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Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Titel: Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
Autoren: Anonymous
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heiligen Schriften bilden die Grundlage unseres gesamten Gesellschaftsgefüges, unserer daraus resultierenden Politik und sogar bis zu einem nicht unerheblichen Grad unseres Wirtschaftssystems.«
    Seran-Pakor musste widerstrebend zugeben, dass Satren-Nor recht hatte – wieder einmal. Doch es gefiel ihm nicht sonderlich. Aber er war der Raisa und aufgewachsen mit einer strengen Disziplin. Es war seine Pflicht zu tun, was für das Volk das Beste war, und wenn dazu gehörte, dass er sich diesen alten Schriften noch eine Weile länger widmen und sie noch intensiver lernen musste, so würde er das tun.
    Doch in Momenten wie diesem wünschte er sich, einmal nur für einen Tag ein ganz normaler junger Kridan zu sein.
     
    *
     
    Seran-Pakor betrat ein paar Stunden später den Trainingsraum, in dem Daren-Kan ihn bereits erwartete. Der alte Kridan war ein ehemaliger Tanjaj – ein Soldat für Gott , wie das alte Wort korrekt übersetzt wurde – und hatte als General unter dem letzten Raisa die Angriffstruppen befehligt, die die Ordnung des Kridanischen Imperiums auf den eroberten Welten durchsetzten. Daren-Kan war hoch dekoriert und sich der Ehre bewusst, dass ausgerechnet er unter allen Offizieren auserwählt worden war, der Waffenmeister des jungen Raisa zu sein und ihn in Kampftechniken zu unterrichten. Eine Ehre und eine Freude zugleich, denn der Raisa war ein gelehriger Schüler und hätte, wenn er nicht der Raisa gewesen wäre, nicht nur einen hervorragenden Offizier abgegeben, sondern auch das Zeug zum Mar-Tanjaj gehabt, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
    Manchmal wünschte sich Daren-Kan, der Raisa wäre nur ein einfacher Kridan-Junge. In dem Fall hätte der sich nach dem Abschluss der Erajaj -Schule für den Beruf des Kriegers oder des Priesters entschieden. In diesen Schulen erlernten die Küken ab ihrem dritten Lebensjahr nicht nur das gesamte Grundwissen der Kridan, sondern wurden auch mit den Erajaj – den »Worten Gottes«, wie die vom Ersten Raisa überlieferten heiligen Schriften genannt wurden – vertraut gemacht. Sobald sie die Schule im Alter von fünfzehn Jahren verließen, trafen sie oder ihre Väter für sie die Entscheidung für ihre zukünftige Stellung in der kridanischen Gesellschaft. Natürlich gab es auch eine Reihe anderer Berufe, außer dem des Soldaten und Priesters, doch die waren längst nicht so angesehen.
    Daren-Kan war überzeugt davon, dass Seran-Pakor den Weg des Kriegers gewählt hätte. Schließlich klagte er in letzter Zeit immer häufiger darüber, dass ihn das Studium der Erajaj ermüdete und war umso eifriger bemüht zu lernen, was der alte Kämpfer ihm beibrachte. Daren-Kan genoss den Unterricht jedes Mal als den Höhepunkt nicht nur seiner Laufbahn, sondern seines gesamten Lebens.
    Doch ganz abgesehen von der Ehre, die seine jetzige Stellung darstellte, war der Unterricht notwendig, denn bereits im Alter von wenigen Monaten war der erste Anschlag auf das Leben des junge Raisa verübt worden, der beinahe Erfolg gehabt hätte, wäre das Küken nicht von dem Haustier des Predigers, einem ausgesprochen intelligenten Gengo, gerettet worden. Daren-Kan hatte lange Zeit Satren-Nor in Verdacht gehabt, hinter diesem Attentat zu stecken und sich vehement dagegen ausgesprochen, dass dieser ketzerische Revolutionär neben ihm selbst und einem Priester der Hauptlehrer des Raisa wurde. Doch inzwischen hatte er diese Ansicht revidiert. Satren-Nor mochte ein Ketzer sein, aber er trachtete Seran-Pakor definitiv nicht nach dem Leben und hatte auch entgegen der einschlägigen Beschuldigungen, die immer wieder mal laut wurden, nicht vor, das heilige Amt des Raisa abzuschaffen. Dennoch gab es genug andere Kridan, die genau das wünschten und nichts unversucht ließen, es zu erreichen.
    Daren-Kan verbeugte sich jetzt ehrerbietig vor dem jungen Raisa. »Willkommen, Heiligkeit«, begrüßte er ihn förmlich. »Wie ich sehe, seid Ihr schon vorbereitet.«
    Der Raisa trug einen speziell für ihn angefertigten Trainingsanzug, der über eine besonders stabile Polsterung verfügte, mit der verhindert wurde, dass der junge Kridan ernsthaft verletzt werden konnte.
    »Dann können wir unverzüglich mit den Geschmeidigkeitsübungen beginnen.«
    »Ich sollte aber auch lernen zu kämpfen, ohne diese Übungen vorher absolviert zu haben«, wandte Seran-Pakor ein, obwohl er gehorsam mit den Übungen begann. »Denn falls ich tatsächlich einmal angegriffen werde, was eines Tages nahezu unausweichlich ist, wie
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