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Sternenfaust - 040 - Invasion

Sternenfaust - 040 - Invasion

Titel: Sternenfaust - 040 - Invasion
Autoren: Alfred Bekker
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viel zu klein waren. Mit seinem Schnabel konnte er daraus ohne weitere Hilfsmittel unmöglich trinken.
    »Es erfordert viel Mut, unbewaffnet und schutzlos den Kontakt mit dem Fremden aufzunehmen«, erklärte Bruder William. »Aber es senkt auch die Aggressionsschwelle. Wir Christophorer stellen für niemanden eine Bedrohung dar. Darum werden wir tatsächlich ebenfalls selten bedroht!«
    »Diese Worte hätten von Satren-Nor stammen können«, entfuhr es dem Kridan. Er sprach ein ziemlich gutes Solar.
    »Ich bin überzeugt davon, dass Satren-Nor das Heilige Imperium in eine völlig neue Ära führen wird. Die Fortsetzung des permanenten Heiligen Krieges bis in alle Ewigkeit hätte früher später zum Untergang des Kridan-Reiches geführt. Davon bin ich überzeugt.«
    Sun-Tarin rieb die Schnabelhälften geräuschvoll gegeneinander, sodass dabei ein schabender Laut entstand.
    Er scheint in diesem Punkt entschieden anderer Meinung zu sein! , dachte Bruder William.
    Es war nicht das erste längere Gespräch, das der Christophorer mit dem kridanischen Austauschoffizier führte. Mochten ihre Ansichten in vielen Punkten auch weit auseinander laufen, so empfand der Christophorer den Austausch mit Sun-Tarin doch in jedem Fall als ergiebig und anregend.
    Eigentlich haben wir durchaus eine gemeinsame Basis! , war Bruder William klar. Wir glauben immerhin beide an die Allmacht Gottes, auch wenn wir für das praktische Handeln daraus sehr unterschiedliche Konsequenzen ziehen!
    »Ich glaube nicht, dass Gottes Wille aus dem Prediger Satren-Nor spricht«, meinte Sun-Tarin. »Dieser Prediger und seine Clique von Weichlingen haben den Tanjaj die Initiative geraubt. Das Imperium expandiert nicht mehr, so wie es unsere Überlieferungen vorschreiben. Man könnte denken, dass diese Gedanken dem unlogischen Instinkt einer Eierlegerin entsprungen sind – und nicht dem religiösen Erweckungserlebnis eines Predigers, der plötzlich auf einer Provinzwelt auftauchte!«
    Bruder William lächelte. »Mit derartigen Äußerungen sollten Sie sich an Bord der STERNENFAUST zurückhalten«
    »Welche Äußerung meinen Sie?«
    »Die über die Unlogik der Eierlegerinnen. Bei uns herrscht Gleichberechtigung der Geschlechter und wie Sie ja inzwischen mitbekommen haben dürften steht die STERNENFAUST unter dem Kommando einer Frau.«
    Sun-Tarin zögerte mit der Antwort und Bruder William war sich nicht so ganz im Klaren darüber, ob es vielleicht ein Übersetzungsproblem gab. Schließlich erwiderte der Austauschoffizier: »Soweit ich informiert bin legen menschliche Frauen keine Eier.«
    »Das ist richtig.«
    »Das macht natürlich theologisch einen entscheidenden Unterschied. Die Stellung der Eierlegerin in der Gesellschaft und vor Gott wird unseren Heiligen Schriften durch ihre Fähigkeit Eier zu legen definiert.«
    »Sind die Fähigkeit, Eier zu legen und die Möglichkeit, lebende Junge zu gebären etwa nicht vergleichbar?«, wunderte sich Bruder William, der sich intensiv mit der Religion der Kridan befasst hatte, dem aber durch die Gespräche mit Sun-Tarin Facetten ihrer Kultur deutlich wurden, von denen er bislang nicht einmal etwas geahnt hatte.
    »Die Fähigkeit lebende Junge zu gebären wird in unseren Überlieferungen nicht erwähnt«, erklärte Sun-Tarin. »Und wir verstehen unsere Überlieferungen wörtlich und nicht etwa auf übertragene Weise – wie es die Menschen offenbar tun.«
    »Mit anderen Worten – Captain Frost kann sich Ihres Gehorsams sicher sein, weil sie keine Eier legt«, fasste Bruder William zusammen. Vielleicht sollte er diesen Aspekt dem Captain gegenüber mal besonders unterstreichen. Das Eisbiest wird sich freuen … In Bruder Williams Augen blitzte es. »Wussten Sie, dass bei den Starr Eierlegerinnen selbstverständlich höchste Regierungsämter erreichen können?«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genug über die Starr, um beurteilen zu können, ob der Untergang ihres Reiches auch mit der zeitweiligen Herrschaft von Eierlegerinnen in der Vergangenheit zu tun hat. Ich persönlich sehe das Problem der Starr eher in der völligen Volksherrschaft, die selbst während des Abwehrkampfes gegen die Dronte, als es um die Existenz des Arashlan ging, jegliche Handlungsfähigkeit verhinderte.« Ein schabendes Geräusch wurde jetzt durch das Aneinanderreihen der Schnabelhälften erzeugt. Der Kridan senkte den Blick seiner falkenhaften Augen, die auseinander standen und einen sehr großen Gesichtskreis ermöglichten. Dann strich sich
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