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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller -
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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als sie plötzlich vom Fenster zurücktrat, war er überzeugt, dass sie gesehen hatte, wie er zu ihr hinaufschaute.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl. Er kam sich vor wie ein Spanner, obwohl in Wahrheit doch sie zu ihm hinuntergeschaut hatte, oder?
    Noch eine Blondine. Das war das Letzte, was Archie gebrauchen konnte.
    Er hielt den Blick gesenkt und eilte über die Straße. Seit die Flut große Schäden in weiten Teilen der Innenstadt angerichtet hatte, waren drei Monate vergangen, aber noch immer hing ein fauliger, feuchter Geruch von dem Hochwasser in der Luft, der Archies Kehle reizte und sich in seinen Kleidern festhängte. Die Hitze machte es nur schlimmer.
    Das Gebäude war als Lagerhaus für Obst und Gemüse errichtet worden, mit Büros in den oberen Stockwerken. Damals in den Dreißigerjahren hatte man hier Obst aus Oregon verladen. Lkw-Fahrer aus Kalifornien packten ihre Fahrzeuge voll und brausten zurück nach Süden. Für die ersten Lieferungen bekam man am meisten. Danach war der Reiz des Neuen dahin, und der Preis fiel. Ständig starben Trucker auf dieser Route. Sie schliefen am Lenkrad ein oder nahmen eine Kurve zu schnell. Heute kommen weltweit die meisten Äpfel aus China.
    Archie ging durch die übergroße Tür auf der Laderampe und fuhr mit dem alten Lastenaufzug ins sechste Stockwerk hinauf.
    Sein Handy fing wieder zu läuten an, kaum dass er die Tür zu seiner Wohnung geöffnet hatte. Er zog es aus der Hosentasche, nahm das Gespräch aber nicht an. Stattdessen legte er das Gerät auf den Tisch gleich hinter der Tür. Beim Weggehen schaute er auf das Display. Er hatte zweiundzwanzig Anrufe in Abwesenheit.
    Archie ging eine Runde durch seine Wohnung, schaltete Ventilatoren ein und öffnete Fenster. Es war ein vertrauter Ablauf, er tat es immer in der gleichen Reihenfolge. Die bewegte Luft zu fühlen vermittelte einem zumindest den Eindruck, als würde die Temperatur sinken. Der Gestank von der Flut war hier erträglich. Er knöpfte sein Hemd auf, ging ins Wohnzimmer und blickte aus dem Fenster. Er fragte sich, ob die Blondine ein Stockwerk unter ihm noch am Fenster stand. Draußen war der Himmel von verschiedenen Schichten Pastellfarbe überzogen, und der Willamette sah beinahe lila aus. Portland war eine in kräftigen Farben gemalte Stadt – tiefgrüne Bäume und reinweiße Bergspitzen, roter Ziegel und blaues Wasser. Dann blinzelte man einmal, und alles verwandelte sich in Pastell – rosa Himmel, lila Fluss, silberne Skyline –, das Portland eines französischen Impressionisten. Es war dieses Portland, das irgendwie immer auf den Postkarten landete. Es machte die Sache nicht besser, dass das mit zweiundvierzig Stockwerken zweithöchste Gebäude in Portland ein fetter Wolkenkratzer aus rosa Glas war.
    Archie lächelte. Portland. Bekannt für seine zarten Farben und seine Serienmörder.
    Hinter den Dächern und den alten hölzernen Wassertürmen des Großmarktbezirks konnte Archie die gläsernen Zwillingstürme des Kongresszentrums und das Band des Interstate-Highways ausmachen, der parallel zum Fluss verlief. Direkt vor ihm und hinter alldem erhob sich der Mount St. Helens eine Stunde nördlich im Bundesstaat Washington. Der Vulkan war 1980 ausgebrochen und hatte fünfundsiebzig Menschen getötet, und noch immer spuckte er ab und zu eine Dampfwolke aus, um daran zu erinnern, dass er noch da war. Ein alter Knacker namens Harry R. Truman hatte sich geweigert, sein Haus auf dem Berg zu verlassen, als die Behörden zu ihm kamen. Seine Leiche war nie gefunden worden.
    Das Telefon läutete abermals. Archie warf einen Blick darauf. Er konnte den Anrufen nur für eine gewisse Zeit ausweichen. Er fühlte einen Schmerz unter der Narbe auf seiner Brust, sagte sich, dass alles nur in seinem Kopf stattfand, und griff nach dem Handy.
    »Sie geben nicht auf, oder?«, sagte er.
    Am anderen Ende gab es eine Pause. »Detective Sheridan?«, ertönte eine männliche Stimme unsicher. »Hier ist Jim Prescott vom Oregon State Mental Hospital.«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Archie, während er zurück zum Fenster ging. Er hatte sich die ersten Nachrichten angehört, die Prescott hinterlassen hatte. Archie hatte gedacht, Prescott würde es richtig deuten, wenn er einfach nicht zurückrief. Er hatte sich geirrt.
    »Ich versuche die ganze Zeit, Sie zu erreichen«, sagte Prescott.
    Archie wusste alles über Prescott. Er hatte an der University of California Davis studiert und seinen Doktor der Medizin in Harvard
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