Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes
Autoren: Anonymous
Vom Netzwerk:
Dämonen für sie besiegen. Wenn Sie sich ihnen stellen und sie anerkennen, dann lernen Sie auch, sie zu beherrschen! Kommen Sie zu mir.«
    Abermals gehorchte sie nicht. Furcht vor dem, was auf sie wartete, lähmte ihren Willen.
    Plötzlich fand sie sich in einem Treppenhaus auf Vesta wieder. Sie erkannte die Szene sofort. Dies war Mauritios Tod, hier war der junge Christophorer-Novize gestorben. Maury.
    Es war dunkel und roch nach Ozon. Staubpartikel lagen in der Luft, beeinträchtigten das Atmen und ließen sie husten. Das Grollen einer soeben erst verklungenen Explosion dröhnte noch in ihren Ohren, und fremde Hände griffen nach ihren Armen, wollten sie fortzerren von diesem Ort des Todes und der Gefahren. »Nein«, schrie Emma auf und wehrte sich dagegen. Wild schlug sie gegen die Arme der Helfer, wehrte einen Zugriff nach dem anderen ab. »Nein ich gehe nicht! Nicht dieses Mal. Ich muss ihm helfen!«
    »Lieutenant«, hörte sie einen der Pfleger beschwörend auf sie einreden. »Seien Sie doch vernünftig. Sie können hier nichts mehr tun, Ihr Freund ist tot.«
    Aber war er das wirklich? Maury war damals zurückgeblieben, um eine Mitpatientin aus der Gefahrenzone zu tragen. Er hatte gespürt – und zwar auf telepathische Weise –, dass die Frau noch gelebt hatte, hatte sie aufgehoben und getragen, doch die Last war zu schwer für ihn gewesen.
    Und dann war die Welt explodiert und hatte das Chaos hinterlassen, in dem sich Emma-in-Gedanken nun wiederfand. Sie sah einen Arm in einem roten T-Shirt, der aus den Trümmern dessen, was eben noch eine Wand gewesen war, hervorschaute. Und sie wusste, dass die Pfleger recht hatten. Maury war tot, und nichts, was sie tat oder wünschte, würde daran etwas ändern.
    Oder … etwa doch?
    Emma stockte der Atem, als der schlaff herabhängende Arm plötzlich zuckte. Erst langsam und kaum sichtbar, dann jedoch immer stärker und intensiver werdend, regte sich der halb unter den Gesteinsmassen begrabene Körper des jungen Novizen. Die Hand, die eben noch so leblos gewirkt hatte, stützte sich auf und stemmte den Leib in die Höhe. Steine rollten herab, Staub wirbelte auf und es knirschte und knarrte überall. Dann stand er vor ihr: Mauritio Abbo. Seine Haare waren zerzaust und mit einer grauen Staubschicht bedeckt, Schweiß, Dreck und Blut verschmierten sein Gesicht – aber er lebte. Obwohl Emma doch etwas ganz anderes gespürt hatte.
    »Maury, du …«, begann sie, fassungslos vor Freude. Dass dieser Teil der Geschehnisse längst nicht mehr ihren eigenen Erinnerungen entstammen konnte, wunderte sie gar nicht. Zu sehr war sie von dem gefesselt, was sich vor ihrem geistigen Auge abspielte. Abbo lebte!
    Der Novize hustete, dann richtete er seinen Blick auf sie. In seinen Augen brannte ein Feuer, das Emma Kalani noch nie an ihm gesehen hatte. Sie erkannte es sofort. Es war der Hass.
    »Du hast mich zurückgelassen, Emma«, sagte Maury leise. »Einfach hier liegen gelassen, während dich die Pfleger fortbrachten.«
    Die Pilotin traute ihren Ohren kaum. »Ich habe … du warst tot, Maury. Verstehst du? Ich konnte nichts mehr für dich tun.«
    »Sehe ich etwa so aus, als wäre ich tot?«, fragte er lauernd und machte einen Schritt auf sie zu. Langsam hob er die Hände. »Hm? Sieht so jemand aus, der soeben gestorben ist? Eine feine Freundin bist du! Wir teilten dasselbe Schicksal, dieselbe Last, und doch hast du mich einfach aufgegeben, als ich mir nicht mehr selbst helfen konnte.«
    Kalanis Unterlippe zitterte. »Das ist nicht wahr«, stieß die junge Frau hervor, während ihr Tränen in die Augen stiegen. »Ich habe gespürt, dass du nicht mehr da warst. Genauso, wie du gespürt hast, dass die Frau noch lebte, die du retten wolltest. Ich habe es gewusst.«
    »Sagt die Emma Kalani, die sich so vehement gegen ihre empathische Begabung auflehnt, dass sie sie am liebsten aus ihrem Geist reißen würde«, spottete Maury.
    Seine ausgestreckten Hände näherten sich ihrem Gesicht, legten sich auf ihren Kopf, drückten zu. Hart wie Stahl. »Die Emma, die sich sogar auf experimentelle Medizin einlässt, um loszuwerden, was sie nicht haben will«, fuhr er knurrend fort. »Und du wagst es, dich jetzt auf einmal auf deine Telepathie zu berufen? Ausgerechnet du?«
    Emma verstand die Welt nicht mehr. Verzweifelt versuchte sie, sich aus Maurys stählernem Griff zu winden, doch je mehr sie an seinen Armen zerrte und zog, desto fester pressten sich seine Hände auf ihren Kopf. Der Druck wurde fast
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher