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Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus

Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus

Titel: Sternenfaust - 034 - Flucht in den Nexus
Autoren: Luc Bahl
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hatte, in einen tiefen Schlaf. Allerdings keinen traumlosen, kompromisslos erholsamen Schlummer.
    Die Meuterei setzte sich in ihrem Traum fort und artete in heftige Kämpfe aus, die sich auf den Besitz und die ungehinderte Verwertung der Naniten-Proben konzentrierten. Da nach wie vor keine Waffen funktionierten, war es ein erbitterter Kampf mit bloßen Fäusten. Mann gegen Mann, Frau gegen Frau, jeder gegen jeden. Irgendwann musste sie sich in einem Stahlkäfig mit Milgor prügeln, der in ihrem Traum die Größe eines Gorillas hatte. Rings um den Käfig tobte die gesamte Besatzung der STERNENFAUST als aufgepeitschtes Publikum.
    Als man sie zurück auf die Brücke rief, konnte sich Dana jedoch nicht mehr an den Ausgang des Kampfes erinnern.
    Sie hatte sich zwar kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, fühlte sich aber, da der vorausberechnete Augenblick unmittelbar bevorstand, so als befände sie sich nach wie vor in einer Art Traumwelt und nicht in der Wirklichkeit. Die spiralförmige Flugbahn brachte es mit sich, dass sie die Grenzschicht zwischen Nexus und Normalraum diesmal nicht in einem Frontalaufprall berühren würden, sondern quasi daran entlangschleifen würden. Das aber sollte keinen Unterschied machen, hatten zumindest die Kridan an Bord erklärt. »Seit den Anfängen der Raumfahrt kennen wir den Nexus«, sagte Rior-Su, »allerdings nur von außen. Wenn sich die Hülle von innen und außen in gleicher Weise verhält, dann ist der Winkel, mit dem ein Schiff auf den Komplex trifft, völlig egal. Berührt es diese Grenze, wird es vernichtet. Selbst wenn es ihm noch gelingen sollte, eine Kurskorrektur auszuführen, bedeutet es trotzdem seine Vernichtung, wenn es nicht gelingt, dem Nexus völlig auszuweichen. Der leiseste Kontakt und …«
    Er deutete mit seinen Händen eine Explosion an.
    Niemand hatte seinen Ausführungen mehr zugehört. Alle Blicke waren auf den großen Zentralmonitor gerichtet, der mittels einer Simulation die Annäherung an die Nexus-Grenze sichtbar machte.
    Im Moment des Kontakts zerriss das Bild und grelles Licht brach aus dem Monitor. Es strahlte in einer derartigen Intensität, dass es die gesamte Brücke in gleißendes Weiß tauchte. Es sah so aus, als ob jeder Gegenstand und jede Person von einem Augenblick zum nächsten seine Konturen verlor. Es gab nur noch vage Abstufungen in Weiß, die erahnen ließen, wo sich etwas oder jemand im Moment der Berührung befunden hatte.
    Einen Lidschlag später war alles wieder vorbei. Nur auf der Netzhaut hielt sich noch eine Weile ein nervöses Flackern, ein schwacher Nachhall des Übergangs. Dann der Anblick der Sterne. Unbeschreiblicher Jubel brach aus. Sie waren draußen.
    Langsam , dachte Dana. Es ist noch nicht überstanden … Sagte aber nichts, da sie die Erleichterung und Freude nur zu gut mitfühlen konnte. Tatsächlich fiel es ihr zuerst auf.
    »Das … das kann … nicht sein«, entfuhr es ihr.
    »Doch«, entgegnete van Deyk. Allerdings klang auch er maßlos überrascht.
    Auf der Nexus-Blase explodierte gerade in feinster Verästelung ein aufprallender Kridan-Kreuzer. Aber nicht irgendeiner! Das Ganze hatten sie schon einmal gesehen, jedoch aus einem anderen Blickwinkel. Was ihnen aber den Atem stocken ließ, war das andere Schiff, das sich nicht weit hinter dem Kridan-Kreuzer befand. Die Form war zu ungewöhnlich, zu charakteristisch, um sich zu irren.
    »Wir behalten Höchstgeschwindigkeit«, sagte Dana mit belegter Stimme. »Bergstrom-Aggregate auf mein Kommando …« Sie befanden sich schräg hinter dem Nexus und entfernten sich in hohem Tempo von dem Komplex und der Hauptstreitmacht der Kridan-Kreuzer, die sie in diese teuflisch-tödliche Falle gelockt hatten. Offensichtlich hatte man ihren Wiederaustritt – ihren vorzeitigen Wiederaustritt! – noch nicht entdeckt, weil man sie gar nicht entdecken konnte. Sie durften überhaupt nicht existieren und doch taten sie es und beobachteten sogar, wie die STERNENFAUST – ihre STERNENFAUST! – sie selbst vor etlichen Star-Corps-Standard-Stunden auf die Hülle des Nexus-Komplexes aufschlug.
    »Jetzt!«, donnerte Dana – und sie sprangen in den Bergstrom-Raum …
     
    *
     
    Als sie Stunden später dorthin zurückkamen, wo der Überfall stattgefunden hatte, fand sich kaum noch etwas, was daran erinnerte. Mit dem Übergang in den Bergstrom-Raum hatte die Raum-Zeit-Paradoxie, die sie für einen Moment verdoppelt hatte, aufgehört zu existieren. Bis
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