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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Autoren: Anonymous
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überglücklich. »Alles, Puissance, alles. Und gerne.«
    Natalies ganzer Körper war ein Brett, ein Stein, steif und leblos. Sie war nicht hier, das alles betraf sie nicht. Erinnerungen an die Hinrichtung ihrer Mutter drängten ihr ins Gedächtnis, doch sie zwang sie nieder, beachtete sie nicht. Sie gehörten nicht zu ihr, nicht mehr.
    Das Schlucken fiel ihr schwer. Warum fiel ihr das Schlucken plötzlich schwer? Sie musste doch schlucken können, es war absurd nicht zu …
    Savally erhob sich und salutierte, als auch er seine Einwilligung gab, und irgendwo in Natalies Verstand wurde registriert, dass damit die Hälfte der Anwesenden ihrer Ermordung zugestimmt hatte. Eine Ja-Stimme noch, und es war geschehen.
    Auch Robert schien dies nicht entgangen zu sein. »Bruder Ottomann, was meinen Sie?«, forderte er den Ingenieur auf. »Ja oder Nein?«
    Ottomann atmete tief durch, strich sich über den Bart. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er leise. Gunnar Svensson begann zu weinen.
    Puissance blinzelte überrascht, fing sich aber schnell wieder. »Gut, jede Stimme soll gehört werden. Somit steht es vier zu eins. Bruder Habiba?«
    Bevor der Afrikaner antworten konnte, gab es ein lautes Poltern, und die Tür zum Gemeinschaftsraum schwang zischend auf. Eine Gestalt trat ein. Zunächst lag noch Schatten auf der Figur, doch dann fiel das Licht von Epsilon VII auf ihr Gesicht.
    Es war Max. Sein Haar war zerzaust, seine Kleidung strotzte vor Dreck, und er blutete aus mehreren Wunden. Doch auf seinen Zügen lag ein Ausdruck völliger Entschlossenheit. In der Hand hielt er etwas, das entfernt einem Thermostrahler ähnelte. »Puissance«, rief er. »Willst du was von mir? Dann komm und hol’s dir, Arschloch!«
     
    *
     
    Die Stille war nahezu greifbar. Einen einzigen, endlos scheinenden Moment lang regte sich niemand. Nur acht fassungslose und feindselige Gesichter starrten Max entgegen.
    Ein absurder Teil seines Verstandes fragte sich schon, ob sie ihn überhaupt gehört hatten, dann brach die Hölle aus.
    Girandieux und Cho waren die Ersten. Sie sprangen von ihren Sitzen auf und stürmten mit zum Angriff erhobenen Händen auf Max zu. Savally suchte fieberhaft in den Taschen seines altmodischen Gehrocks nach etwas, das er schmeißen konnte. Habiba duckte sich hinter seinen Stuhl, und Ottomann …
    Es war seltsam: Der Ingenieur saß der Tür und somit Max am nächsten, rührte jedoch keinen Finger. Er sah den Offizier der STERNENFAUST III einfach an, und in seinem Blick lag etwas, das Max als Trauer interpretierte. Aber das ergab doch keinen Sinn!
    Max umfasste das seltsame Gewehr fester, das er in Ottomanns Techniksammelsurium gefunden hatte. Er wollte nicht schießen, doch diese Männer ließen ihm kaum eine andere Wahl. Sein Finger legte sich um den Abzug.
    Cho und der Blonde waren hatten ihn bereits fast erreicht, als plötzlich Puissances Stimme erklang. »Halt!«, rief der Franzose. »Niemand krümmt ihm ein Haar, hört Ihr?«
    Max atmete aus. Genau , dachte er. Kein Grund für Übersprungshandlungen. »Ich will nur das Mädchen«, sagte er laut, und seine Stimme hallte durch den gesamten Raum. »Nur sie und freies Geleit. Ihr könnt bleiben. Macht, was ihr wollt.«
    Wie, als müsse er über diese Worte nachdenken, zog Puissance langsam sein Jackett aus, faltete es und legte es sorgfältig über die Lehne seines abgewetzten Sessels. Dann sprang er behände von der Bühne.
    Mit wenigen, gemessenen Schritten war er heran. Cho und Girandieux traten zur Seite, gehorsam wie zwei kleine Hündchen. »So«, sagte der selbst ernannte König. »Willst du das? Und was, wenn ich sie dir nicht gebe?«
    Der Finger am Abzug zuckte. Die Mündung des Gewehrs zeigte direkt auf Puissances Brust, war nur Zentimeter von ihr entfernt. »Das möchten Sie nicht erleben.«
    Robert lachte leise. »Ach ja?« Langsam hob er die Hände und nahm eine Haltung ein, die von Weitem nach Kapitulation aussah. Doch sie wirkte theatralisch, gespielt – denn in seinen Augen lag ein aufständisches Funkeln, fast so, als wisse er mehr als sein Gegenüber. »Dann schieß, Bruder. Mach all dem ein Ende. Du glaubst nur, was du siehst, also lass Worten auch Taten folgen.«
    Max zögerte, legte an. Das kühle Gewehr schmiegte sich an seine Wange. Puissance lachte spöttisch und verhöhnend. Natalie auf der Bühne hing in ihren Fesseln, sichtlich der Ohnmacht nahe.
    »Letzte Warnung, Puissance!«, zischte Max und hoffte vergebens, es klänge so bedrohlich,
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