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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller -
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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grinste spöttisch. »Ich kenn da einen Typen.«
    Der Geruch war frisch. »Du hast heute Morgen geraucht?«, fragte Archie.
    Bea hatte die Arme verschränkt. »Es ist im Haus nicht erlaubt«, sagte sie.
    »Also bist du nach draußen gegangen«, sagte Archie zu Pearl.
    »Sie dürfen auf der vorderen Veranda ebenfalls nicht rauchen«, sagte Bea.
    »Wir dürfen hier gar nichts«, sagte das Mädchen mit dem orangefarbenen Irokesenschnitt.
    Archie sah Pearl direkt in die Augen. »Wenn ich in den seitlichen Garten und Richtung Parkplatz gehe, finde ich dort deine Zigarettenkippen. Ich nehme an, du bist die Einzige hier, die Nelkenzigaretten raucht. Und ich denke, ich finde Kippen von heute Morgen.«
    Pearl drehte den Kopf zur Seite. »Ich habe nichts gesehen. Ich habe ihn mit der Wäsche vorbeigehen sehen.«
    Ein warmer, staubgesättigter Luftzug von einem der Ventilatoren traf Archie, und er nieste wieder. Diesmal sagte niemand Gesundheit. Alle beobachteten Pearl.
    »Und dann?«, fragte Archie.
    »Dann bin ich wieder ins Haus gegangen.«
    »Um welche Zeit?«
    Sie hatte den Stift in der Hand und umklammerte ihn so heftig, dass es aussah, als könnten ihre schlanken Finger ihn zerbrechen. Auf ihren Armen zeigte sich eine Gänsehaut. Alle anderen schwitzten. »Keine Ahnung«, sagte sie.
    »Pearl«, sagte Bea. »Du musst ihm sagen, was du gesehen hast.«
    Pearl wandte den Blick ab. »Ich habe Jake gesehen«, sagte sie. »Ich mochte ihn. Ich habe mich manchmal mit ihm unterhalten. Aber nicht heute Morgen, weil er es nicht mochte, wenn ich rauchte.«
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wischte sie fort, und als sie die Hand wieder sinken ließ, war ihr Gesicht mit Tinte verschmiert. Der Kugelschreiber war ausgelaufen. »Glauben Sie mir?«, fragte sie Archie.
    Sicher, sie hatte ihn mit dem Taser geschockt, und als er zu sich gekommen war, hing er an Fleischerhaken, aber dann hatte sie auch geholfen, ihn zu retten. Gerade noch rechtzeitig. »Ja«, sagte er. Pearl sah erleichtert aus. Tintenblaue Tränen liefen ihr übers Gesicht. Als Archies Tochter vier gewesen war, hatte sie einmal das Make-up seiner Frau in die Hände bekommen und war danach im ganzen Gesicht voll Lidschatten und Wimperntusche gewesen. Sie hatte damals ebenfalls geweint. Kinder lernten zu weinen, wenn sie keinen Ärger bekommen wollten. Archie lehnte sich zurück und fing den Blick eines Streifenbeamten auf, der draußen in der Eingangshalle stand. »Fordern Sie ein Spurensicherungsteam an«, sagte Archie zu dem Mann.
    Pearl riss die Augen auf. »Wieso?«, fragte sie.
    »Ich möchte dich auf Blutspritzer untersuchen lassen«, sagte Archie.
    Pearls harte Fassade bröckelte sichtbar. Archie bemühte sich, nicht zu lächeln.

8
    Das Licht in Archies Wohnung brannte, als er nach Hause kam. Er konnte es von außen sehen. Es gab ihm das Gefühl, als würde er zu etwas anderem als einer leeren Wohnung in einer halb sanierten öden Gegend aus Lagerhäusern und kleinen Billigläden heimkommen. Es war fast 21.00 Uhr und noch hell. Das Tageslicht war zäh im pazifischen Nordwesten im Sommer. Die kurzen, dunklen Wintertage dehnten sich zu Tagen, die früh begannen und an denen es noch lange nach dem Abendessen hell blieb. Es war noch hell draußen, wenn die Kinder ins Bett geschickt wurden, und bereits wieder hell, wenn morgens der Wecker läutete. Alle Leute blieben lange wach und standen zu früh auf. Alle waren müde.
    Jake Kelly hatte keine Familie. Archie hatte seinen nächsten Verwandten benachrichtigt, einen Cousin in Iowa. Bis jetzt gab es keine Hinweise, keine Zeugen, keine Spuren. Das Einzige, was sie hatten, war die Blume.
    Archie sah von seinem Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu seinem Gebäude hinauf. Es sah aus wie alle anderen Gebäude in der Gegend: sechs Stockwerke verblasster Ziegel mit großen Fabrikfenstern und einer betagten Laderampe auf der Vorderseite. Das alte Glas reflektierte die Dämmerung, sodass der Bau immer wieder zu verschwinden schien. Nur wenige Lichter brannten im Haus. Die Sanierer bauten ein bewohnbares Loft nach dem anderen in das Ziegelgebäude, und erst wenige waren besetzt. Als Archie die Blondine sah, dachte er für einen Moment, sie sei in seiner Wohnung und schaue von seinem Fenster zu ihm hinunter. Er musste sich in Erinnerung rufen, dass Gretchen im Gefängnis saß. Nach einer Schrecksekunde begriff er dann, dass sie ein Stockwerk unter ihm am Fenster stand. Sie war fünf Stockwerke weit oben, aber
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