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Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Titel: Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo
Autoren: Luc Bahl
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nicht missverstehen, du kommst dann ebenfalls hierhin zurück.«
    »Ich eile«, flüsterte der Sklave und huschte aus dem Gemach.
    Kaum war er verschwunden, flog ein länglicher Gegenstand in die Richtung des J’ebeem, den Atraan zum Näherkommen aufgefordert hatte. Der Sklave fing ihn auf, wobei er unterdrückt aufschrie. Dana sah, dass es sich um eine schwere Peitsche handelte, deren Schnüre ihm durch die Wucht, mit der sie geschleudert worden war, heftig gegen Brust und Arme schlugen. Nun winkte Atraan Dana zu sich.
    Er saß an der Stirnseite des Raums auf einem wuchtigen Sessel, der erhöht auf einem Podest stand. Rechts und links zu seinen Füßen hockten seine beiden Lieblingsfrauen, deren Bekanntschaft Dana bereits gemacht hatte. Daneben standen eine Reihe anderer Morax-Unterführer und Schamanen.
    Die Sitzfläche des Sessels, in dem sich Atraan räkelte, war mit Fellen gepolstert, ebenso die Rücken- und Armlehnen. Oben aus der Rückenlehne ragte das Gestell eines Baldachins, als stünde dieser Thron irgendwo in der sengenden Sonne der zentral-afrikanischen Steppe oder in einem Museum. Das Möbel sah nicht nur anachronistisch aus, es war es auch. Denn Dana sah, dass es auf einem Antigrav-Prallfeld schwebte und über eine Bedienungstastatur verfügte, die zur Seite weggeklappt war.
    Seit sie Atraans Zehennägel pedikürt hatte, war sie nicht mehr in die Nähe des obersten Häuptlings, Kriegsherrn, Anführers, Sippen- und Clanchefs gekommen. Dana war sich noch uneins, welche Bezeichnung die für ihn angemessenste sei. Doch im Moment hegte sie nur die schlimmsten Befürchtungen. Was hatte sie getan? Sollte sie jetzt endgültig und für immer und alle Zeiten gedemütigt werden? Sollte sie vor den Augen aller ausgepeitscht werden? Die schlimmsten Klischees, die Dana in Bezug auf Sklaverei durch den Kopf schossen, schienen sich zu bewahrheiten.
    In diesem Moment betraten die herbeigerufenen Sklaven das Gemach.
    »Ihr stellt euch an die Wand und du kommst her«, knurrte Atraan. Der zweite J’ebeem, der sie vorhin eskortiert hatte, ging zu seinem Kollegen.
    »Ich habe noch weitere Sklaven herbeordert, da ein Exempel statuiert werden muss«, sagte Atraan zu den Neuankömmlingen. »Ihr sollt es sehen, in eurem minderwertigen Gedächtnis behalten und den anderen, die jetzt nicht hier sind, davon berichten …« Der Morax rümpfte seine flache Nase, so als sei ihm schon die Anwesenheit der hier versammelten Sklaven zu viel. Manche befanden sich tatsächlich in einem bejammernswerten Zustand und nicht wenige starrten vor Schmutz und stanken vor Angst. Wie auf jedem Morax-Raumer waren auch auf der VONDRASH für die Sklaven kaum hygienische Einrichtungen vorhanden.
    »Ich liebe es überhaupt nicht, wenn man schlecht mit meinem Eigentum umgeht!«, donnerte Atraan. »Vor allem dann nicht, wenn ich dieses Eigentum wertschätze!« Er starrte wütend in die Runde. »Ja«, fuhr er etwas leiser fort, »das kann sich sogar auf Sklaven beziehen. Sie«, er wies in Danas Richtung, »ist ein persönliches Geschenk, eine Erinnerung an meine Tochter, jedem von euch haushoch überlegen …«
    Um Gottes willen , dachte Dana und auf einmal erfüllte sie eine ganz andere Sorge als zuvor, aber eine, die sie nicht viel weniger beunruhigte.
    »Ihr habt sie grob und abscheulich behandelt! Wenn ich noch einmal sehe und zu hören bekomme, dass ihr irgendjemand auch nur ein Haar krümmt, dann lasse ich demjenigen die Knochen brechen! Und zwar auf die langsame Methode, so, dass er nicht stirbt. Anschließend wird dieser Abschaum dann durch die Müllschleuse ins All entsorgt!« Er wies mit einer knappen Bewegung seines Daumens über die Schulter. Er hätte in jede Richtung zeigen können, da sich Atraans Räumlichkeiten in der Mitte des riesigen Schiffes befanden. »Diesmal ist die Strafe noch milder. Ihr peitscht euch gegenseitig aus. Du fängst an. Und du darfst bestimmen, wie viele Schläge sie sich verabreichen sollen.« Die letzte Bemerkung richtete sich an Dana.
    »Gar keine«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Willst du sie selbst züchtigen?«, fragte Atraan erstaunt. x »Nein.«
    »Wie sollen sie dann bestraft werden?«
    »Gar nicht.«
    »Gar nicht?«
    »Sie brauchen sich nur zu entschuldigen«, sagte Dana und fügte leise hinzu: »Wenn es nach mir geht.«
    Atraan zögerte, dachte nach. »Ihr könnt gehen …«, befahl er schließlich.
     
    *
     
    Noch immer traf sich der »Freak-Club« ohne Sun-Tarin. Es war Dr. Gardikov zwar gelungen, ein
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