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Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Titel: Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
Autoren: Anonymous
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etlichen anderen, einen eigenen Kopf. Wann immer Satren-Nor oder jemand anderes seine Schlafbox an einen anderen Platz gestellt hatte, so hatte der Gengo sie umgehend wieder an diese Stelle geschleppt. Und obwohl der Nexus Milgor die Fähigkeit verliehen hatte zu sprechen, so blieb seine Intelligenz davon doch unangetastet, und er war nicht in der Lage rational zu begründen, warum sein Schlafplatz ausgerechnet dort und nirgendwo sonst sein musste.
    »Schlaf fühlt sich dort besser an«, war das Einzige, was er dazu zu sagen imstande war, und der Prediger ließ ihn gewähren.
    Immerhin hieß es gemeinhin, dass allein die Existenz der Schriftsäulen im Haus einen positiven Einfluss auf das Seelenheil seiner Bewohner hätte, und ein sprechender Gengo, der selbstverständlich auch eine Seele besaß, mochte ebenfalls davon profitieren. Und sei es nur insofern, dass er dort besser schlief. Satren-Nor klapperte leicht amüsiert mit dem Schnabel, als er feststellte, dass Milgor in seiner Box offenbar träumte.
    Er wandte sich gerade wieder dem Analysebericht zu, als die Tür seines Büros schwungvoll aufgestoßen wurde und Seran-Pakor hereinstürmte, gefolgt von seinen hinter ihm her rennenden Leibwächtern, die momentan einen reichlich echauffierten Eindruck machten. Für einen Moment überkam den Prediger ein Hauch von Furcht, denn der junge Raisa stürmte normalerweise nicht unangemeldet in sein Büro. Eigentlich »stürmte« er überhaupt nie, was den Schluss zuließ, dass etwas Außergewöhnliches, vielleicht sogar Bedrohliches vorgefallen sein musste, das ihn jetzt dazu veranlasste. Doch ein Blick in das Gesicht seines Schützlings ließ ihn sich wieder entspannen. Seran-Pakor wirkte eifrig und entschlossen, aber nicht verängstigt oder gar erschrocken.
    »Ich will – nein, ich muss endlich auf Reisen gehen und mir selbst ein Bild vom Stand der Dinge außerhalb von Kridania und dem ganzen Imperium machen«, platzte er anstelle einer Begrüßung heraus.
    Satren-Nor bewahrte ein gleichmütiges Gesicht, gab dem Jungen ein Zeichen sich zu setzen und den Leibwächtern mit einer Klauenbewegung die Anweisung, sich zurückzuziehen und vor der Tür zu warten. Seran-Pakor nahm in einem der bequemen Sessel Platz.
    »Ich muss«, begann der Raisa erneut, doch Satren-Nor brachte ihn mit einer erhobenen Kralle zum Schweigen.
    »Du musst dich erst einmal beruhigen«, verlangte er. »Und danach erzählst du mir, was dich so sehr in Aufregung versetzt hat, dass du jegliches Protokoll einfach außer Acht lässt. Zwar sind wir hier unter uns, aber das konntest du nicht wissen, als du eben hereinstürmtest. Welchen Eindruck hätte dein Auftritt wohl gemacht, wenn ich gerade Besuch von zum Beispiel Orlan-Gal gehabt hätte?«
    Der junge Raisa klapperte verlegen mit dem Schnabel. »Ich bitte um Entschuldigung, mein Lehrer«, sagte er förmlich. »Ich versichere Ihnen, dass eine solche Missachtung des Protokolls nicht mehr vorkommen wird.«
    »Das will ich hoffen. Also, Seran, worum geht es?«
    »Um das, was ich von Daren-Kan und auch von Orlan-Gal ständig zu hören bekomme hinsichtlich anderer Völker, die mit uns verbündet sind.«
    Satren-Nor unterdrückte ein leidgeplagtes Seufzen. Er wusste nur zu gut, dass der ehemalige Tanjaj und der Priester keine Gelegenheit ausließen, den jungen Raisa davon zu überzeugen, dass jedes Volk außer den Kridan verworfen, verdorben, verdammt und ein Gräuel in Gottes reinen Augen wäre. Natürlich hielt Satren-Nor dagegen und versuchte, dem Jungen eine differenziertere Sicht auf die verschiedenen Völker zu vermitteln. Doch die unterschiedlichen Sichtweisen, mit denen Seran-Pakor indoktriniert wurde, standen zwei zu eins gegen alle fremden Spezies. Allerdings bewiesen ihm die nächsten Worte des jungen Raisa, dass er, Satren-Nor, zumindest in einem Punkt gute Erziehungsarbeit geleistet hatte.
    »Ich höre von denen das eine und von Ihnen etwas anderes, mein Lehrer. Doch ich kann nicht erkennen, was wahr ist, wenn ich mich nicht mit eigenen Augen von der Wahrheit überzeuge. Deshalb will ich als Erstes die Solaren Welten besuchen und mir ein Bild davon machen, ob sie die Technologie von Gottes erstem erwählten Volk, wirklich missbrauchen und ob sie gar planen, uns damit anzugreifen, wie Daren-Kan fürchtet. Arrangieren Sie bitte diesen Besuch.«
    Satren-Nor war zwar von dem plötzlichen Entschluss seines Schützlings überrascht, denn er hatte damit gerechnet, dass der Raisa frühestens nach seiner
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