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Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Titel: Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
Autoren: Anonymous
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gebracht, auch wenn das wirtschaftlich ungeahnte negative Folgen gehabt hatte und es lange dauerte, ehe sich das Imperium davon erholte.
    Die Sharaan, ein Methan atmendes Händlervolk, hatten sich nach der letzten Schlacht der Kridan teilweise von ihnen abgewandt und die Vogelartigen dadurch erst erkannt, wie abhängig sie von ihnen gewesen waren. Doch mit sofort eingeleiteten Hilfsmaßnahmen und strenger Rationierung der Güter für mehrere Jahre, war diese Krise überwunden worden. Natürlich hatten die Tanjaj und die Priesterschaft versucht, Satren-Nor dafür verantwortlich zu machen und eine Gegenrevolution zu starten, waren aber kläglich gescheitert. Immerhin hatten sie durch die Manipulation der reinen Lehre Gottes größtenteils ihre Glaubwürdigkeit verloren und diesen Imageverlust bis heute nicht wieder wettmachen können.
    Nun war es Satren-Nors Aufgabe, den jungen Raisa dazu zu erziehen, den wahren Glauben ebenfalls zu vertreten.
    »Nun?«, fragte er diesen jetzt. »Wenn du die Schriften des Ersten Raisas wirklich schon auswendig kennst, dürfte es dir doch nicht schwerfallen, den ersten Satz der siebenundzwanzigsten Strophe des 101. Marton-Sar-Textes zu zitieren. Die ersten fünf Zeilen genügen mir.«
    Seran-Pakor wusste, dass er die Diskussion bereits verloren hatte, denn natürlich kannte er die aus je 55 Strophen zu je fünfzehn Zeilen bestehenden 151 Texte des Ersten Raisa noch nicht alle auswendig, wenn auch schon die meisten. Aber er war nicht bereit, kampflos nachzugeben.
    »Wenn das Fest zur Feier des Ewigen Feuers, das in der Seele leuchtet, beginnt« , fing er an aufzusagen, »so soll jeder Kridan … « Er unterbrach sich und warf einen beinahe Hilfe suchenden Blick auf die Schrifttafeln, die vor ihm lagen. Doch leider behandelten die ein völlig anderes Thema, und die Worte der siebenundzwanzigsten Strophe des 101. Textes wollten ihm jetzt einfach nicht einfallen.
    »So soll jeder Kridan sich bewusst werden, dass es das heilige Feuer Gottes ist, das ihn erleuchtet und Gott demütig dafür im Gebet danken und fasten, bis zum Anbruch der Nacht« , vollendete Satren-Nor das Zitat und unterließ es, Seran-Pakor vorzuhalten, dass seine Behauptung, die Schriften schon auswendig zu kennen, offenbar eine eklatante Selbstüberschätzung darstellte. »Wenn du den Unterricht für Zeitverschwendung hältst, Seran«, fragte er stattdessen, »was würdest du denn mit deiner Zeit anfangen, wenn du von ihm befreit wärst?«
    »Etwas Wichtiges «, antwortete der Raisa sofort. »Etwas, das dem ganzen Volk hilft. Ich bin dessen regierendes Oberhaupt, aber nicht nur dafür zuständig, für sein Wohl zu beten, mit Gott zu sprechen und zwischen Ihm und dem Volk zu vermitteln, sondern besonders auch dafür, dass es sich von den Rückschlägen erholt, die die falsche Politik der Tanjaj und der alten Priester verursacht hat. Aber das erreiche ich nicht, indem ich meine Zeit damit verbringen, verstaubte alte Texte zu lernen.«
    Satren-Nor machte eine bestätigende Geste. »Ich stimme dir grundsätzlich zu, was deine Aufgabe als Raisa betrifft«, sagte er in einem Tonfall, der Seran-Pakor signalisierte, dass er ein Gegenargument besaß, welches natürlich völlig logisch die Notwendigkeit zu lernen unterstrich. »Aber die falsche Politik, wie du sie nennst, wurde in erster Linie dadurch verursacht, dass ein Teil der Heiligen Schriften unterdrückt wurde, wie du weißt und verblendete Priester vergangener Jahrhunderte sie nicht nur falsch interpretierten, sondern, wie wir heute wissen, sogar fälschten, um das kridanische Volk in Eroberungskriege zu treiben, die nicht dem wahren Willen Gottes entsprechen, so wie der Erste Raisa ihn niedergeschrieben hat.«
    Der Prediger stand auf, trat ans Fenster des Studierzimmers und machte eine weit ausholende Klauenbewegung, die ganz Matlanor umfasste. »Das Leid und die Rückschläge, unter denen das Volk heute noch zu leiden hat, sind die direkten Folgen davon. So etwas darf sich nicht wiederholen. Aus diesem Grund muss nicht nur der Raisa die echten Schriften kennen und zutiefst verinnerlicht haben, sie müssen auch dem ganzen Volk zugänglich gemacht werden, damit nie wieder selbstsüchtige Priester oder Militärs die Wahrheit verschleiern können, um das Volk ins Unglück zu stürzen. Und dazu musst du unter anderem die heiligen Schriften auswendig lernen, um mit ihrer Hilfe jede Lüge, zu der sie missbraucht werden sollen, erkennen und korrigieren zu können. Denn diese
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