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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes
Autoren: Anonymous
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hat Ihren Platz eingenommen.«
    »Das kann nicht sein«, begehrte sie auf. »Ich … ich habe mich selbst verloren. Ich habe aus nächster Nähe auf einen wehrlosen, unbewaffneten Mann geschossen und ihn für Stunden seiner Sinne beraubt! So etwas würde ich doch nie tun!«
    »Die Emma, die Sie kennen, würde es nie tun, richtig. Aber die Emma, die Sie kennen, ist ein Idealbild aus der Vergangenheit. Mir ging es genauso. Ich habe jahrelang zu ignorieren versucht, was ich geworden war. Erst, als ich die Erkenntnis dessen zuließ, ging es mir besser. Erst so war ich in der Lage, Sie in Ihrem mentalen Verlies aufzuspüren und Ihnen dabei zu helfen, Ihre eigenen Dämonen zu besiegen. Bin ich deswegen wieder der, der ich einst war? Nein, ganz im Gegenteil. Ich hoffe, ich kann das auch auf längere Sicht akzeptieren. Aber ich habe mir vorgenommen, mich nicht länger vor dem zu verstecken, was ich bin. Und ich wünsche mir, dass es Ihnen ähnlich geht, Lieutenant.«
    Emma schluckte. »Werde ich je wieder fliegen können?«, fragte sie leise.
    William hob die Schultern. »Wer weiß? Und was macht das schon? Selbst wenn nicht: Das Universum ist groß. Da finden sich auch noch andere Sachen, die Sie – die neue, aktuelle Emma – machen können. Solange Sie bereit sind, Vergangenes ziehen zu lassen. Wer klammert, kann nur verlieren.«
    Eine Weile lang schwiegen sie, zwei Geistwesen in einem Meer aus Licht und Weiß, jedes mit seinen eigenen Gedanken und Eindrücken beschäftigt. Dann fragte Emma: »Und was geschieht jetzt?«
    »Jetzt kehren wir zurück in die Wirklichkeit, einverstanden?«
    Sie schauderte bei dem Gedanken. »Sie meinen in die wahre Welt? Dorthin, wo schreckliche Dinge passieren können? Dinge, die uns verändern?«
    William nickte. »Das ist die einzige, die es gibt.«
    »Okay«, sagte Emma leise und ergriff ein letztes Mal seine Hand.
     
    *
     
    Es war geschafft. William konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte sie gefunden, hatte sie erreicht und ihr geholfen, sich gegen den Wahnsinn aufzulehnen, der sie zu entreißen gedroht hatte. Und es war ihm leichter gefallen, als er es je erwartet hätte.
    Langsam und instinktiv zielsicher kehrte er in die Wirklichkeit zurück – in seinen Körper, der noch immer im Krankenzimmer des St.-Garran-Hospitals stand, keine zwei Armlängen von Emma Kalani entfernt.
    Und als er die Augen öffnete, brach er zusammen!
    Ein unbeschreibliches Schwindelgefühl überkam ihn und raubte ihm die Sinne. Erschöpfung griff nach seinem Bewusstsein, und kurz bevor sich seine Augen schlossen, sah William, wie auch die junge Pilotin wehrlos zu Boden ging.
    Theodore McAllisters Stimme drang noch an sein Ohr, während die Nacht ihn umfing. »Schnell«, rief der Chefarzt panisch. »Schnell, oder wir verlieren sie!!«
     
    *
     
    Emma!
    Als Mike Rossini aus dem Schlaf schreckte und schwer atmend in die Dunkelheit seines Quartiers an Bord der STERNENFAUST III starrte, zitterte er am ganzen Leib. Ein dünner Schweißfilm bedeckte seinen Körper, und ein Gefühl der Leere war in seinem Inneren, das sich der junge Mechaniker zunächst nicht erklären konnte. Hatte er etwa schlecht geträumt?
    Nein , dachte er plötzlich. Nicht geträumt. Ich habe es gewusst.
    Sie war tot. Mike wusste nicht, woher er die Gewissheit nahm, aber sie war dennoch da. Emma war nicht mehr, hatte ihn verlassen – und mit ihm auch alle anderen. Sie war tot.
    Die Erkenntnis war so real, wie sie nur sein konnte. Und auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum, spürte Mike doch instinktiv, dass er seine Partnerin verloren hatte. Ihm war, als hätte sie ihm mit diesem Wissen einen letzten telepathischen Gruß hinterlassen.
     
    *
     
    Ashkono Tregardes Gesicht, das sich auf dem Display vor Williams Augen zeigte, sprach Bände. Der 59-jährige Xeno-Mediziner sah aus, als hätte er eine Woche nicht mehr geschlafen. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, und das dunkle, lockige Haar war zerzaust. William kannte Tregarde gut und wusste, dass er einiges auf sich hielt. Ihn jetzt so zu sehen, versetzte dem Christophorer einen Stich, denn er ahnte den Grund für Tregardes Erscheinungsbild.
    »Ich kann also annehmen, dass man Sie bereits informiert hat?«, fragte er.
    Der Mediziner schnaubte leise. »Messerscharf kombiniert, Watson«, antwortete er dann, und seine Stimme troff vor Ironie. Dann hob er die Hand, schüttelte den Kopf. »Verzeihen Sie, William. Es gibt einen Ort und eine Zeit für Zynismus, aber dies ist weder der
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