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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Autoren: Anonymous
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Konzertveranstaltung, deren Star sie war – selig, und mit sich und der Welt zufrieden.
    Ihr Anblick verursachte Natalie den größten Stich.
    Einzig Ottomann wirkte, als nähme er sie tatsächlich wahr. Der talentierte Ingenieur saß im hinteren Bereich des Raumes, kurz vor der Küchenzeile. Er hatte die Hände in den Taschen seines Overalls vergraben, den Kopf gesenkt und blickte sie mürrisch an, nahezu feindselig. Vermutlich schmollte er wegen des Überfalls von vorhin. Ein stattlicher Bluterguss zierte die linke Seite seines Gesichtes und sein Arm hing in einer Schlinge. Dort musste ihn die Tür getroffen haben.
    Als ein Rascheln hinter ihr erklang, wusste Natalie endgültig, dass ihre Stunde geschlagen hatte. Der Vorhang öffnete sich, und Robert Puissance erschien. Ihr Vater hatte sich für den Anlass fein gemacht: Das Hemd war frisch gewaschen, und die kurzen Haare waren mit einer gehörigen Portion Wasser geglättet worden. Majestätisch trat Puissance vor, nahm in seinem Sessel Platz, der wie ein Thron auf der Bühne stand, und räusperte sich laut.
    »Brüder«, sagte er dann. »Wir sind heute hier zusammengekommen, um eine traurige Pflicht zu erfüllen. Eine, die uns besonders schmerzt.«
    Die Svenssons grinsten nun um die Wette und nickten Natalie aufmunternd zu. Savally schrieb unbeeindruckt weiter.
    »Denn abermals hat eine von uns unsere Ideale verraten und Handlungen unternommen, die nicht nur gegen einen der Unseren gerichtet waren«, fuhr Robert fort, »sondern auch den Fortbestand der gesamten Mission gefährdeten. Diese junge Frau, der wir so lange einen Platz in unserer Mitte gewährten – obwohl sie schon früher in Machenschaften verwickelt war, die unserer Gemeinschaft schaden sollten –, hat uns erneut hintergangen. Sie hat Dr. Ottomann angegriffen und wollte sich seiner Technik bemächtigen, als ich sie stellte. Ihr Kompagnon in diesem Unterfangen, ein zwielichtiger Besucher aus den Tiefen des Alls, wurde bereits der Gerechtigkeit überantwortet. Er ist tot. Nun wird es Zeit, auch sie in Justitias Hände zu legen.«
    Natalies Zeh juckte. Das Gefühl war ein Anker, ein Fels in der Brandung des Wahnsinns. Dennoch zitterte sie.
    Nun war auch Cho aufgewacht. Mit weit geöffneten Augen verfolgte er das Geschehen. »Hört, hört«, murmelte der Asiat, und Girandieux nickte bedächtig.
    »Bevor wir aber zur Abstimmung schreiten, meine Brüder, gebietet es der Anstand, dass wir der Angeklagten die Gelegenheit geben, zu uns zu sprechen und sich zu rechtfertigen.« Puissance wandte den Kopf zur Seite und blickte sie an. Er nickte auffordernd.
    Es dauerte einen Moment, bis Natalie sich soweit unter Kontrolle hatte, dass sie sprechen konnte. Dann sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. »Ach ja?«, fuhr sie ihn an, krächzend und mit pfeifendem Atem. »Hast du maman etwa die Gelegenheit gegeben? Tante Linda? Hat irgendeiner von euch Idioten überhaupt begriffen, was mit uns passiert ist?«
    Tränen stiegen in ihr auf und trübten ihren Blick. Feuchtigkeit lief Natalies Wangen hinab. »Das seid nicht ihr, kapiert das doch endlich! Ihr sitzt hier fest, rührt keinen Handschlag mehr, und igelt euch immer weiter in euren bizarren Scheinwelten ein. Bis euch irgendwann die Vorräte ausgehen oder die Lebenserhaltung endgültig versagt. Ihr …«
    Ihre Stimme brach. Hemmungslos weinend senkte sie den Kopf, und die Stricke schnitten noch tiefer in ihren Hals. Sie ignorierte den Schmerz. Er war nicht wichtig, nichts war mehr wichtig.
    Von irgendwoher erklang ein klatschender Laut, einmal, zweimal. Natalie blinzelte, blickte auf und erkannte, dass ihr Vater aufgestanden war und applaudierte. Die Svenssons stimmten begeistert mit ein, hielten aber inne, als er sie böse anblickte.
    »Beeindruckend«, sagte Robert. »Das hätte kein Ankläger besser hinbekommen. Brüder, selbst im Angesicht des Todes nutzt dieses Subjekt seinen Atem noch, um unhaltbare Vorwürfe und Beleidigungen zu äußern.« Er drehte sich zum Publikum, das nun gebannt an seinen Lippen hing. Alle schienen bemerkt zu haben, dass es hier um etwas Wichtiges ging. Nur Ottomanns Miene blieb unverändert, irgendwie widerwillig. Irrte sich Natalie, oder lag da unverhohlener Ekel in seinen Augen?
    »Lasst uns zur Entscheidung kommen. Bürger Ochrasys, ich frage euch: Hat diese Bürgerin aufgrund ihrer gemeinschaftsfeindlichen Handlungen den Tod verdient? Ja oder nein?«
    Le G nickte. »Ja.«
    Cho ebenfalls. »Dito.«
    Die Svenssons waren
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