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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller -
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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die noch eine Stufe unter Anwalt standen, hatte Leo zumindest so viel erreicht. Susan trank noch einen Schluck Wein. Er schmeckte kein bisschen anders als das Zeug, das sie für neun Dollar die Flasche kaufte. Sie hätte gern einen Cocktail gehabt, aber es kam ihr ein bisschen früh für Wodka vor. Wenn sie noch viel länger an dieser Bar sitzen blieben, würde es nicht mehr zu früh sein.
    Hinter der Theke war ein Spiegel, und Susan fing ihr Bild darin auf. Ihr Haar war von dem Orangeton eines Neonmarkers und leuchtete im Spiegel, als wäre es radioaktiv. In den vergangenen zwei Jahren hatte sie Türkis, Violett und Pink ausprobiert. Aber der Orangeton war anders. Es wirkte wie ein Unfall, als wäre sie in einen Friseursalon gegangen und hätte darum gebeten, wie Lucille Ball auszusehen, und als sie herauskam, sah sie aus wie einer dieser Kegel, die zur Fahrbahnmarkierung benutzt werden. Die Leute verstanden nicht, dass sie aussehen wollte wie ein Fahrbahnmarkierungskegel, dass das gerade der Witz war. Sie wäre beinahe gestorben. Sie hatte ihren Job bei der Zeitung verloren. Als freie Journalistin verdiente sie kaum das Nötigste. Wäre ihr Buch über all die verrückten Arten, wie Menschen ums Leben kamen, nicht gewesen, sie hätte hungern müssen. Aber sie lebte. Archie Sheridan hatte ihr vor gerade mal drei Monaten das Leben gerettet, als er sie halb tot aus der Flut zog. Zwei Jahre waren vergangen, seit sie sich kennengelernt hatten, als sie den Auftrag bekam, ein Porträt über ihn für den Herald zu schreiben – der Polizist, der die Serienmörderin Gretchen Lowell gefangen hatte. Susans Leben war danach nicht mehr dasselbe gewesen. Sie hatte Archie Sheridan Dinge erzählt, die sie noch nie irgendjemandem erzählt hatte. Und er hatte ihr das Geheimnis anvertraut, das sein Leben fast zerstört hätte. Aber jedes Mal, wenn sie zusammen waren, wurde am Ende einer von ihnen irgendwie um ein Haar getötet. Sie wollte, dass ihr Haar sagte: Achtung, Gefahr. Stattdessen schürzten wildfremde Menschen auf der Straße mitfühlend die Lippen und versicherten ihr, dass die Farbe mit der Zeit verblassen werde. Susan erwog, es neu zu färben. Aber das bedeutete, es zu bleichen, und ihr Haar wurde ohnehin bereits struppig von der ganzen Färberei. Sie wollte zumindest noch einen Monat warten, ehe sie ihm den nächsten Farbwechsel zumutete.
    »Woran denkst du?«, fragte Leo.
    »An den Nahen Osten«, sagte Susan.
    Sie ließ den Blick auf den Fernseher über der Theke fallen. Die Lokalnachrichten waren zu dem Mord im Park zurückgekehrt, und es gab wieder eine Hubschrauberaufnahme: der Tatort von oben. Die Bäume waren hauptsächlich Nadelhölzer, mit einzelnen Laubbäumen dazwischen. Als die Kamera heranzoomte, konnte Susan ein Stück Absperrband erkennen, eine Ansammlung von Leuten und noch etwas …
    »Die Bäume«, sagte sie.
    »Was?«, sagte Leo.
    »Ich muss telefonieren.«
    »Lass mich raten«, sagte Leo. »Archie.«
    Susan wählte Archies Nummer. Sie geriet an die Mailbox. Das war meist so, wenn sie Archie anrief. »Ich bin es«, sagte sie. »Ich habe Sie in den Nachrichten gesehen.« Sie hätte ihm sagen können, was sie gesehen hatte, aber sie entschied sich, es nicht zu tun. Wenn er es wissen wollte, konnte er zurückrufen. »Mir ist an dem Tatort etwas aufgefallen«, sagte sie. »Könnte wichtig sein. Sie wissen, wie Sie mich erreichen.«

7
    Archies Handy brummte an seinem Oberschenkel. Normalerweise hatte er es in der Sakkotasche stecken, aber für ein Sakko war es in diesen Tagen zu heiß. Das vibrierende Gerät kitzelte sein Bein. Er achtete nicht darauf und folgte Bea Adams ins Wohnzimmer, wo sie die neun Mädchen versammelt hatte, die gegenwärtig in der Einrichtung lebten. Wie in den meisten Häusern in Portland gab es keine Klimaanlage. Eine Ansammlung altertümlicher Ventilatoren blies warme Luft aus verschiedenen Richtungen durch den Raum. Die Sonne, die durch das Fenster fiel, beleuchtete eine Unzahl von Staubpartikeln.
    Archie nieste.
    »Gesundheit!«, sagte eines der Mädchen.
    Er blickte auf. Ein feiner Sprühnebel seines Speichels funkelte vor ihm in der Luft. Dahinter, jenseits des Sonnenstrahls, stand eine Couch, und auf dieser Couch saßen vier Mädchen. Das Mädchen, das gesprochen hatte, saß auf dem Boden vor der Couch. Die Piercings im Gesicht waren verschwunden, und das Haar war gewachsen und blond gefärbt, mit ein paar Zentimetern hellbraun an den Wurzeln. Ein farbenfroher indischer Rock
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