, als interessiere sie das alles nicht im Geringsten.
    Girandieux’ Miene war undeutbar wie immer, eine Maske der Überheblichkeit. Hikaru neben ihm schien sogar zu schlafen. Er hatte das Kinn auf die Brust gesenkt und atmete ruhig und gleichmäßig. Der kahle Savally hatte die Beine übereinandergeschlagen und kritzelte begeistert auf einem Notenblatt herum, das auf seinem Oberschenkel ruhte. Louis Habiba, gekleidet in einen überraschend gepflegt wirkenden bunten Boubou, einer traditionellen Robe aus seiner westafrikanischen Heimat, bohrte in der Nase und schaute dabei aus dem Panoramafenster hinaus auf den Planeten. Und die nackten Svensson-Brüder strahlten unter ihren Sonnenhüten zu Natalie herüber, als säßen sie im Publikum einer
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