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Sternenfaust - 040 - Invasion

Sternenfaust - 040 - Invasion

Titel: Sternenfaust - 040 - Invasion
Autoren: Alfred Bekker
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der Austauschoffizier mit einer Klaue am Schnabel entlang.
    Vielleicht eine Geste, die Nachdenklichkeit signalisieren und dem Sprecher Zeit lassen soll , dachte Bruder William. Genau wusste er das nicht. Gerade die non-verbalen Äußerungen sorgten auf beiden Seiten mitunter noch immer für Missverständnisse. Ein tiefes gegenseitiges Verständnis würde einfach Zeit brauchen. Viel Zeit …
    »Das Reich der Mantiden wird übrigens zurzeit von einer Eierlegerin regiert«, setzte Bruder William noch eins drauf.
    »Gott hat sie mit einem kurzen Leben gestraft. Er wird wissen, warum …«
    Bruder William lächelte mild. »Seien Sie ehrlich, Sun-Tarin! Jetzt verlassen Sie aber den theologisch sicheren Boden Ihrer Überlieferung!«
    Der Vogelkopf des Kridan hob sich etwas. Die grauen Augen schienen Bruder William jetzt geradezu mit ihrem intensiven Blick zu durchbohren. »Die Haltung Ihres Ordens scheint mir im Widerspruch zu der ansonsten von Ihnen propagierten Gleichberechtigung zu stehen. Schließlich nehmen Sie nur Männer auf.«
    »Das ist richtig. Es ist eine Frage der Tradition. Allerdings erhalten die Ehefrauen unserer Ordensbrüder nach sechs Probejahren den Status einer Schwester.«
    »Reguläre Ordensmitglieder werden sie dadurch nicht.«
    »Das Leben ist voller Widersprüche«, gestand Bruder William zu. »Und mir ist durchaus bewusst, dass dieser Schwesternstatus aus einer Not heraus geboren wurde. Einerseits sollte die Tradition fortgesetzt werden, aber andererseits war es schlecht möglich, verheiratete Christophorer für Jahre auf irgendwelche Expeditionen zu schicken, ohne dass deren Frauen innerhalb der dabei entstehenden Gemeinschaften einen festen Status haben.«
    Der Kridan sog an seinem Trinkhalm. Es gluckerte und die Menge der grünen Flüssigkeit verringerte sich um fast die Hälfte. Etwas Schaum bildete sich auf der Oberfläche des Getränks.
    »Ich würde so etwas einen faulen Kompromiss nennen«, sagte er schließlich. »Ihr Menschen scheint eine Tendenz zu haben, Unvereinbares miteinander versöhnen zu wollen.«
    Bruder William hob die Augenbrauen. »Da könnte etwas dran sein!«
    »Ich sehe bei Ihnen persönlich übrigens noch etwas vollkommen Unversöhnliches!«
    »Sie wollen auf den Gegensatz zwischen Pazifismus und dem Dienst auf diesem Kriegsschiff hinaus, nicht wahr?«
    Sun-Tarin nickte. »Ja, das will ich. Für mich sind das unvereinbare Gegensätze.«
    »Gegensätze, die in jedem von uns existieren!«, erwiderte Bruder William. »Und wie mir der Erfolg der Prediger-Bewegung im Heiligen Imperium zeigt, sind auch die Kridan von diesen inneren Gegensätzen und Zweifeln nicht frei! Aber sie konnten lange Zeit nicht geäußert werden und jetzt besteht endlich die nötige Freiheit, dies zu tun!«
    »Ein gläubiger Mensch wie Sie sollte wissen, dass es nicht auf bunte Vielfalt um jeden Preis ankommt, sondern um die Festigkeit des Glaubens geht«, erwiderte Sun-Tarin sehr ernst.
    Genau über diesen Punkt werden wir uns wahrscheinlich noch sehr häufig streiten! , glaubte Bruder William.
    Eine weibliche Stimme ließ Bruder William im ersten Augenblick regelrecht zusammenzucken.
    »Vielleicht können Sie Ihren Disput für einige Zeit unterbrechen«, sagte Dana Frost. Weder der Kridan noch Bruder William hatten bemerkt, wie die Kommandantin der STERNENFAUST den Raum betreten hatte. Zu vertieft waren sie in dieses Gespräch gewesen.
    »Captain!«, entfuhr es Bruder William.
    »In wenigen Minuten werden wir Botschafter Paljanov an Bord nehmen und ich möchte Sie, Sun-Tarin, gerne mit ihm bekannt machen!«
    »Der Name Paljanov ist natürlich jedem Tanjaj ein Begriff«, erklärte Sun-Tarin. Er öffnete weit den Schnabel und schlug beide Hälften anschließend mit einem klackenden Geräusch aufeinander. »Botschafter Paljanov hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass ich heute an Bord Ihres Schiffes sein kann, Captain.«
    Dana nickte. »Ja, ich weiß.«
    »Ich hoffe nur, dass wir dann endlich Klarheit darüber bekommen, wohin die Reise gehen wird!«, sagte William.
    »Ich werde mir einen Kaffee ziehen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen an den Tisch setze?«, fragte Dana.
    »Nein, natürlich nicht!«, erwiderte William.
     
    *
     
    Zusammen mit Bruder William und Sun-Tarin begab sich Dana in den Vorraum der Außenschleuse. Wenig später konnten sie dort Botschafter John Paljanov empfangen.
    Paljanov begrüßte Frost und Bruder William mit einer Freundlichkeit, die ihm bei ihren
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