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Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo

Titel: Sternenfaust - 059 - Verloren im Nirgendwo
Autoren: Luc Bahl
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auf die – wie er fand – heilsame Kraft vorübergehender Isolation.
    »Was soll das!«, schrie Pope, der einen Moment lang sprachlos gewesen war.
    »Das fragen Sie noch, Professor? Versuchte Bestechung des Kommandanten eines Schiffes des Star Corps of Space Defence. Ich denke, das spricht für sich!«
    »Sie haben mich reingelegt!« Popes breites Gesicht wechselte wie ein Chamäleon mehrmals hintereinander die Farbe.
    »Umgekehrt wird ein Schuh draus, Professor«, sagte Lexington und wandte den Blick ab, da er die raschen Farbwechsel von bleich bis tief rot in hohem Maß irritierend fand. »Sie haben versucht, mich reinzulegen. Ich gebe ja zu, dass ich verdammt gerne gewusst hätte, wie Sie das mit dem Black Star und der Beförderung arrangieren wollten. Aber das herauszubekommen, wird die Aufgabe anderer sein …«
    »Sie … Sie machen einen gewaltigen Fehler …«, schnaufte Pope.
    »Kann sein«, murmelte Lexington. Er erinnerte sich an die merkwürdig unentschlossenen Formulierungen in Commodore Kim Ray Jacksons Anweisungen. Da war einerseits von diplomatischem Feingefühl die Rede gewesen, andererseits von eventuellen elementaren Interessen der Solaren Welten. Besonders Letzteres hatte Lexington nur schwer verstanden, schließlich befanden sie sich im Herzen des mantidischen Imperiums, einer traditionell befreundeten Macht. Jetzt verstand er den Eiertanz des Hauptquartiers.
    Wie immer kurz vor dem Wahlkampf fehlte im Hohen Rat der Solaren Welten eine einheitliche politische Linie. Dementsprechend widersprüchlich waren die Direktiven, die von der politischen Führung beim Star Corps ankamen. Wer wusste schon, wer nach der Wahl das Sagen haben würde. Im Hauptquartier schien man sich mit beiden möglichen Seiten gut stellen zu wollen. Den Wirtschaftsfalken um Julio Ling einerseits, und den Knechten eines starken Staats um den Ex-Admiral Rudenko andererseits, wie Stephan van Deyk die beiden Seiten einmal genannt hatte. Es war offensichtlich, dass der Erste Offizier weder für die eine noch für die andere Option besondere Sympathien hegte. Lexington selbst tendierte eher zu jemand Wertkonservativem wie Rudenko und lag damit auf der gleichen Linie wie die Mehrheit an Bord der STERNENFAUST. Trotzdem konnte er nicht sagen, wer letztlich hinter Professor Sylvester Pope stand.
    »Sie … Sie sind …«
    Wenn er weiter so spuckt, steht ihm gleich der Schaum vorm Mund , überlegte Lexington. Laut sagte er: »Tot, ich weiß. Das sagten Sie schon, Professor, ganz zu Beginn unseres Gesprächs.«
    »Ich … ich habe …«
    »Beste Beziehungen. Auch das ist mir bewusst, Professor.«
    »Sie können mich nicht einfach einsperren, nur weil ich Sie um Ihre Mitarbeit gebeten habe!«
    »Doch. Das sehen Sie ja. Ich bin der Captain. Ich habe an Bord der STERNENFAUST eine ziemlich weitgehende Machtbefugnis … Das hat eine lange Tradition. Übrigens länger als die Menschheit mit Raumschiffen durchs All fliegt. Ich könnte Sie sogar vermählen – natürlich nicht gegen Ihren oder den Willen Ihrer Braut … Nur rein theoretisch gesehen …« Er lächelte versonnen, weil ihm in diesem Moment Dr. Gardikov einfiel. Dann wurde er wieder ernst. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit ausführender Standesbeamter und Bräutigam in Personalunion zu sein. Das wäre ja noch anmaßender als eine Selbstkrönung zum König oder Kaiser. Er schüttelte den Kopf, um diesen unpassenden Gedanken zu verscheuchen und nickte den Marines zu. »Abführen!«
     
    *
     
    Ein grober Stoß in den Rücken beförderte Dana in Atraans Gemach. Irritiert stolperte sie vorwärts und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Ein verärgertes Zischen aus dem Mund des mächtigen Morax-Clan-Führers bewirkte, dass die beiden J’ebeem-Sklaven, die Dana zum Zentrum der Macht gebracht hatten, sich unterwürfig und unter zahllosen Verbeugungen rasch wieder entfernen wollten. Ein weiteres Knurren Atraans ließ sie jedoch erstarren.
    »Du!«, fauchte der Häuptling und wies mit der Kralle in die Richtung des einen. »Herkommen!«
    Der angesprochene Sklave schlich mit gebeugtem Rücken zu dem Herrscher, der nach einigen Metern die Hand senkte. Augenblicklich blieb der Sklave in der demutsvollen Haltung stehen. Dann bohrten sich Atraans Blicke in das Gesicht des anderen, der den Kopf hin und her pendelte, um dem Blick auszuweichen.
    »Und du, hol ein Dutzend anderer Kreaturen deiner Art aus deiner Gruppe und zwar auf der Stelle und so schnell wie möglich. Und damit wir uns
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