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Sternenfaust - 012 - Space-Surfer

Sternenfaust - 012 - Space-Surfer

Titel: Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
Autoren: Luc Bahl
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eine Art schwarzes Loch, in dem alle Gedanken, Empfindungen, Eindrücke und Fragen verschwanden.
    Vor ihm huschte ein Trupp aus drei Technikern mitsamt einigen Montagerobots über den Gang und verschwand hinter einer Biegung. Die Männer lachten, weil sie das Programm von einem der Roboter so manipuliert hatten, dass die Maschine immer versuchte, die anderen Roboter anzurempeln und zu Fall zu bringen.
    Sie beachteten ihn überhaupt nicht. Aber in seinem Innern entstand glasklar angesichts dieser Szene wieder das eine Bild. Das Bild, das er nicht mehr vertreiben konnte. Es war in Wahrheit mehr als nur ein Bild oder eine Folge von Bildern, die zeigten, wie er die Frau angesprungen und zu Boden geworfen hatte. Es war auch das Wimmern, als er ihr den Mund verschlossen hatte. Und es war der Geruch nach Angst, der zusammen mit den Bildern und den in seinem Schädel hallenden Geräuschen immer wieder aufs Neue entstand.
    Immer wieder überwältigten ihn die Gefühle. Es war, als ob sie ihm den Atem raubten, so wie er es ihr unmöglich gemacht hatte zu atmen. Er spürte erneut, wie sie versucht hatte, sich zu wehren. Doch sie hatte keine Chance.
    Keine einzige Chance …
    Was hatte er getan, fragte er sich wieder und wieder. Warum, weshalb hatte er sich so gehen lassen? Natürlich fand er keine Antwort.
    Er sah nur ein unentwirrbares Knäuel aus zuckenden, pulsierenden, schwach rötlich leuchtenden Fasern und Fäden, die sich ineinander verwickelt und verknotet hatten. Er begriff, dass dieses Knäuel aus einer Verdichtung seiner Nerven bestand, die sich gegenseitig reizten und weiter entzündeten. Sie strahlten vor reinem Schmerz. Der Schmerz und die Angst tobten in ihm. Die Nervenballung überflutete ihn außerdem mit Wellen von Ekel, Abscheu und Hass. Alles war ihm unbegreiflich geworden und er sich selbst am unbegreiflichsten.
    Mit lautem Würgen erbrach er sich.
    »Pfui Teufel!«, ertönte es vom anderen Ende des Ganges.
    Einer der Techniker war zurückgekehrt. Über sein Gesicht glitt Widerwillen, als er die sich übergebende Gestalt sah. Der Gang war wegen der abgeschalteten Energieversorgung von der Notbeleuchtung in ein trübes Dämmerlicht getaucht.
    Trotzdem konnte der Techniker den würgenden Mann nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen. Außerdem erkannte er an der Uniform trotz der Dunkelheit und der Entfernung, dass es sich um einen Offizier handelte. Kopfschüttelnd ging er schnell weiter.
    Sollen sich die Reinigungsrobots um die Sauerei kümmern , dachte er, als er sich entfernte.
     
    *
     
    »Am besten«, riet Kkiku’h, »fängst du mit deinem ersten Bericht über die USW mit einer allgemein gefassten Einleitung an.«
    D’koh bewegte in einer hilflosen Geste seine Feinarme gegen die wesentlich kräftigeren Kampfarme. Er drückte damit aus, dass er nicht begriff, was ihm der Journalist erklären wollte.
    »Stell dir vor, du berichtest jemandem darüber, der noch nie etwas davon gehört und gesehen hat«, erläuterte Kkiku’h.
    »Das gibt’s doch nicht«, protestierte D’koh. »Jeder kennt die Wettbewerbe, die einzelnen Sportarten, die Favoriten und die Außenseiter.«
    »Vertrau mir! Tu so, als müsstest du schon die Gegend und nicht nur die Feinheiten des Space-Wave erklären«, beharrte Kkiku’h. »Wenn du etwas erzählst, dann denk an die Frischgeschlüpften und Neugeborenen. Die jungen Zuschauer sind für uns besonders wichtig.«
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte D’koh zögerlich.
    »Und glaub mir, auch alte Profis und Kenner der Materie genießen es, wenn sie etwas hören, das ihnen vertraut ist. Damit baust du Spannung auf …«
    D’koh bewegte zustimmend die Fühler.
    »Also, bist du bereit für die erste Aufzeichnung?«
    Er hob den Kopf, straffte sich und blickte direkt in die Kamera. »Nur wenige Lichtjahre von Beta Pictoris entfernt – hoheitsrechtlich zählt es zum Kerngebiet des Sternenreichs der Mantiden –, befindet sich der traditionelle Austragungsort der USW«, begann D’koh die Reportage. »Bessere Bedingungen für die verschiedenen Disziplinen der Space-Waver findet man nirgendwo im bekannten Bereich der Galaxis. Gravitationsschlaufen und Dimensionsfragmente haben sich hier in einer Weise miteinander verzahnt, dass eine mehrere Lichtsekunden durchmessende Wölbung im Raum-Zeit-Kontinuum entstanden ist, die wie eine Art Linse oder Teleskop wirkt. Auf diese unsichtbare Verdichtung werden in unablässiger Folge und in rasender Geschwindigkeit in der Art eines
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