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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen
Autoren: Andre Norton
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schließen.
    »Abdämpfen!« warnte Eet mich. »Denke an Dunkelheit – Schwärze!«
    Die Macht seiner Gedanken riß mich mit, und ich dachte mit aller Konzentration an die Dunkelheit. Ich konnte es nicht fassen – aber es gelang uns, diese grelle Energie zu bändigen. Der schreckliche Glanz wurde blasser.
    Ryzk starrte den Stein verständnislos an. Immer noch enthielt er einen starken Lichtkern, und ich hatte Angst, er könnte ein Loch in den Rumpf fressen.
    »Eine Zange …« Ich löste mich aus den Netzen und holte den Werkzeugkasten. Mit der Zange hob ich den Stein hoch und legte ihn in die Schale. Er hatte bereits eine Mulde in das Metall geschmolzen.
    Sobald er sich in der Schale befand, wurde sein Glanz stumpf, so als hätte er seine Energie an sie weitergegeben. Ich atmete auf. Wir brauchten ihn jetzt nicht mehr. Die Sternenkarte hatte uns verraten, daß wir den vierten Planeten des Systems aufsuchten mußten. Und Ryzk stellte den Kurs ein.
    Wir schlugen eine Parkbahn um den vierten Planeten ein und betätigten die Taststrahler. Ja, es war eine Welt vom Typ Terras.
    Dennoch waren die Bilder, die uns erreichten, erstaunlich. Ich wußte, daß Terra in den letzten Tagen vor dem Aufbruch in den Raum hoffnungslos übervölkert gewesen war. Die Städte hatten in den Himmel geragt und sich tief unter die Erde gebohrt, und selbst auf den Meeren hatte man schwimmende Siedlungen angelegt. Ich wußte es, obwohl ich die Erde nie gesehen hatte. Aber ich hatte mir die Bilder gut eingeprägt, die mir mein Vater gezeigt hatte.
    Und nun sah ich ähnliche Bilder vor mir. Es war ein Planet, der kein Fleckchen freien Erdboden, keine einzige Grasfläche zeigte. Die Kontinente waren von Häusern erstickt, und auf den Meeren befanden sich Plattformen, die zu regelmäßig für Inseln waren.
    Wir kamen auf die Nachtseite des Planeten. Aber wir sahen keine Lichter.
    »Da ist ein Hafen«, sagte Ryzk plötzlich, obwohl ich keine Unterbrechung der aufragenden Häusermassen bemerkt hatte.
    »Können Sie landen?« fragte ich. Ganz gleich, welcher Schatz uns erwartete, ich würde mich zwingen müssen, den Fuß auf diese vollgebaute Welt zu setzen.
    »Wahrscheinlich erst nach der zweiten Umkreisung«, erwiderte Ryzk. »Es sind keine Leitstrahlen da. Der Hafen dürfte verlassen sein.« Aber er sah alles andere als glücklich drein. Wahrscheinlich teilte er meine Gefühle.
    Er begann einen neuen Kurs einzuspeisen. Dann legten wir uns zurück und beobachteten im Deckenschirm, wie der tote Stadtplanet nach uns griff – denn so erschien es uns. Die Türme wollten uns auf eine Welt hinunterziehen, die sie schon völlig verschlungen hatten.

 
17
     
    Es war Ryzks Geschick zu verdanken, daß das Schiff auf allen drei Landestützen aufsetzte. Nur ein Meisterpilot konnte so etwas schaffen. Und nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob er allein durch die Trunksucht auf die schiefe Bahn geraten war. Dann lagen wir in unseren Hängematten und betrachteten den Bildschirm, während der Beobachtungsstrahler seine Runde machte.
    Nach diesen Bildern war mein Respekt für Ryzk noch gewachsen. Er hatte unser Schiff in eine Schlucht zwischen Häusertürmen gesteuert, und die Spitzen dieser Türme ragten bis in die Wolken.
    Erst jetzt konnte man erkennen, daß sie von der Zeit nicht verschont geblieben waren. Die Wände waren graubraun oder blaugrün, und man konnte nirgends die Nahtstellen von Steinblöcken oder ähnlichen Baumaterial erkennen. Aber in den einst so glatten Wänden klafften Risse und Sprünge.
    Ryzk warf einen Blick auf die Atmosphäre-Messer. »Terra-Typ, für uns erträglich.«
    An den Häusermassen war etwas, das uns ganz klein und armselig machte. Es bedrohte uns – nicht aktiv, sondern einfach durch seine Existenz. Wir waren Insekten, unfähig, uns aus dem Staub zu erheben, in dem wir herumbuddelten. Und die alten Bauwerke rochen nach Tod. Nein, sie waren kein Grabmal, das man zur Ehre der Entschlafenen errichtet hatte, sondern ein Ort, an dem alles zum Verfall verurteilt war.
    Nichts regte sich da draußen. Keine Vögel umschwirrten die Türme. Nirgends wuchs ein Grasbüschel. Vor uns lag ein Wall von Knochen, die seit langen dahinbleichten. Wir hatten keine Furcht mehr (ich wußte, daß Ryzk meine Gefühle teilte), aber wir spürten, daß das Leben hier keinen Platz hatte.
    »Gehen wir!« sagte Eet. Sein katzenhafter Körper war angespannt, und in seinen Augen bemerkte ich ein Lauern, das ich nicht recht verstand.
    Ich verließ die
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